Filmprojekt "Trevirus": Geflüchtete drehen einen Kurzkrimi rund um die Trierer Gründungslegende. Die Stadt wird zur Kulisse

Trier · Geflüchtete drehen mit Regisseur Stefan Bastians einen Kurz-Krimi rund um die Gründung Triers.

 Kameramann Thomas Ch. Weber und Regisseur Stefan Bastians (links) nehmen eine Szene im Amphitheater Trier auf.

Kameramann Thomas Ch. Weber und Regisseur Stefan Bastians (links) nehmen eine Szene im Amphitheater Trier auf.

Foto: Mechthild Schneiders

 Genüsslich schiebt sich Adel Ezzedin ein Chicken Nugget in den Mund. Er kaut. Plötzlich hustet er, greift mit der Hand zum Hals. Röchelnd sinkt er nieder, fällt auf den nackten Boden, kämpft gegen das Ersticken. Sein Begleiter Khaled Allyoussef beugt sich über ihn, öffnet sein Jackett. „Holt einen Arzt!“, ruft er verzweifelt.

„Cut!! Ton aus“, sagt Stefan Bastians. „Das war gut!“ Die Einstellung ist im Kasten. Ezzedin und Allyoussef stehen auf, klopfen ihre schwarzen Anzüge aus. Nun ruft der Regisseur weitere Darsteller an diese Position – sie stellen die gaffende Menge dar. Mit viel Fantasie, denn sie starren nicht auf Menschen, sondern auf den blanken Boden im Amphitheater Trier, wo die erste Szene in der Krimi-Soap „Trevirus“ gedreht wird.

Auch ich stelle mich dazu, bin Teil des Teams um Regisseur Bastians. Als Journalistin übernehme ich den Part der Fernsehreporterin, die über einen spektakulären Fund in der Stadt Trier berichtet (siehe Extra). Der Job ist anstrengend. Mehrmals lassen Bastians und Kameramann Thomas Ch. Weber die Szenen wiederholen. Weber filmt mal aus der Totale, mal ganz nah.

Zwei Tage drehen wir im Weltkulturerbe – im fertig geschnittenen Film wird die Anfangspassage nur wenige Minuten dauern. Die Idee zu „Trevirus“, eine Geschichte rund um die Gründungssage der Stadt Trier, stamme von ihm, sagt Bastians. Der Regisseur hat in Trier die Tufa-Jazzoper „Blue Sheets“ (2015), das Musiktheater „Odyssee.16“ (2016) mit Geflüchteten, Profi- und Laiendarstellern sowie das Theaterstück „Hexenjagd“ (2017) inszeniert.

Nun erneut ein Werk mit Geflüchteten. Insgesamt acht Monate hat Bastians mit zwölf Männern aus Syrien, darunter „Odyssee“-Teilnehmer, und einer Iranerin an dem Projekt gearbeitet, das an der Tuchfabrik realisiert und vom Jobcenter Trier Stadt als Integrationsmaßnahme finanziert wurde.

Die 13 Akteure haben in verschiedenen Positionen mitgearbeitet. „Gemeinsam haben wir das Drehbuch entwickelt und die Szenen geschrieben“, sagt Bastians. Sie haben Requisiten angefertigt, Kostüme genäht, vor und hinter der Kamera agiert und den Film mitproduziert. Den Soundtrack hat Mohamed Kushari komponiert und zusammen gemeinsam mit Andreas Buhs eingespielt. „Wir haben die Aufgaben am Set jedes Mal neu aufgeteilt“, sagt Bastians, „das wirkt teambildend.“

Die Gespräche in der Vorbereitung seien wichtig gewesen. „Die Teilnehmer haben an ihrer Sprache gearbeitet.“ Und sie lernten – auch per kostenfreien Führungen in den Museen – einiges über die Trierer Geschichte.

Verstärkung erhielt das Team von deutschen Akteuren. So spielt unter anderem Sandra Karl eine Museumsdirektorin, Claudia Stephen und Manfred Rath Agenten.

Gedreht wurde nicht nur im Amphitheater, sondern auch im Stadtmuseum Simeonstift, im Exhaus, in einer Shisha-Bar, einer Kneipe, in einem Steinbruch, auf dem Flugplatz Föhren und sogar in der Luft.

Der Kontakt zu Kameraprofi Weber kam über den Stuttgarter Filmstammtisch zustande, bei dem Bastians nach einem Kameramann gesucht hat. „Ich fand das Drehbuch und die Arbeit mit syrischen Flüchtlingen sehr interessant“, sagt Weber, der bereits für die Serie ‚Schätze der Welt‘ Dokumentarfilme in Syrien gedreht hat. Nachdem er sich mit Bastians getroffen hat, „bin ich heim, habe die Koffer gepackt und bin losgefahren nach Trier und habe gedreht“.

Weber dreht unter anderem Serien wie „Soko Stuttgart“, Heldt“, „Dr. Klein“ und Dokumentationen wie für die Serie „Schätze der Welt“, aber auch kommerzielle Filme. Aber er übernimmt auch öfter Low-budget-Projekte. „Die Arbeit beim Film lässt mir diese Freiheit.“ So habe er etwa in Simbabwe Workshops mit lokalen Filmemachern geleitet.

„Trevirus“ zeigt bereits erste Erfolge: Zwei Teilnehmer haben einen festen Job, einer hat eine Ausbildung begonnen, einer absolviert ein Praktikum, und einer studiert inzwischen an der Universität Trier.

Uraufführung ist am Donnerstag, 25. Januar, 19 Uhr, im Broadway Filmtheater. Weitere Termine: 6., 14. Februar, 6. März, 19.30 Uhr.

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