Erst die Gespräche, dann das Programm

Trier · Sie ist nicht in der Partei, tritt aber an für die CDU: Hiltrud Zock will Oberbürgermeisterin in Trier werden. Der TV hat sie zu aktuellen stadtpolitischen Themen befragt.

 Hiltrud Zock, parteilos, geht für die CDU ins Rennen

Hiltrud Zock, parteilos, geht für die CDU ins Rennen

Foto: Archiv

Trier. Normalerweise radelt sie durch die Stadt, seit einigen Tagen aber fährt sie auch mit einem auffälligen Auto mit Kennzeichen TR-OB 2015. Hiltrud Zock meint es ernst mit ihrer Kandidatur, wie sie im TV-Gespräch berichtet.
Zehn Monate offizielle OB-Kandidatin. Mal ehrlich: Haben Sie den Schritt schon einmal bereut?
Hiltrud Zock: Nein, wirklich noch nie. Ich habe viele gute Erfahrungen gemacht und viele gute Gespräche geführt, die mich darin bestätigen, dass ich als ambitionierter Querdenker der Stadt guttun werde.
Warum sollten die Trierer Hiltrud Zock wählen und nicht Wolfram Leibe oder Fred Konrad?
Zock: Weil ich die Potenziale unserer Stadt kenne und auch in der Lage bin, diese Chancen zu erschließen. Es liegt an der Gestaltungskraft des OB, dass sich die Menschen als Bürger, als Unternehmer im Sinne ihrer Stadt engagieren. Das ist kein Neuland für mich, das habe ich in den vergangenen 20 Jahren haupt- und ehrenamtlich in der Wirtschaft, im Sozialen und in der Kultur auch schon gemacht.
Wann wählen die Trierer den OB. Am 28. September oder in der Stichwahl am 12. Oktober?
Zock: Am liebsten am 28. September. Das spart uns allen viel Zeit und die Kosten einer Stichwahl.
Bisher war der Wahlkampf ja noch nicht sehr von Inhalten geprägt. Wird sich das noch ändern?
Zock: Die OB-Wahl ist eine Personenwahl, daher sollten die Trie rer vor allem die Persönlichkeit und die Grundhaltung ihres künftigen Stadtoberhaupts kennen. Ich möchte die Weichen stellen für ein zukunftsfähiges Trier, das heißt solide Arbeitsplätze in einer stabilen Wirtschaft, bezahlbare Wohnungen, leistungsfähige Bildung und kulturelle Vielfalt. Das römische Erbe ist gut für die touristische Bewerbung, da geht aber mehr. Ich will Trier stärken als attraktive Erlebnis- und Einkaufsstadt, als Weinmetropole in einer der erfolgreichsten Weinregionen Europas, als Sportstadt mit vier Bundesligisten und über 120 aktiven Vereinen, als europäische Bildungs- und Kulturstadt in einer attraktiven Großregion. Konkrete Anstöße dazu stehen im Internet, ich diskutiere in vielen Gesprächen mit den Bürgern. Statt großer Vision als Wahlversprechen setze ich lieber auf eine positive Stadtentwicklung durch die Summe vieler konstruktiver Teilerfolge.
Teilen Sie die Ansicht, dass der Verkehr eines der Hauptprobleme in Trier ist?
Zock: Das ist eine ganz wichtige Aufgabe. Langfristig sollten wir am Moselaufstieg festhalten als Stadtumfahrung für weniger Transit- und Lastverkehr. Als kurzfristige Maßnahme mit höchster Priorität steht zu Recht der Moselbahn-Durchbruch im Mobilitätskonzept 2025. Der Individualverkehr muss ebenso funktionieren wie der ÖPNV als attraktive Alternative zum Auto. Daher ist es zum Beispiel gut, dass die Höhenstadtteile besser angebunden werden. Wie bekommen wir das Miteinander von Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern hin, aber bitte ganz ideologiefrei. Mein Vorschlag heißt "Tempo Rücksicht", das heißt Tempo 30 in der Innenstadt, im Alleenverkehr bleibt die normale Geschwindigkeit.
Wie bewerten Sie das Projekt Regionalbahn im Westen?
Zock: Bei der prognostizierten Auslastung haben die Gutachter hoffentlich die gute Busverbindung nach Luxemburg berücksichtigt. Wir müssen nun auf eine gute Einbindung in den ÖPNV achten und uns dafür einsetzen, dass dort kein verstärkter Güterverkehr fährt.
Die Stadt geht ja finanziell am Krückstock. Es gibt zwei Instrumente, die das beheben sollen: den Entschuldungsfonds des Landes und den kommunalen Finanzausgleich. Reicht das? Beziehungsweise: Was wollen Sie als OB tun, um die Lage zu verbessern?
Zock: Das reicht nicht. Wir leisten als Stadt viele Pflichtaufgaben, die von Land oder Bund beschlossen werden. Das Konnexitätsprinzip - wer bestellt, bezahlt - wird hier nicht ausreichend gewahrt. Anderen rheinland-pfälzischen Städten geht es genauso, einige haben bereits erfolgreich geklagt. Wir sollten hier gemeinsam unsere Interessen vertreten und massiv nachverhandeln, ansonsten ist es um die kommunale Selbstverwaltung schlecht bestellt. Mehr Mittelstand bringt mehr Einnahmen. Daher setze ich mich für den Wachstumsmotor Mittelstand ein, für eine verbesserte Gründerkultur, für mehr gut gemanagte Gewerbeflächen. Eine prozessgesteuerte Lotsenstruktur im Rathaus soll die entsprechenden Verwaltungsabläufe für Investoren beschleunigen.
Kann sich die Stadt vor dem Hintergrund der Finanzlage ein Drei-Sparten-Theater und mehr als 40 Schulen leisten?
Zock: Ja, in einer klugen Konsolidierungsstruktur. Der Stadtrat hat ein gutes Modell auf den Weg gebracht, in dem der neue Intendant auch Kulturmanager ist. Es ist seine Aufgabe, in Budgetverantwortung ein qualitativ hochwertiges Drei-Sparten- und Orchester-Angebot aufrechtzuerhalten und ebenso die anderen kulturelle Kräfte miteinzubinden. Diese Vielfalt gehört zum Profil der Großstadt Trier, der Universitätsstadt Trier, das stärkt unseren Standort auch im Wettbewerb um Fachkräfte.
Beim Theater steht ja die Entscheidung Neubau oder Sanierung an. Wofür sprechen Sie sich aus?
Zock: Es gibt festgelegte Bemessungsgrundlagen, ab wann ein Neubau wirtschaftlicher ist als eine Sanierung. Mir scheint ein multifunktionaler Neubau die bessere Lösung zu sein, mit einer flexiblen Raumnutzung, nutzbar ebenso für Kongresse und Tagungen, Hochschulen, Musikschule, Tufa, freie Szene, Schulen. Neben den Landesmitteln brauchen wir einen starken Partner - am liebsten einen regionalen Investor. Wichtig ist mir: Eine Entscheidung für einen Neubau darf nicht dazu führen, dass für andere Bereiche der Kultur in der Stadt nichts mehr übrig ist.

Zurück zum Thema Finanzen und 40 Schulen.
Zock: Es ist wichtig, möglichst viele Grundschulen in den Stadtteilen zu erhalten. Da findet Nachbarschaft statt, da gibt es stabile soziale Systeme. Die Kinder verbringen noch mehr Zeit in den weiterführenden Schulen. Daher ist es die Aufgabe, mit der städtischen Gebäudewirtschaft und dem Schulentwicklungskonzept einen langfristigen Investitionsplan aufzustellen. Man sollte auch verstärkt über die Mehrfachnutzungen von Gebäuden Synergien erschließen
Die Stadt Trier hat 700 Wohnungen, teils in erbärmlichem Zustand. Wie kann das geändert werden?
Zock: Dieser Investitionsstau hat einen großen Handlungsdruck erzeugt. Für kompetente Projektentwicklung, Wohnungsbau und Gebäudemanagement haben wir erfolgreich arbeitende Gesellschaften mit städtischer Beteiligung. Jetzt gilt es, die Aufgabe dieser Sozialwohnungen ebenso gemeinsam zu stemmen wie die Aufgabe, jährlich 600 neue Wohnungen zu schaffen.
Viel diskutiert wurde jüngst auch über den Einzelhandel. Braucht Trier ein weiteres großes Shoppingcenter in der City?
Zock: Wir brauchen alles, was uns als Oberzentrum der Großregion stärkt. Wenn ein Projektentwickler im Bereich Kaufhof/Karstadt in der Simeonstraße etwas Vernünftiges plant, gerne. Bei Verhandlungen mit einem Projektentwickler wie ECE gehören alle Interessenvertreter mit an den Tisch. Hier müssen Gestaltungsspielräume ausgelotet werden, aber vor allem, muss auch die Attraktivität unserer Innenstadt erhalten bleiben. Und dazu gehören die vielen inhabergeführten Geschäfte und Gastronomiebetriebe, die uns auch die Arbeits- und Ausbildungsplätze stellen.
Wird es mit einer Oberbürgermeisterin Hiltrud Zock eine Umstrukturierung der Dezernate geben?
Zock: Ja, auf jeden Fall. Eine Stadtverwaltung ist Dienstleister. Dafür brauchen wir zielführende Dezernatszuschnitte, produkt- und dienstleistungsorientierte Strukturen mit transparenter Prozesssteuerung und einer verantwortungsvollen Finanzwirtschaft.
Was ist mit dem Zuschnitt der Dezernate?
Zock: Der OB hat das Recht, den Zuschnitt der Dezernate vorzuschlagen und muss den Stadtrat davon überzeugen. Hier liegt Optiminierungspotenzial, zum Beispiel im aufgabenbezogenen Verbinden von Bauen und Wirtschaft. Es ist eine der wichtigsten Aufgaben als Oberbürgermeisterin, synergieorientierte Arbeitsstrukturen zu schaffen, in denen die Mitarbeiter ihre Kompetenzen auch erfolgreich einbringen können. Das geht, dank vieler sehr guter Mitarbeiter im Rathaus, die ich durch jahrelange ehren- und hauptamtliche Arbeit in Trier kenne.
Reichen drei Dezernate aus?
Zock: Wir brauchen keinen zusätzlichen Dezernenten, wir brauchen Gestaltungskompetenz und unternehmerische Erfahrung, damit lassen sich auch kommunal neue Wege erschließen. Das ist Chefsache, dafür stehe ich als Oberbürgermeisterin.
Die Zusammenarbeit unter den derzeitigen Dezernenten ist ja nicht immer konfliktfrei. Wie kann aus dem Stadtvorstand ein echtes Team werden?
Zock: Auch da wird die Dienstleistungsorientierung Vorteile schaffen. Das heißt in der Konsequenz klare Entscheidungen und ergebnisorientierte Umsetzung. Dazu braucht man klar definierte Verantwortlichkeiten in einem transparenten Projektmanagement. Zum Teamgeist gehört Respekt, den hat jeder Dezernent und OB verdient. Die persönlichen Befindlichkeiten aber gehören in den Feierabend, an keinen Führungstisch. micExtra

Hiltrud Zock, 51 Jahre Geburtsort: Trier-Ehrang Studium: Soziologie und Medienkommunikation Beruf: Geschäftsführerin einer Gesellschaft für Marketing- und Kommunikation Familie: verheiratet, ein Sohn mic

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