Geächtet, deportiert, ermordet: Arbeitsgemeinschaft Frieden recherchiert über das Leben der jüdischen Familie Kallmann

Trier · Vor dem Haus in der Neustraße 92 sind im Gedenken an die jüdische Familie Kallmann fünf neue Gedenksteine verlegt worden. Bis zu ihrer Deportation im März 1943 haben die fünf Familienmitglieder in Irrel und in Trier gelebt. Über ihr Leben hat die AG Frieden einiges herausgefunden.

 Der Trierer Adolf Kallmann (Foto rechts), seine Frau und seine drei Kinder wurden am 1. März 1943 aus Trier verschleppt, wie die Deportationskarte (Foto oben links) zeigt. Foto unten: Die Kennkarte von Adele Kallmann, einzige Tochter von Sophie und Adolf Kallmann, aus dem Jahr 1940. Fotos: Stadtarchiv Trier (2)/Monika Metzer

Der Trierer Adolf Kallmann (Foto rechts), seine Frau und seine drei Kinder wurden am 1. März 1943 aus Trier verschleppt, wie die Deportationskarte (Foto oben links) zeigt. Foto unten: Die Kennkarte von Adele Kallmann, einzige Tochter von Sophie und Adolf Kallmann, aus dem Jahr 1940. Fotos: Stadtarchiv Trier (2)/Monika Metzer

Foto: (h_st )
Geächtet, deportiert, ermordet: Arbeitsgemeinschaft Frieden recherchiert über das Leben der jüdischen Familie Kallmann
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Die Familie Kallmann zog am 29. April 1938 von Irrel nach Trier. Zuvor hatte Adolf Kallmann, wie alle Juden, seinen Führerschein abgeben müssen und den Betrieb in Irrel aufgegeben. Nachdem die Familie zuerst im Haus des Cousins Siegmund Herrmann in der Saarstraße 55 lebte, zog sie am 15. September 1938 in die Neustraße 92. Ab dem 1. Dezember 1941 wurde die Familie in ein sogenanntes Judenhaus in der Neustraße 33 umgesiedelt. Hier mussten die fünf in ärmlicheren und engen Verhältnissen leben. Alle fünf Familienmitglieder wurden am 1. März 1943 mit dem Zug im Viehwagen nach Auschwitz deportiert. Die Deportation ging von Stuttgart nach Karlsruhe über Trier und Dortmund nach Auschwitz.

Adolf, Sophie, Josef Arnold, Adele und Leopold Kallmann wurden vermutlich am 3. März 1943 in Auschwitz ermordet. Die Gedenksteine in der Neustraße 92 sollen an ihr Schicksal erinnern. Die AG Frieden und der Kulturverein Kürenz haben mit Hilfe weiterer Beteiligter, unter anderem eines Neffen in den USA, das Leben der Familie recherchiert.

Adolf Kallmann wurde am 4. Mai 1891 als eines von zwölf Kindern des Ehepaars Joseph und Adele Kallmann geboren. Er trat beruflich in die Fußstapfen seines Vaters und lernte den Metzgerberuf. Für seinen Einsatz im ersten Weltkrieg erhielt er das Eiserne Kreuz. Adolf Kallmann heiratete zwei Mal. Seine erste Frau Emma Süßmann verstarb 1923 im Alter von 33 Jahren. Am 20. März 1925 heiratete er in zweiter Ehe Sophie Baum. In Trier musste der Familienvater für eine Baufirma als Pflasterer im Straßenbau am Nell\'s Ländchen und als Gleisarbeiter an der Bahnstrecke Trier-Konz arbeiten.

Sophie Kallmann, geborene Baum, wurde am 19. Februar 1899 in Laufersweiler geboren. Am 20. März 1925 heiratete sie Adolf Kallmann. Von 1922 bis zu ihrer Hochzeit lebte die Tochter von Leopold Baum und Anna Bonem mit ihrem Vater zusammen bei dessen Tochter Hulda aus erster Ehe. Aus der Ehe mit Adolf Kallmann gingen die Kinder Josef Arnold, Adele und Leopold hervor.
In Trier traf Sophie Kallmann ihre katholische Schulfreundin Regina München (geb. Klaus) aus Laufersweiler wieder. Beide hatten Familie und Kinder im gleichen Alter. Die Frauen trafen sich heimlich und halfen sich trotz Verbot gegenseitig.

Josef Arnold Kallmann wurde am 13. Juni 1926 als erstes gemeinsames Kind von Sophie und Adolf Kallmann geboren. Sein Spitzname war Jubbi. Während die Familie in Irrel lebte, besuchte Josef Arnold das Gymnasium. Nach der Hausbeschlagnahmung in Trier musste der älteste Sohn von Sophie und Adolf in einer Bäckerei arbeiten.

Adele Kallmann wurde am 14. Juni 1930 geboren und war das zweite Kind aus der Ehe von Sophie und Adolf Kallmann. Ihr Spitzname war Deli. Sie besuchte die Volksschule in Irrel.

Leopold Kallmann, auch Leo genannt, wurde als letztes der drei Kinder am 15. November 1933 geboren. Er besuchte den katholischen Kindergarten und wie seine Schwester Adele die Volksschule in Irrel.

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