Gelungene Synthese

TRIER-NORD. Eine bedeutende Institution, die ihren Sitz in einem Konversionsgebäude in der Nordstadt hat – da wussten nicht nur eingefleischte Trier-Kenner schnell Bescheid. Industrie- und Handelskammer, kurz IHK, lautete die Lösung unseres am Donnerstag zu Ende gegangenen Bilderrätsels.

Besagtes Konversionsgebäude, ein Kasernenblock von 1913, befindet sich an der Herzogenbuscher Straße; als Bilderrätsel-Motiv verwendeten wir eine Aufnahme der Rückansicht. 1999 verlagerte die IHK ihren Sitz vom Kornmarkt in die Ex-Kaserne und erfreut sich immer wieder großen Lobes für die dort gelungene Synthese aus alter und neuer Architektur. Drei Jahre zuvor allerdings hatte es noch so ausgesehen, als würde auf dem 1992 von den Franzosen geräumten Kasernengelände Castelforte alles "platt gemacht", um Platz für eine komplette Neubebauung zu machen. Als der TV die "tabula rasa"-Pläne bekannt machte, gingen Triers Denkmalschutz-Organisationen auf die Barrikaden; das Grünen-Stadtratsmitglied Uschi Britz schließlich sorgte für politischen Druck. Pikant: Die städtische Denkmalpflegeamts-Leiterin Angelika Meyer sah zunächst keinen Handlungsbedarf: "Ich möchte bezweifeln, dass den Gebäuden Denkmal-Eigenschaft und hohe städtebauliche Qualität zukommt" (TV vom 7. August 1996). Genau aber diese Eigenschaften trugen mit zur Unterschutzstellung der Kasernenzeile an der Herzogenbuscher Straße im Mai 1998 bei. Die 1913 errichteten Blocks weichen von zuvor üblichen architektonischen Droh-Gesten ab. Sie verkörpern in ihrer Anordnung und stilistischen Feinheiten ein städtebauliches Ideal, sind ein kennzeichnendes Merkmal der Herzogenbuscher Straße und dokumentieren ein wechselhaftes Stück Stadtgeschichte. Der IHK-Block (Herzogenbuscher Straße 12) ist Teil der Kasernenanlage, die kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs für das "Jägerregiment zu Pferde Nr. 7" errichtet wurde. In der französischen Besatzungszeit von 1919 bis 1930 hieß sie "Quartier de l`Yser". 1936 gab ihr die Deutsche Wehrmacht den Namen "Neue Goebenkaserne". 1945 übernahmen zunächst die US-Truppen und dann die französische Armee das nun als "Quartier Castelforte" bezeichnete Kasernengelände. Der nahezu baugleiche Nachbarkomplex Herzogenbuscher Straße 16-18 beherbergt seit Herbst 2005 die Zentrale der Volksbank Trier. Die Namen der Bilderrätsel-Gewinner veröffentlichen wir in der Wochenend-Ausgabe.

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