Frauen knüpfen ein starkes Netz

Trier · Mit einem riesigen, rund 150 Meter langen und fünf Meter breiten Netz haben katholische Frauengemeinschaften aus dem Bistum Trier die Stärke von Einheit symbolisiert. Bei der Diözesanversammlung im Robert-Schuman-Haus präsentierten sie, wohin sie diese Kraft richten möchten: etwa in die im Norden Syriens aktive humanitäre Stiftung der Freien Frau in Rojava.

 Nach dem Zusammenknüpfen der Teilnetze aus 170 Ortsgruppen tragen die Frauen das Flechtwerk aus dem Robert-Schuman-Haus hinaus und singen dabei das KFD-Lied „Frauen.Macht.Zukunft“. TV-Foto: Martin Recktenwald

Nach dem Zusammenknüpfen der Teilnetze aus 170 Ortsgruppen tragen die Frauen das Flechtwerk aus dem Robert-Schuman-Haus hinaus und singen dabei das KFD-Lied „Frauen.Macht.Zukunft“. TV-Foto: Martin Recktenwald

Foto: Martin Recktenwald (ten) ("TV-Upload Recktenwald"

Trier. Als würden Hochseefischer gerade ihren Fang einholen: Vor dem Robert-Schuman-Haus zappeln zwischen den roten Fäden eines großen Netzes allerdings keine Fische, sondern mit Namen beschriftete Sterne. Es sind Frauennamen aus allen Teilen des Bistums Trier. 170 Ortsgruppen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) hatten im Vorfeld ihr eigenes kleines Netz geknüpft und die Sterne hineingehängt.

Bei der Tagung in Trier wurden die Teile nun zur Einheit verbunden. Noch gigantischer soll es am 20. Oktober werden, wenn Frauen-Netze aus 20 Verbänden des gesamten Bundesgebiets zusammengefügt werden. "Vier Lastkräne werden das dann entstehende Riesennetz hochziehen und über den Domplatz in Mainz spannen", kündigte die KFD-Diözesanvorsitzende Margot Klein an.Soziale und politische Arbeit


Mit der neuen Mitgliederwerbeaktion möchten die katholischen Frauengemeinschaften auf ihre soziale und politische Arbeit aufmerksam machen. Dazu gehört die Unterstützung von Hilfsprojekten rund um den Globus. Schwerpunkt war 2015 beispielsweise eine Hebammenstation in Indien.
Diesmal lag der Fokus beim Diözesantag auf den Themen Flucht und Kriegsfolgen in Syrien. Nabiah Boulos und Nerges Kalo berichteten von ihren persönlichen Fluchterlebnissen. Über die Balkanroute - Griechenland, Mazedonien, Serbien, Österreich - kamen sie im vergangenen Jahr nach Deutschland. Drei Wochen lang waren sie zu Fuß unterwegs. Inzwischen haben sie sich im saarländischen Wiesbach eingelebt. Insgesamt wohnen derzeit 80 syrische Flüchtlinge in der kleinen Gemeinde bei Eppelborn. "Den Formular-Kampf haben wir inzwischen weitgehend hinter uns gebracht. Jetzt konzentrieren wir uns auf Begegnung und Austausch", erzählte Rita Monz, wie die Wiesbacher KFD die Neuankömmlinge bei der Integration unterstützt.

Neben der Hilfe mit den Ämtern werden nun bespielweise Sprachkurse angeboten. Bei Freizeitaktivitäten wie gemeinsamen Kochabenden wird die kulturelle Annäherung gefördert.
Doch nicht nur den Flüchtlingen in Deutschland gilt das Augenmerk der KFD, auch direktes Engagement im Bürgerkriegsland Syrien wird gefördert. Trotz widriger Umstände versuchen kurdische Frauen in der im Norden des Landes gelegenen Region Rojava den Wiederaufbau gesellschaftlicher Strukturen.
Die Schreckensherrschaft des selbst ernannten Islamischen Staates (IS) wurde dort zwar durch die Streitkräfte der YPG-Miliz, in der auch bewaffnete Frauen-Einheiten mitkämpfen, weitgehend gebrochen. Kämpfe laufen aber an etlichen, oft nur wenige Kilometer entfernten Fronten unvermittelt weiter. Durch den Vormarsch türkischer Truppen hat sich die Situation jüngst wieder zugespitzt.Kinder spielen in Ruinen


"Ich habe dort erlebt, was Krieg bedeutet. Selbst wenn nicht geschossen wird, bleibt er präsent. Etwa wenn man die Kinder in den Ruinen spielen sieht", erinnerte sich Christine Lellé an ihren Besuch in der Region vor wenigen Monaten. Die in Köngernheim, nahe Mainz, wohnende Physiotherapeutin unterstützt hierzulande weiterhin die Stiftung der Freien Frau in Rojava. Diese Initiative der kurdischen Frauen habe sich dem Aufbau einer basisdemokratischen Gesellschaft auf der Grundlage von Gleichberechtigung der Geschlechter, Ethnien und Glaubensüberzeugungen verschrieben.

In den vom IS befreiten Ortschaften fehlt es in nahezu allen Bereichen des Grundbedarfs. Deswegen engagiert sich die Stiftung hier gezielt. "Viele Ärzte sind geflohen, die Krankenhäuser zerstört. Wir bilden jetzt die Frauen aus, damit sie zumindest eine medizinische Grundversorgung wie das Verbinden von Wunden leisten können", erzählt Lellé. Projekte zur Kinderbetreuung und Bildung sind weitere Schwerpunkte. Eine Wanderausstellung soll die Arbeit der Frauen von Rojava und das ihnen zugedachte Spendenprojekt der KFD nun im Bistum Trier bekanntmachen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort