Firmen gegen Fahrradweg

Der Streit zwischen Anliegern der Loebstraße und Stadtverwaltung spitzt sich zu: Die Betriebe haben die Stadtratsfraktionen angeschrieben und auf die Aufhebung der beschlossenen Sanierungspläne gedrängt. Ihr Gegenvorschlag: Der geplante neue Radweg soll nicht durchs Industriegebiet, sondern entlang der Mosel geführt werden - mitten durchs dortige Naturschutzgebiet.

 Die Loebstraße in Trier-Nord: Ein Streit zwischen Anliegern und Stadt gefährdet ihre Sanierung. TV-Foto: Christiane Wolff

Die Loebstraße in Trier-Nord: Ein Streit zwischen Anliegern und Stadt gefährdet ihre Sanierung. TV-Foto: Christiane Wolff

Trier. Schon ewig fordern die Betriebe der Loebstraße die Sanierung der Holperstrecke. Nach jahrelangem Vertrösten hatte der Stadtrat im vergangenen Herbst den Straßenausbau beschlossen. Doch gegen die Detailpläne wehren sich die Anlieger heftigst: Die Breite der Fahrbahn dürfe nicht von 8,50 auf 6,50 Meter reduziert und der geplante Fahrradweg zwischen Fahrbahn und moselseitigem Parkplatz nicht gebaut werden (TV vom 9. Januar).

Vor dem Stadtratsbeschluss habe es "weder eine Anhörung gegeben" noch sei "irgendeine Information" über die Pläne erfolgt, schimpft Wolfgang Natus, Geschäftsführer des gleichnamigen Elektronikanlagen-Herstellers in der Loebstraße, in einem Brief an die Stadtratsfraktionen.

Die Verengung der Straße und der Wegfall von Parkplätzen durch den neuen Radweg würde die Geschäftstätigkeiten der anliegenden Firmen "gravierend verschlechtern". Der Radweg sei nur unter "unzumutbaren Beeinträchtigungen der anliegenden Firmen" machbar.

Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani ärgert der harsche Protest. Immerhin ließen die Straßenbau-Richtlinien nur eine maximale Breite von 6,50 Meter zu. Zweitens sei diese Planung schon im Frühjahr 2008 ausführlich mit den Anliegern besprochen worden. Das Problem: Vermittler zwischen Stadtverwaltung und Loebstraßen-Anliegern waren die damaligen Geschäftsführer der Handwerkskammer, die allerdings im vergangenen Jahr mehr und mehr in den Strudel der HWK-Betrugsaffäre um falsche Projektabrechnungen geraten waren und im Herbst die Kammer schließlich verlassen mussten. Damit riss wohl auch die Kommunikation zwischen Verwaltung und Anliegern ab. "Verpflichtet zu einer Beteiligung der Bürger sind wir bei einem Straßenausbau allerdings sowieso nicht", erklärt Kaes-Torchiani. Den Vorschlag der Anlieger, den zwischen Fahrbahn und moselseitigen Parkplätzen geplanten neuen Radweg an die Mosel zu verlegen, will die Baudezernentin zwar prüfen, "obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass das dortige Naturschutzgebiet damit vereinbar ist". Um einen Radweg entlang der Loebstraße führe allerdings kein Weg drum herum. "Bei der Neuanlage einer solch großen Straße muss zwingend ein Fahrradweg gebaut werden", sagt Kaes-Torchiani.

"Mit ihren jetzigen Plänen kommt die Stadt nicht durch", hält Rechtsanwalt Curt Jeromin dagegen. Den Verwaltungsrechts-Experten hat die "Interessengemeinschaft Loebstraße" eingeschaltet. Ein Rechtsstreit scheint nur noch durch das Gespräch abwendbar, zu dem sich Verwaltung und IG am morgigen Mittwoch treffen.

Meinung

Verhärtete Fronten

Glorreiches Verhandlungsgeschick mit Fingerspitzengefühl kann man Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani wohl auch im Fall Loebstraße nicht attestieren. Die brachiale Kritik der Anlieger ist trotzdem verfehlt: Schließlich sind die Ausbau-Pläne im letzten Frühjahr und Sommer gleich mehrfach im Ortsbeirat Trier-Nord öffentlich beraten worden. Der Wechsel in der HWK-Spitze und der damit zusammenhängende Kommunikationsknick waren den Betrieben ebenfalls bekannt. Mit ihren gerechtfertigten Bedenken, dass ihre Firmengelände durch die Straßenverengung nicht mehr problemlos von LKW angefahren werden können, hätten die Anlieger daher beizeiten an die Verwaltung herantreten können. Das jetzige Machtgebaren und das Drohen mit Jeromin, der als Schrecken jeder Verwaltung gilt, sind wenig zielführend. Kommt es tatsächlich zur Klage, dürfte sich die Loebstraßen-Sanierung jedenfalls noch mal um mindestens ein Jahr verschieben. An den Zuschuss-Richtlinien für Straßenbreite und Fahrradwegepflicht führt dann allerdings wohl immer noch kein Weg vorbei. c.wolff@volksfreund.de

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