Glimmstängel drinnen verpönt

TRIER. Aufatmen an der Universität: Seit dieser Woche ist das Rauchen in allen öffentlich zugänglichen Räumen der Hochschule untersagt. Selbst rauchende Studierende begrüßen die Maßnahme, die auch vom Allgemeinen Studierenden Ausschuss (Asta) mitgetragen wird.

Blauer Dunst vernebelt die Sicht, nikotingeschwängerter Rauch zieht durchs Foyer. Die Luft wird dünn im C-Gebäude der Universität, wo Sauerstoff jetzt Mangelware ist. Wer kann, meidet das Gebäude und gelangt auf Umwegen ans Ziel. Ein Szenario aus der Vergangenheit. Noch vor wenigen Wochen geriet ein Gang durchs C-Gebäude schon mal zum atemberaubenden Unterfangen, und auch Teile des Hauptgebäudes waren in den vergangenen Jahren praktisch unpassierbar geworden - nicht nur für Nichtraucher.Raucherzonen sorgten früher für Stunk

Für zunehmenden Stunk hatten vor Jahren eigens eingerichtete Raucherzonen gesorgt: Auf markierten und ausgeschilderten Flächen durfte geraucht werden, ansonsten galt ein umfassendes Rauchverbot in den Foyers und Cafés der Uni. Dass sich die Zonen zu Ballungsgebieten schlechter Luft entwickelten, setzte selbst Raucherinnen wie Arzu Kekilli zu: "Das war hart an der Grenze", räumt die BWL-Studentin ein, die im übrigen kein Problem damit hat, dass sie jetzt nur noch außerhalb der Gebäude rauchen darf. "Das war doch in der Schule auch nicht anders", erinnert sich die 29-Jährige und zieht genüsslich an ihrem Glimmstängel. Uni-Kanzler Klaus Hembach ist davon überzeugt, dass die rauchfreie Hochschule im Interesse der großen Mehrheit der Studierenden ist. "Ich habe bislang nur positive Reaktionen erhalten", berichtet Hembach, der gleichwohl mit vereinzelten "Ausweichreaktionen" rechnet: Einige Kommilitonen könnten beispielsweise in Treppenhäuser und Toiletten flüchten, um hier ihre Sucht zu stillen. Auch für diese Bereiche gilt aber das Rauchverbot. Wer dagegen verstößt, muss damit rechnen, an die frische Luft gesetzt zu werden. Es gibt Schlimmeres, doch nichts davon droht demjenigen, der das Verbot unterläuft. Bußgelder etwa seien nicht angedacht, so Hembach. Auch an der "rauchfreien" Uni Köln verzichtet man auf schärfere Sanktionen. Sie wären auch unnötig, weiß Anja Marsch von der Hochschulverwaltung zu berichten: "Wir haben uns gewundert, wie wunderbar das Rauchverbot angenommen wurde", berichtet sie. Lediglich ein paar Beschwerdebriefe seien eingegangen, doch gröbere Verstöße wurden Marsch bislang nicht gemeldet. An der Uni Köln gilt das Rauchverbot bereits seit einem Jahr. Die Kölner begleiteten ihre Maßnahmen mit einer groß angelegten Plakatkampagne und zahlreichen Veranstaltungen. Derartiges sucht man auf dem Trierer Campus vergebens, doch Protest gegen das Rauchverbot erwarten die Verantwortlichen ohnehin nicht - schließlich unterstützten auch die Vertreter der Studierenden im Senat den Beschluss. Aus dem Asta heißt es, die Maßnahmen seien überfällig gewesen, weil vor allem die Raucherzonen für "unerträgliche Zustände" gesorgt hätten, so Sven Bingel. Für Studentinnen wie Fabienne Schiltz hätte es keiner Verbote bedurft. "Ich rauche grundsätzlich nicht in Räumen, abgesehen vielleicht von meiner eigenen Wohnung oder Kneipen", sagt die Psychologiestudentin, die dennoch Verständnis für die Maßnahme hat. Schließlich sollte man "auch als Raucher die Situation der Nichtraucher respektieren", appelliert die 24-jährige Luxemburgerin an ihre Kommilitoninnen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort