Archiv Oktober 2018 Wahrscheinlichkeit von eins zu 200 Millionen: Biologisches Wunder in Trierer Krankenhaus

Trier/Mettendorf · Kira Fandel und Willy Gass aus Mettendorf (Eifel) bekommen eineiige Drillinge. Selbst ein Sechser im Lotto wäre wahrscheinlicher.

 Eine medizinische Sensation: Die Drillinge Tara, Amara und Mila Gass sind wohlauf.

Eine medizinische Sensation: Die Drillinge Tara, Amara und Mila Gass sind wohlauf.

Foto: TV/Christian Thome

Es ist ein ganz normaler Routinebesuch beim Frauenarzt. Kira Fandel und ihr Freund Willy Gass aus Mettendorf sitzen im Behandlungsraum, der Gynäkologe macht einen Ultraschall. Plötzlich stürmt der Arzt Jan Stefaniak aus dem Raum – ohne ein Wort zu sagen. Kira Fandel hat Angst. „Da stimmt doch was nicht“, denkt sie. Nach einigen bangen Minuten kommt der Arzt zurück. „Ich musste das erst mal überprüfen“, sagt er. „Aber es stimmt. Sie bekommen Drillinge.“ Mutter und Vater schauen sich an. Sollen sie sich freuen oder schockiert sein?

„Ich konnte es selbst kaum glauben, dass ich auf einmal drei Fruchtblasen gesehen habe“, sagt der Mediziner. Erst vier Wochen zuvor hatte die junge Familie erfahren, dass sie Zwillinge erwartet. „Dass es dann drei werden, das löste erst mal einen Wow-Effekt aus“, sagt Willy Gass. Nun sind Tara, Amara und Mila da – und es bleibt nicht bei einer Überraschung. Eine Drillingsgeburt an sich ist schon ungewöhnlich und selten.

 Sensationell: Kira Fandel, Willy Gass und ihre Kinder Tara, Amara und Mila (von links).

Sensationell: Kira Fandel, Willy Gass und ihre Kinder Tara, Amara und Mila (von links).

Foto: TV/Christian Thome

Dass diese auch noch eineiig sind, ist sensationell. „Der Arzt meinte, dass das wie ein Sechser im Lotto mit Zusatzzahl ist“, sagt Vater Willy Gass. Genau genommen ist es sogar viel unwahrscheinlicher, denn besteht beim Lotto eine Chance von eins zu 140 Millionen, sind es bei einer Drillingsgeburt eins zu 200 Millionen. Diese Zahl errechnet sich nach der sogenannten Hellin-Regel (siehe Info).

Doch aufgepasst, denn es wird noch unwahrscheinlicher: Die meisten Mehrlingsgeburten, insbesondere bei Drillingen, entstehen durch künstliche Befruchtung. „Bei uns war alles natürlich“, scherzt Kira Fandel. „Dass es bei einer natürlichen Schwangerschaft zu eineiigen Drillingen kommt, ist wirklich selten und kaum zu glauben“, staunt der Gynäkologe Jan Stefaniak.  Was noch viel wichtiger ist: Die Neugeborenen sind kerngesund. Auch das kommt nicht bei jeder Geburt vor, besonders bei einer so risikoreichen. Momentan liegen die Drei noch auf der Frühchenstation des Mutterhauses in Trier, in etwa drei Wochen dürfen sie dann nach Hause. Sie sind zwar Frühchen, doch waren gewissermaßen spät an: „Normalerweise sagt man, dass Drillinge so in der 30. Woche geboren werden“, erklärt Kira Fandel. „Meine kamen in der 35.“  Auch das ist ein Grund, warum die Mädels so gesund sind, denn sie wiegen bei der Geburt jeweils knapp zwei Kilo. Ein guter Wert für Drillinge, aber ganz schön viel Arbeit für die Mutter. „Sechs Kilo Baby in sich tragen ist schon hart.“ Wie erst jetzt bekannt wurde war es am 11. Oktober so weit: Die Drillinge wurden geboren.

Haben die beiden Angst vor der Zukunft? Klare Antwort: Nein. „Zunächst dachten wir uns schon, wie wir das mit drei schaffen sollen. Aber das wird schon“, sagt der 27-jährige Koch Willy Gass. Er und seine 24-jährige Frau, die vor der Geburt als Altenpflegerin arbeitete, erhalten Unterstützung von den Groß- und Urgroßeltern der Drillinge. Sie sind inzwischen in das Haus von Kiras Vater gezogen.

Kira Fandel wird zunächst zwei Jahre Elternzeit nehmen, ihr Freund vier Monate.  Wie bereitet man sich auf eine so ungewöhnliche Situation vor? Viele Dinge erfährt Kira Fandel aus den sozialen Netzwerken: „Da gibt es eine Gruppe nur für Eltern von Drillingen. Da erfährt man alles.“ Die beiden sind dort Mitglied, geben und empfangen Tipps. Auch der Freundeskreis hat seine Unterstützung zugesagt.

Was fehlt, ist ein Auto, das auf die plötzlich vorhandenen drei Kinder ausgelegt ist. „Momentan haben wir zwar zwei Autos, aber da müssten wir in Karawanen fahren“, schmunzelt der Vater. Sie nehmen die Situation mit Humor, freuen sich über die drei kerngesunden Babys, haben aber auch Respekt: „Natürlich wird es nicht einfach, man braucht ja alles dreimal“, sagt Kira Fandel. So ruhig und aufgeweckt, wie die beiden wirken, wäre verwunderlich, wenn

sie es nicht schaffen, die Situation zu meistern.  Auch für das Mutterhaus Trier sind die Drillinge eine echte Überraschung. „Das ist natürlich immer eine sehr schöne Geschichte, Drillinge an sich sind ja schon selten“, sagt Kristina Kattler von der Presseabteilung des Krankenhauses. Tara, Amara und Mila sind die ersten Drillinge in diesem Jahr. Im vergangenen Jahr waren es fünf Drillingsgeburten, im Jahr davor nur eine. Welche Folgen ein Routinebesuch beim Frauenarzt alles haben kann.

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