Forderungen, Frechheiten und Drohungen

Trier · Der geplante Bau von Sozialwohnungen nahe des Hofguts erregt weiter die Gemüter im Trierer Ortsteil Mariahof - und zwar nicht nur die der Einwohner, von denen rund 20 zur Ortsbeiratssitzung gekommen sind. Die politischen Vertreter diskutierten einen Antrag der Wählergruppe Lehmann (WGL) so heftig, dass einige Zuschauer die Versammlung demonstrativ wieder verließen.

Trier. Die Wählergruppe Lehmann (WGL) hat sich in der Vergangenheit stets kritisch positioniert zu dem städtischen Vorhaben, in der Nähe des historischen Hofguts auf Mariahof mehrere Gebäude mit Sozialwohnungen zu errichten, die vor allem Flüchtlingen zugute kommen sollen. Jetzt wollte die zweiköpfige Fraktion per Antrag den Stadtrat auffordern, den Beschluss zum Bau in Gutsnähe zurückzunehmen. Im Papier heißt es, der soziale Wohnungsbau sei lange "sträflichst vernachlässigt" worden, was nun in einen planerischen "Schnellschuss" münde. Dabei befänden sich im Ortsbezirk "schon 18 Prozent der städtischen Sozialwohnungen". In Klammern folgt die Frage: "Wie hoch ist der Anteil an Sozialwohnungen auf dem Petrisberg?"
Ortsbeirat Thorsten Wollscheid (CDU) entgegnete, dass es im Ortsbezirk, zu dem der Petrisberg gehört, durchaus viele Sozialwohnungen gebe. Ohnehin verleihe der Antrag dem Begriff Sozialwohnung einen unangebrachten "schmuddeligen Beigeschmack". Auch Begoña Hermann (SPD) empörte sich, dass der Antrag Sozialwohnungen als eine Belastung darstelle: "Was denkst du über diese Menschen, wenn du sagst, sie müssten ,gerecht verteilt' werden?" Sie ergänzte, dass Familien mit einem Einkommen von über 70 000 Euro Zugang zu solchen Wohnungen hätten - und nicht etwa ausnahmslos ausgewiesene Sozialfälle.
Das Mariahofer Stadtratsmitglied Thomas Albrecht (CDU) wurde schließlich ungehalten: Der zuständige Ausschuss habe lange und gewissenhaft nach geeigneten Standorten für die Sozialwohnungen gesucht. Albrecht warf der WGL "peinlichen Populismus" vor: "Man redet nach dem, was man meint, was Mund des Volkes sei." Da eskalierte die Situation kurzzeitig: "Fehlt nur noch, dass Sie uns rechtsextrem nennen!", blaffte der WGL-Mann Jörg Hahn zurück, worauf Albrecht lautstark drohte: "Bitte keine Frechheiten hier, sonst lernen Sie mich von einer anderen Seite kennen!"
Für den umstrittenen Antrag gingen dann auch nur die Hände der WGL-Fraktion in die Höhe: er wurde mit sieben zu zwei Stimmen abgelehnt (bei zwei Enthaltungen). Auch in anderen Tagesordnungspunkten befasste sich der Ortsbeirat mit den geplanten Neubauten: Zwei Mariahofer Bürger hatten im März Baudezernenten Ludwig eine Petition mit 633 Unterschriften überreicht. Die darin aufgeführten Hinweise etwa zum Denkmalschutz, zu städtebaulichen Belangen oder zur Sozialstruktur in Mariahof hat die Stadt zwar ausführlich und abschlägig beantwortet - zufrieden sind die Petenten damit aber nicht: Sie wollen dem städtischen Vorhaben weiter entgegentreten.Meinung

Sachlich bleiben!
Rund um den geplanten Bau der Sozialwohnungen ist einiges unklar. Darum sind kritische Fragen in Ordnung. Der WGL-Antrag wirkt allerdings befremdlich: Was ist schlecht an bezahlbarem Wohnraum? Warum würden dessen Bewohner Mariahof belasten? Schon bei der Bürgerinformation im Januar war erkennbar, dass so manche Sorgen vorgeschoben sind - und tatsächlich eher Flüchtlinge abgelehnt werden, die am umstrittenen Standort wohnen sollen. Den Gegnern sollte nicht jedes Argument recht sein: Darum nicht im Trüben fischen! trier@volksfreund.de

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