Einheit, Spaltung, Ökumene

HEILIGKREUZ. Nur in der Altstadt stehen mehr Gotteshäuser: Eine evangelische und zwei katholische Kirchen, die romanische Heiligkreuzkapelle sowie drei Klosterkapellen zählt Heiligkreuz.

 Stadtteil-Wahrzeichen: Die romanische Heiligkreuzkapelle wurde 1944 schwer beschädigt und präsentiert sich nach der originalgetreuen Restaurierung (1957/58 und 1975 bis 1980) wieder als Bau-Juwel.Foto: Cordula Fischer

Stadtteil-Wahrzeichen: Die romanische Heiligkreuzkapelle wurde 1944 schwer beschädigt und präsentiert sich nach der originalgetreuen Restaurierung (1957/58 und 1975 bis 1980) wieder als Bau-Juwel.Foto: Cordula Fischer

Imposanter Bau, gewöhnungsbedürftige Architektur - wer die Heiligkreuzer Pfarrkirche erstmals besucht, ist irritiert. Das Gotteshaus als schön zu bezeichnen, fällt vor allem von außen schwer. Was auch daran liegt, dass sich Besucher von den falschen Seiten nähern. Denn wäre alles nach dem Plan des Architekten gelaufen, läge der Haupteingang zwischen den beiden kleinen spitzen Türmen an der Südseite, die nun von Pfarrzentrum und Kindergarten verdeckt werden. Der Altar war im Bereich der heutigen Verbindung zur Kapelle vorgesehen. Entsprechend hätten auch die Kirchenbänke anders angeordnet werden müssen - wahrscheinlich im Halbrund.Es kam anders, und es kam so, wie der erste Nachkriegspastor und Kirchen-Erbauer Jakob Begon es durchsetzte. Ihm verdankt die Pfarrei ihr großes Gotteshaus, das aufgrund seiner hervorragenden Akustik lange Zeit auch eine der bevorzugten Konzertkirchen Triers war.Drei Priester prägten mit ihrem Wirken die beiden katholischen Pfarreien des Stadtteils: Als Begon 1970 die Gemeinde nach einem Vierteljahrhundert verließ, hatte sich in Richtung Mariahof bereits die zweite Pfarrgemeinde des Stadtteils etabliert: Pater Paul Hoffmann hatte den Aufbau der neuen Gemeinde vorangetrieben und erreicht, dass die Vikarie St. Maternus im August 1967 zur Pfarrei erhoben wurde. Damit war die Heiligkreuzer "Kirchenspaltung" perfekt, rund 2700 Katholiken hatten nun ihre eigene Gemeinde, deren Pfarrjugend auch schon mal von einem evangelischen Christen geführt wurde.Gelebte Ökumene in direkter Nachbarschaft zur evangelischen Christuskirche; für die stand auch die persönliche Verbundenheit von Pater Hoffmann und Pfarrer Manfred Henke von der evangelischen Christuskirche.In Alt-Heiligkreuz hatte derweil Pastor Albert André die Nachfolge Begons angetreten; ein konservativer Kirchenmann, der mit seinen pointierten Predigten auch Katholiken aus anderen Teilen der Stadt anlockte. Bei Messdienern war er gleichermaßen geschätzt wie gefürchtet, doch Andrés Autorität und Strenge vermissten nach dessen Abgang 1981 vor allem ältere Gemeindemitglieder.Laien prägen Gemeindeleben

Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet Paul Hoffmann Andrés Nachfolge antreten und so die neue Seelsorge-Einheit begründen sollte; nur ein Jahr, nachdem 1980 in St. Maternus die neue Kirche fertiggestellt worden war. Beide Gemeinden kamen sich nun wieder näher, doch bewahrten sie sich bis heute relative Eigenständigkeit. Das gelang auch, weil unter Hoffmann und seinen Kaplänen die Laienarbeit in den beiden Gemeinden einen starken Aufschwung erlebte. Heute zählt St. Maternus 1528 und Heiligkreuz 2993 Katholiken.Inzwischen bilden St. Maternus und Heiligkreuz gemeinsam mit St. Michael (Mariahof) eine Seelsorge-Einheit Pastor; Georg Goeres steht an der Spitze der drei Pfarreien, die auf vielen Ebenen zusammenarbeitet. So bilden die Kirchenchöre eine Gemeinschaft, die oft gemeinsam auftritt. Die schon traditionelle Feier der "Ökumene am Weiher" stärkte in den vergangenen Jahren die Zusammenarbeit von evangelischen und katholischen Laien. Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Gemeindeleben. Stolz sind die Heiligkreuzer auf den großen Kirchenmann, der von 1943 bis 1945 die Geschicke der Pfarrei lenkte: Josef Höffner erlebte als Pfarrer die Evakuierung und Bombardierung Triers 1944 mit. Später war er Kardinal und Erzbischof von Köln sowie Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. In unserer "Trier - ganz nah"-Reihe startet in der Wochenend-Ausgabe die Ruwer-Serie.

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