Freie Sicht aufs neue alte Schmuckstück St. Paulin

Trier · Gut zweieinhalb Jahre lang war die Basilika St. Paulin hinter Baugerüsten und Schutzplanen verborgen. Nach fast abgeschlossener Außensanierung ist nun wieder die Sicht frei auf das bedeutende Barockdenkmal, das sich in der ursprünglichen Farbgebung präsentiert.

Freie Sicht aufs neue alte Schmuckstück St. Paulin
Foto: Roland Morgen
 2017 sollen die Fassaden der Nebengebäude saniert werden.

2017 sollen die Fassaden der Nebengebäude saniert werden.

Foto: Roland Morgen

Trier-Nord. Nicht nur St. Paulin strahlt (in frischem Glanz), sondern auch Pastor Joachim Waldorf (übers ganze Gesicht): "Es ist wirklich toll, was wir hier sehen. Ich bin sehr, sehr froh und dankbar", zeigt sich der 58-Jährige begeistert vom Resultat der Bauarbeiten an seinem Gotteshaus. Die haben mehr als zweieinhalb Jahre gedauert. Zunächst wurde der Turm, an dem der Zahn der Zeit ganz massiv nagte, runderneuert. Es folgte die Fassadensanierung am Kirchenschiff. Seit vergangener Woche sind die letzten Gerüste weg, und Paulin präsentiert sich in einem ganz neuen Anblick, der eigentlich uralt ist.

Rückblick:
Bis Ende der 1970er Jahre war Paulin wie viele andere Trierer Kirchen (zum Beispiel St. Gangolf) grau, dann setzte sich die Rückbesinnung auf farbenfrohe Epochen durch. Seit 1982 erstrahlte die Basilika in Gelb-Weiß - in der Annahme, es handelte sich um die ursprüngliche Farbgebung. Zu Beginn der jüngsten Sanierung kamen aber tatsächliche Reste der Originalfarbe ans Tageslicht. Demnach war Paulin 1743 rotbraun, gelb und weiß. In der baubegleitenden Kommission war man sich einig, dass der Befund Grundlage für den Neuanstrich sein soll. Architekt Josef Eltges (50) vom Bistum, der gemeinsam mit Peter Berdi (Bernkastel-Kues) das Sanierungsprojekt geplant und geleitet hat, zeigt sich bestätigt in der Auffassung, dass die Entscheidung, die alte Farbe zurückzubringen, völlig richtig war: "Die Architektur des barocken Kleinods kommt jetzt so richtig zur Geltung."

2017 folgt Bauabschnitt drei

Eine Architektur, an der übrigens der Würzbuger Stararchitekt Balthasar Neumann (1687-1753) maßgeblich beteiligt war. Und die weiterhin rettungsbedürftig ist. Denn trotz Gerüstabbaus sind die Arbeiten des Bauabschnitts zwei voraussichtlich erst im Dezember ganz abgeschlossen. Der Sockel des Gotteshauses muss noch saniert und gegen eindringendes Wasser geschützt werden.

Abschnitt drei - die Außensanierung der Nebengebäude mit Sakristei und Kapitelsaal - steht für 2017 auf dem Programm und dürfte mit rund 250.000 Euro zu Buche schlagen. Bisher hat die Rettung von St. Paulin rund zwei Millionen Euro gekostet, die etwa je zur Hälfte aufgebracht werden vom Bistum und der Pfarrgemeinde, die sich intensiver und kreativer Unterstützung eines Fördervereins erfreut. "Wir haben bislang schon fast 160.000 Euro gesammelt", berichtet der Vorsitzende Peter Schmitz (62) und kündigt weitere Aktionen wie Benefizkonzerte an - "denn nach Sanierungsabschnitt drei warten weitere Aufgaben."

So strebt die Pfarrei eine Gestaltung des Platzes vor dem Portal an, möglichst einhergehend mit einer geänderten Verkehrsführung. Sorgen bereitet die im Volksmund sogenannte Pauliner Seenplatte, eine bei stärkerem Regen große Ansammlung von Pfützen genau vor dem Kircheneingang. "Und da brettern viele Autofahrer so durch, dass das Wasser bis an die Tür spritzt", ärgert sich Pastor Waldorf. Architekt Eltges sieht es ebenso: "Paulin hat eine würdigere Eingangssituation verdient." Da ist die Stadt Trier gefragt.

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