Trier. Es war eine kalte Silvesternacht zwischen 1910 und 1911. Während drinnen im Gasthaus Kastor der damals gerade mal 15 Jahre alte Männergesangsverein Zurlauben das neue Jahr und die Gründung des noch namenlosen Karnevalsvereins feierte, wartete im Hof ein Wasserfass mit Fischen, die es zum Frühstück geben sollte. Nur war es so kalt, dass bereits eine dicke Eisschicht die Wasseroberfläche bedeckte.
Die beiden Vereinsmitglieder Josef Kiep und Peter Mettlach traten vor die Tür, ein Gang zur Toilette stand an. Josef Kiep nutzte die Gelegenheit zu einer schnellen Prüfung. Waren die Fische bereits hinüber? Er klopfte gegen die dicke Eisschicht, stellte Bewegung fest und rief: "Sie wieweln noch." Und so hatte der Karnevalsverein seinen Namen weg: M\'r wieweln noch en Zalawen. Bis zur Premiere des Moselfests sollten allerdings noch Jahrzehnte vergehen. Der Männergesangsverein 1896 Zurlauben war in den Nachkriegsjahren eine sehr gefragte Institution. Als 1956 dessen 60-jähriges Bestehen anstand, sollte das entsprechend groß und unvergesslich nicht nur mit den Mitgliedern des Männergesangs- und Karnevalsvereins, sondern mit allen Trie rern gefeiert werden. So kam es dann auch.
Auf 50 Metern am Moselufer von der Pfeffermühle bis zum Bleichgässchen richteten die beiden eng miteinander verbundenen Vereine ihre erste Sause aus. Trier freute sich, sang und feierte und fasste den Beschluss: Dieses Fest wiederholen wir. Seitdem findet an jedem zweiten Juli-Wochenende das Moselfest Zurlauben statt. Im Lauf der Jahre wurde das einstige Jubiläumsfest immer größer. Heute ist das Moselfest Zurlauben längst ein Großereignis mit riesigem Aufwand.
Die Hauptträger des Moselfests aber bleiben der Männergesangs- und der Karnevalsverein, die laut eigener Aussage mit dem Fest keinen Gewinn machen. Cheforganisator und Vorsitzender des Festkomitees ist seit 2004 der Trierer Unternehmer Christian Reichert (siehe Interview oben). jp