Fritz Willi: Der König als Botschafter

Trier · Wenn früher Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums Trier (FWG) den Namen ihrer Schule verhohnepipeln wollten, sprachen sie von Fritz-Willi-Penne. Besagter Fritz Willi feiert jetzt ein hochoffizielles Comeback: Der Preußenkönig ist auch Namensgeber einer neu kreierten Marke des FWG-Weinguts.

 Mit Hoffnungsträger Fritz Willi: Anna Reimann, Marketing- und Vertriebs-Chefin der Bischöflichen Weingüter, zu denen das frühere Stiftungsweingut Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (FWG) seit 2004 gehört. TV-Foto: Roland Morgen

Mit Hoffnungsträger Fritz Willi: Anna Reimann, Marketing- und Vertriebs-Chefin der Bischöflichen Weingüter, zu denen das frühere Stiftungsweingut Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (FWG) seit 2004 gehört. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Friedrich-Wilhelm-Gymnasium - wem der Name seiner Schule zu altbacken klang, der sprach von Fritz-Willi-Penne. Vor 30, 40 Jahren war diese Bezeichnung selbst für manchen jüngeren Lehrer cool. Natürlich augenzwinkernd gemeint, aber durchaus liebevoll. Lang ist\'s her, und Fritz-Willi-Penne gilt inzwischen selbst in Schülerkreisen als antiquiert. Um so überraschender nun das Comeback. Die Bischöflichen Weingüter, seit zehn Jahren Besitzer des Stiftungsweinguts Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (siehe Extra) haben einen neuen Steillagenriesling kreiert. Name: Fritz Willi.
Offiziell feiert der erst auf der Fachmesse ProWein (23. bis 25. März) in Düsseldorf Premiere. Doch Anja Reimann, Vertriebs- und Marketingchefin der Bischofsweingüter, ist jetzt schon sicher: "Mit Fritz Willi werden wir einen Coup landen." Die bisherige Erfahrung mit dem neuen Wein gibt der 38-Jährigen recht. In den USA und England sei er "bombig eingeschlagen. Ohne Werbung sind dort schon einige Tausend Flaschen verkauft."
Dass die Bezeichnung Fritz Willi aus der Versenkung hervorgeholt wurde, hat laut Anna Reimann einen guten Grund: "Unsere Weine finden international großen Anklang. Aber es zeigt sich auch: Der Name Weingut Friedrich-Wilhelm-Gymnasium ist oft eine Vermarktungshürde, etwas sperrig und in vielen Ländern unaussprechlich."
Ausgesprochen eingängig kommt hingegen Fritz Willi daher - "zumal alte deutsche Namen international groß im Kommen sind". An den Trend wolle man sich anhängen, um das FWG-Weingut im Ausland "bekannter zu machen und authentisch aufzuladen und auch jüngeres Publikum anzusprechen".
Fritz Willi "reloaded" als Weinbotschafter und Galionsfigur für einen Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne - diese Idee funktioniert offenbar ganz gut. Das aber nicht nur wegen des ironischen Etiketts, auf dem Preußenkönig und Schul-Namensgeber Friedrich-Wilhelm III. (1770-1840) lässig posiert.
Feinherber aus der Steillage


Auch auf Inhalt kommt\'s an: Fritz Willi ist ein klassischer feinherber Moselriesling aus der Steillage mit saftiger Frucht und trocken-mineralischem Abgang. "Dieses Geschmacksprofil macht ihn zum sympathischen Allrounder. Er ist gleichermaßen Speisenbegleiter, aber auch Zechwein", urteilt Ansgar Schmitz (48), Geschäftsführer des Moselwein-Vereins.
Erhältlich ist Fritz Willi bei den Bischöflichen Weingütern (Gervasiusstraße 1, www.bischoefliche.weingueter.de). Die 0,75-Liter-Flasche kostet 8,90 Euro. Nach der Messe ProWein wird der Fachhandel beliefert. Ab Mitte April wird es Fritz Willi in Trier auch in der Vinothek der neuen Weinwirtschaft Friedrich Wilhelm (Ex-Cumvino), Weberbach 75, geben.Extra

Das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (FWG) ist aus dem 1561 als Jesuitenschule Collegium Trinitas (Dreifaltigkeitskolleg) hervorgegangen. Zur Finanzierung des Betriebs hatten Erzbischöfe die Schule mit großen Stiftungsvermögen ausgestattet, darunter Weinbauflächen an Mosel und Saar. Das Land Rheinland-Pfalz verkaufte das Stiftungsweingut FWG 2004 an die Bischöflichen Weingüter Trier, die weiterhin Weine unter der Bezeichnung Friedrich-Wilhelm-Gymnasium produzieren und verkaufen und die Tradition der Weinprobe für FWG-Abiturienten aufrecht - erhalten. Auf den 25 Hektar Rebflächen des FWG-Weinguts in renommierten Lagen (u. a. Graacher Himmelreich, Trittenheimer Apotheke, Bernkasteler Badstube, Falkensteiner Hofberg) wächst ausschließlich Riesling. rm.

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