Erstes Geständnis im Rocker-Drogenprozess

Trier/Konz/Saarburg · Der Prozess am Landgericht Trier gegen Rocker des Motorradclubs Lobo Saarburg hat mit einem Geständnis begonnen. Eine mitangeklagte 33-jährige Frau räumte ein, in etwa 20 Fällen Amphetamin verkauft zu haben.

Trier/Konz/Saarburg. Vier Angeklagte, sieben Anwälte, ein Großaufgebot an Polizei- und Justizbeamten: Mit viel Aufwand startet der Prozess wegen Drogenhandels vor der Dritten Großen Strafkammer des Landgerichts Trier. Die bei früheren Verhandlungen gegen Rocker üblichen Gruppen von Lederkutten-Trägern im Zuschauerraum bleiben diesmal allerdings aus.
Zwei Stunden dauert das bei großen Verfahren übliche Vorgeplänkel aus Anträgen von Verteidigern und Ablehnungen durch die Kammer (siehe Extra).

Die Angeklagten: Erstmals wird öffentlich bekannt, dass es sich bei einem 45-jährigen Angeklagten um den Präsidenten des Motorradclubs (MC) Lobo Saarburg handelt. Der gebürtige Trierer wohnte zuletzt im saarländischen Kreis Merzig-Wadern. Angeklagt sind außerdem der gleichaltrige Vizepräsident, ein 54-jähriges Clubmitglied (beide aus Konz) sowie dessen 33-jährige Lebensgefährtin, die kein Clubmitglied ist.

Die Anklageschrift: Das Männertrio soll seit 2006 in großem Stil mit Amphetamin gedealt haben. Insgesamt geht es um 56 Fälle und etwa 17 Kilogramm der synthetischen Droge. Laut Staatsanwaltschaft war der Clubpräsident auch der Bandenchef. Die 33-jährige Frau habe durch eigene Deals dazu beigetragen, den Lebensunterhalt mit ihrem Lebensgefährten zu sichern.

Die Festnahme: Beim Zugriff der Polizei in seiner Wohnung im Juli 2012 soll der Clubpräsident ein Messer auf die Beamten gerichtet haben. Die Ermittler hätten ihn erst nach Einsatz von Pfefferspray überwältigt.

Das Kühlschrank-Geständnis: Die Angeklagte bricht immer wieder in Tränen aus, als sie sich zu den Tatvorwürfen äußern soll. Sie beruft sich auf Ihre Aussagen bei der Polizei und nickt, als der Vorsitzende Richter Armin Hardt daraus vorliest. Die 33-Jährige bezeichnet den 54-Jährigen immer noch als ihren Lebensgefährten. In der gemeinsamen Konzer Wohnung habe sie etwa 20 Mal einige Gramm Amphetamin, das ihr Lebensgefährte besorgt habe, aus dem Kühlschrank genommen und an Bekannte verkauft. Ihren Eigenkonsum an sogenanntem Pep habe sie nicht bezahlen müssen.

Das Konzer Clubhaus: Die Angeklagte betont, sie habe von den Drogengeschäften der anderen nicht viel mitbekommen. Einmal sei sie zu einem Lieferanten nach Trier mitgefahren, was sie jüngst auch im Prozess gegen einen geständigen 45-jährigen Trierer Dealer ausgesagt hatte (der TV berichtete). Zudem habe sie im Clubhaus der Lobos in Konz-Oberemmel einen Plastikbeutel voller Amphetamin gesehen. Der Clubpräsident habe zwei Mal selbst Rauschgift verkauft.
Die drei Männer schweigen zu den Vorwürfen. Der Prozess wird am 15. Februar fortgesetzt.
Weitere Gerichtsberichte finden Sie im Internet unter www.volksfreund.de/gericht
Extra

Ein Verteidiger stellte den Antrag, das Verfahren gegen seinen Mandanten einzustellen, da die Anklageschrift die Tatzeitpunkte oft nicht konkret beschreibe. Die Kammer wies diesen Antrag zurück. Es sei bei allen Taten zumindest ein Tatzeitraum angegeben. Der Verteidiger eines anderen Angeklagten rügte die Besetzung der Kammer als nicht ordnungsgemäß. Ein ehrenamtlicher Ergänzungsschöffe war ausgetauscht worden, weil dessen Arbeitgeber dringende berufliche Verhinderungsgründe angegeben hatte. Die Kammer wies den Antrag ab, zur ursprünglichen Besetzung zurückzukehren. Die Teilnahme an der Verhandlung sei für den Ergänzungsschöffen unzumutbar gewesen, da die Firma im Fall seiner Abwesenheit den Betrieb nicht hätte fortsetzen können. cus

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort