Großer Bürger - klammheimliche Freude

TRIER. Der Premierminister des Großherzogtums Luxemburg, Jean-Claude Juncker, ist neuer Ehrenbürger Triers. Bei der feierlichen Ratssitzung im Theater der Stadt, der 600 Gäste beiwohnten, überreichte ihm Oberbürgermeister Helmut Schröer die Ernennungsurkunde.

 Applaus für Jean-Claude Juncker, den neuen Ehrenbürger der Stadt Trier: (von links) Dorette Klopp (SPD), Manfred Maximini (UBM) und Christoph Böhr (CDU).Foto: Friedemann Vetter

Applaus für Jean-Claude Juncker, den neuen Ehrenbürger der Stadt Trier: (von links) Dorette Klopp (SPD), Manfred Maximini (UBM) und Christoph Böhr (CDU).Foto: Friedemann Vetter

Goldene Sterne auf blauem Grund - die Flagge Europas, flankiert von denen der Stadt Trier und des Großherzogtums Luxemburg. Ganz bewusst hatte das Protokollamt diese Gestaltung des Bühnenhintergrunds im Stadttheater für das besondere Ereignis gewählt: Zum zweiten Mal in der Geschichte der ältesten Stadt Deutschlands wurde ein Ausländer mit der höchsten Ehrung bedacht, die ihre gewählten Repräsentanten vergeben können. Mit Jean-Claude Juncker wurde nicht nur ein bekennender Freund und Förderer Triers zum Ehrenbürger gemacht. Juncker gehört auch zu den Baumeistern eines geeinten Europas, der nicht müde wird, für diesen Gedanken zu werben. So war es auch bei der feierlichen Ratssitzung nicht verwunderlich, dass - neben der Freundschaft der Menschen zwischen Trier und Luxemburg - Europa immer wieder in den Mittelpunkt rückte. Dies reichte bis zur musikalischen Umrahmung durch den von Martin Folz geleiteten Trier-Luxemburger Kammerchor "ensemble vocal GRENZGÄNGER". Den Beweis dafür, dass Jean-Claude Juncker ein Grenzgänger im Sinne des Wortes ist, erbrachte er selbst in seiner herrlich unkonventionellen Rede. Die Mahnung, am Haus Europa weiter zu arbeiten, fand darin ebenso ihren Platz wie der Dank an seine Eltern Marguerite und Joseph, die an diesem Ehrentag mit nach Trier gekommen waren. "Deutschland und Trier, das war in meiner Jugend das Gleiche für mich. Es gehört zum Verdienst der Generation meiner Eltern, dass wir nach den schlimmen Erfahrungen des Krieges deutschland-freundlich erzogen wurden." Und auch wenn die ein oder andere ironische Bemerkung des Ehrenbürgers die 600 Gäste zum Schmunzeln oder gar Lachen brachte. Seine Freude über diese besondere Auszeichnung konnte und wollte er nicht verbergen, auch nicht "die klammheimliche Freude, dass viele Freundschaften über Grenzen hinweg einem geholfen haben, dies zu erreichen". Bevor Jean-Claude Juncker aber den in Leder gebundenen Ehrenbürgerbrief entgegennahm und seine Unterschrift ins Goldene Buch der Stadt setzte, durfte er den von Paul Hindemith vertonten Gedichten seines Lieblingsdichters Rainer Maria Rilke, der Uraufführung des Stückes "Nightingales" des luxemburgischen Komponisten Roland Wiltjen und den ausführlichen Lobesworten des Trierer Oberbürgermeisters Helmut Schröer lauschen. "Für uns ist Jean-Claude Juncker nicht irgendein europäischer Politiker, der seine Sache im Hinblick auf den europäischen Gedanken, den wir bekanntlich auch in unserer Stadt nachhaltig unterstützen, besonders gut macht. Es ist die immer wieder erlebte und spürbare Beziehung zu unserer Stadt, zu unserer Region, die den Menschen und Politiker Juncker mit uns verbindet." Juncker sei ein engagierter Freund und Förderer Triers, der das Miteinander nicht nur deklariere, sondern auch für Trier und die ganze Region praktiziere. Hoffnungsvoller Blick in die Zukunft

Ein Beleg dafür war die Anwesenheit zahlreicher Bürgermeister und politischer Vertreter aus der Region, die sich im Anschluss an den Festakt mit den anderen Gästen aus Wirtschaft, Wohlfahrt und Bürgerschaft in den Viehmarktthermen zum Empfang trafen. Doch davor blieb noch der hoffnungsvolle Blick des Oberbürgermeisters in eine Zukunft, in der (das wohlhabende) Luxemburg und die (finanziell gebeutelte) Stadt Trier noch häufiger und enger zusammenarbeiten mögen. Und das Versprechen von Jean-Claude Juncker, immer wieder nach Trier zu kommen - "als Ehrenbürger und als Freund dieser Stadt." Die vollständige Rede des Oberbürgermeisters und weitere Fotos:

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