Grünes Tor statt graue Betonbögen

Trier · Soll die graue Gartenfeldbrücke mit viel Farbe und Blumenkästen zum Hingucker in Trier-Ost werden? Mit dieser Idee einer Gartenfeldbewohnerin hat sich der Ortsbeirat Trier-Mitte-Gartenfeld ausgiebig in seiner jüngsten Sitzung befasst. Das Gremium will den Plan unterstützen.

 Wie wär's mit Grün: Marion Poma will die Gartenfeldbrücke verschönern und hat schon eine Farbidee. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Wie wär's mit Grün: Marion Poma will die Gartenfeldbrücke verschönern und hat schon eine Farbidee. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Trier. Bebauungspläne, Zuschüsse aus dem Stadtteilbudget oder Straßenbaumaßnahmen sind naturgemäß die Tagesordnungspunkte in Ortsbeiratssitzungen. Anders beim jüngsten Treffen des Ortsbeirats Trier-Mitte-Gartenfeld: "Verschönerung der Gartenfeldbrücke - Vorstellung einer Anwohnerinitiative" steht oben auf der Tagesordung. Dazu erscheint Gartenfeldbewohnerin Marion Poma, die die Bahnüberführung mit den markanten Trägerbögen in ein "farbiges Tor zum Gartenfeld" verwandeln will.
Zunächst stellt Poma ihr Projekt vor. Seit einem Jahr befasse sie sich mit Kunst unter freiem Himmel - dabei sei ihr die Idee gekommen, die 1960 erbaute Gartenfeldbrücke zu gestalten. An der Aktion "Bürgerbrücke" sollten sich möglichst Anwohner, Handwerker und Künstler aus dem Viertel beteiligen. Poma: "Diese Brücke ist an sich ein schönes Bauwerk - aber es lässt sich noch mehr draus machen." Bei einem kleinen Straßenfest Anfang Juli habe sie Anwohner und örtliche Geschäftsleute darauf angesprochen. Fast alle hätten mit Begeisterung reagiert und ihre Unterstützung zugesagt.
Poma hat daraufhin im Gartenfeld rund 110 Unterschriften gesammelt und sucht nach Sponsoren unter den örtlichen Geschäftsleuten. Ortsvorsteher Dominik Heinrich nimmt die mit "Petition" überschriebene Unterschriftenliste entgegen und meint: "Das haben Sie spontan richtig gemacht. Bei einer Petition sind die Gremien sogar verpflichtet, sich damit zu befassen."
Auch Gestaltungsideen hat die Initiatorin schon: Sie denkt an einen Anstrich der Bögen und Geländer in abgestuften Grüntönen. Blumenkästen an den Geländern und ein aufgemalter Namenszug "Gartenfeldbrücke" seien denkbar. Poma abschließend: "Wenn ich das durchziehen soll, ist das mit erheblichem Arbeitsaufwand verbunden. Deshalb will ich wissen, ob ich den entsprechenden Rückhalt erhalte."
Der fraktionsübergreifende Rückhalt des Ortsbeirats ist ihr sicher. Dies zeigen die ausnahmslos positiven Kommentare der Ratsmitglieder. Die Rede ist von einer "tollen Initiative", die einmal beispielhaft zeigen könne, was Bürger mit relativ geringem Geldaufwand selbst bewirken können. Die Sache werde nun an die Verwaltung weitergeleitet.
Allerdings betrachtet der Rat die Sache auch realistisch. Ortsvorsteher Heinrich: "Eine ganz kostengünstige Aktion wird das nicht. Das bedeutet Steine im Weg." Er schlägt vor, den Verein Trierisch mit ins Boot zu holen, wie schon beim Frankenturm und beim Balduinsbrunnen. In der weiteren Diskussion werden weitere Stolperfallen entdeckt: Was wird die Bahn zur Sicherheit sagen, wenn über der Hauptstrecke und den Oberleitungen die Geländer mit Blumenkästen verschönert werden sollen? Wie sieht es mit der Unfallversicherung von freiwilligen Helfern aus? Jedenfalls müsste das Projekt rechtlich und technisch genau abgeklärt werden.
Marion Poma zum TV: "Ich warte nun erst mal ab. Sobald ich sicher bin, dass die Stadt ihre volle Unterstützung gewährleistet, lege ich los."
Meinung

Dem Projekt eine Chance geben
Bedenkenträger aller Art und Couleur - bitte haltet euch zurück! Die Idee mit der Brückenverschönerung an der Gartenfeldstraße könnte Vorbild für weitere Anwohnerinitiativen in Trier werden. Dankbare Objekte gäbe es viele. Man kann den Vorstoß der Gartenfelderin aber auch von vornherein zu Tode reden und in Arbeitskreisen zermahlen, bis nichts mehr von der Idee übrig bleibt. Außer vielleicht einem professionellen Betonanstrich im Rahmen des Unterhaltsbudgets für städtische Gebäude. Das wäre das Ende der Bürgerbrücke. Sicher wird es Probleme und Hindernisse geben. Aber wie sagte Napoleon: "Probleme sind dazu da, um beseitigt zu werden." Daher der Appell an die Stadt: Erstmal zuhören und schauen, was unbürokratisch machbar ist.Extra

Die Mehrkosten beim Ausbau Walramsneustraße/Pferdemarkt betragen rund 350 000 Euro. Dem stimmt der Rat zu. Zur geplanten Neugestaltung des Rindertanzplatzes mit Gedenkstätte hatte der Ortsbeirat eigene Projekte mit AVG-Schülern und Student initiiert (der TV berichtete). Inzwischen hat der Oberbürgermeister eine Arbeitsgruppe "Rindertanzplatz" gebildet, an der verschiedenste Institutionen beteiligt sind. Der Ortsbeirat wurde beim ersten Treffen durch Ferdinand Häckmanns und Rosemarie Wessel vertreten. Zur Verwendung seines Ortsteilbudgets 2015/2016 hat der Beirat seine unverbindliche Vorschlagsliste für die Verwaltung aufgestellt: eine Fahrradstation vor C&A in der Konstantinstraße, einen kulturellen Akzent für den neuen Pferdemarkt (Ideensammlung), Verbesserungen an Kinderspielplätzen, weitere erklärende Hinweisschilder an historischen Gebäuden, neue Hundeboxen am Margarethengässchen, Unterstützung für Betreuer von Asylsuchenden, Gedenkstätte Rindertanzplatz. Die genannten Vorschläge sind nur angedachte Möglichkeiten und enthalten keine Zusage. f.k.

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