Frischluft für Trierer Uni-Hochhaus - Gebäude wird für 2,5 Millionen Euro saniert

Trier · Seit Jahren klagen Mitarbeiter der Universität Trier, die im Hochtrakt Campus II arbeiten, über gesundheitliche Probleme. Nun stehen Konzept und Zeitplan für die 2,5 Millionen Euro teure Sanierung des Gebäudes. Mineralfasern in der Luft machen aber noch immer Sorgen.

 Das Unihochhaus auf dem Petrisberg soll ein neues Belüftungssystem bekommen. Der zentrale Ansaugturm für die Frischluft soll etwa an der Stelle stehen, an der sich der Fotograf für diese Aufnahme befindet. Hier soll auch der chinesische Garten entstehen. Ob dieses Projekt gefährdet ist, wird zu klären sein.

Das Unihochhaus auf dem Petrisberg soll ein neues Belüftungssystem bekommen. Der zentrale Ansaugturm für die Frischluft soll etwa an der Stelle stehen, an der sich der Fotograf für diese Aufnahme befindet. Hier soll auch der chinesische Garten entstehen. Ob dieses Projekt gefährdet ist, wird zu klären sein.

Foto: Rainer Neubert

Wenn voraussichtlich Anfang 2018 die Sanierung des Lüftungssystems für das ehemalige französische Hospital auf dem Petrisberg abgeschlossen ist, werden Übelkeit, Atembeschwerden und Hautreizungen durch schlechte Raumluft vergessen sein. Das hoffen die Verantwortlichen der Universität Trier ebenso wie die des Landesbetriebs für Immobilien- und Baumanagement (LBB), dem der Gebäudekomplex gehört. Jahrelange Probleme, Untersuchungen und Diskussionen wären dann Geschichte. Bis es soweit ist und das Drama sein erhofftes positives Ende findet, werden aber noch mindestens zwei große Kapitel geschrieben.

Problem: Seit fünf Jahren kommt es besonders an heißen Sommertagen immer wieder zu Beschwerden über Geruchsbelästigungen in dem Hochhaus am Rand des Petrisparks, das seit 2003 der Universität zu Lehr- und Forschungszwecken dient. Im Sommer 2015 wurden die Probleme so groß, dass Universitätspräsident Michael Jäckel gemeinsam mit dem LBB Trier eine Task-Force einrichtete, um den Ursachen des Problems auf die Spur zu kommen und Abhilfe zu schaffen.

Ursachen: Nach vielen Belüftungsversuchen, Analysen und Befragungen war Mitte Februar schließlich die Ursache für die Probleme ermittelt: Das Lüftungssystem des Gebäudes sorgt unter bestimmten Bedingungen für schlechte Luft, weil an heißen Tagen die verbrauchte Luft aus Büros und Labors wieder in das Gebäude gelangt. Daraufhin war für die Experten klar, dass Zu- und Abluft neu geregelt werden müssen. Die Büros sollen auch eine permanente Frischluftzufuhr erhalten.

Übergangslösung: Für den 2,5 Millionen teuren Umbau der gesamten Belüftungsanlage sind umfassende Planungen und Ausschreibungen notwendig. Deshalb kann erst im November damit begonnen werden. Kurzfristig soll aber ein Provisorium über den Sommer und Herbst helfen. Das haben die Projektleiter Hermann-Josef Dietzen (LBB) und Wolfgang Sauer (Uni Trier) am Montag bei einer Informationsveranstaltung für Beschäftigte und Studierende erläutert. Für etwa 300?000 Euro soll aus der zentralen Entlüftung des Gebäudes eine Belüftung werden. Dazu werden drei neue Luftansaugeinrichtungen an das bestehende Rohrsystem angeschlossen, das bislang der Abluft dient. Baubeginn für den ersten der drei Abschnitte soll bereits Mitte Mai sein. Mitte Juli könnte im gesamten Gebäudetrakt frische Luft herrschen.

Umbau: Der komplette Umbau der Belüftungstechnik wird allerdings nicht so schnell zu erledigen sein. Denn Zu- und Abluft werden dann aufeinander abgestimmt sein. Die provisorischen Ansaugvorrichtungen sollen dabei durch einen zentralen Ansaugturm ersetzt werden, der weit genug von dem Gebäude und schlechter Abluft entfernt ist. Er wird vermutlich im Bereich des Teichs südlich des Gebäudes aufgestellt. Ob der dort geplante Chinesische Garten (der TV berichtete) noch möglich ist, will Unipräsident Jäckel mit Oberbürgermeister Wolfram Leibe noch in dieser Woche erörtern.

Schadstoffe: Schächte und Rohre, die bislang für die Abluft genutzt wurden, sollen nun für die Zuluft dienen. Ob das problemlos möglich ist oder Ablagerungen und Schadstoffe den Plan verhindern würden, sollten entsprechende Untersuchungen ergeben, deren Ergebnisse noch nicht komplett vorliegen. Allerdings wurden in den Luftschächten des mittleren Gebäudebereichs künstliche Mineralfasern entdeckt. "Wie hoch die Belastung ist, wird erst in den kommenden Tagen feststehen", sagt Hermann-Josef Dietzen.
Der Personalrat der Universität besteht darauf, dass eine Gefährdung für die Mitarbeiter ausgeschlossen wird. Maria Kiefer-Koltes: "Wir wollen, dass das System so gut wie möglich gereinigt wird."

Plan B: Eine komplette Reinigung aller Schächte und Rohre in dem Gebäude wäre für eine Zwischenlösung zu teuer, macht LBB-Projektleiter Dietzen deutlich. Ein Plan B, den niemand will, wäre allerdings die Luftversorgung über ein Schlauchsystem durch die Flure in den betroffenen Gebäudeteilen. Unipräsident Michael Jäckel bringt zudem den Zeitaspekt ins Spiel: "Bei einer weiteren Verzögerung macht die Zwischenlösung keinen Sinn mehr."

Mitarbeiter: Mitarbeiter und Studierende müssen sich in den Umbauphasen auf Belastungen und Provisorien einstellen. Viele Büros müssen geräumt werden. Zwei Großraumbüros mit vielen Computerarbeitsplätzen stehen bereits jetzt als Ausweichmöglichkeit zur Verfügung. Universität und LBB wollen Anfang Mai über die dann fertigen Raumluftanalysen und die konkreten Umbaupläne informieren.
Extra: Campus II

Der Hochtrakt auf dem Campus II der Universität Trier am Rande des Petrisparks enthält neben zahlreichen Büro- und Besprechungsräumen auch Labor- und Experimentalvorrichtungen, vorwiegend des Fachbereiches Geowissenschaften. Das achtgeschossige Gebäude beherbergte bis 1999 das Hospital der französischen Kaserne Bélvedère. Danach diente es übergangsweise als Studentenwohnheim und wurde 2003 nach umfassender Sanierung für Lehr- und Forschungszwecke der Universität Trier übernommen. Diese hat das Gebäude vom Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) gemietet. Auch das Institut für Umwelt- und Technikrecht hat seinen Sitz in dem Gebäude, das wegen seiner komplexen Innenarchitektur besondere Herausforderungen für die Be- und Entlüftung bereithält. In den flachen Anbauten befinden sich unter anderem eine Bibliothek sowie eine Mensa. Auch zahlreiche Laborräume befinden sich in dem Gebäudekomplex.

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