Heimspiel beim Rivalen

KERNSCHEID/IRSCH. Die Rivalitäten zwischen den Stadtteilen Kernscheid und Irsch sind nicht mehr ganz so groß wie früher. Aber dann und wann blitzen sie noch einmal durch: zum Beispiel, wenn die Mannschaften der SSG Kernscheid alle zwei Wochen ein Heimspiel haben - dieses aber auf dem Sportplatz in Irsch austragen müssen.

Sie haben in der laufenden Saison schon häufig über Tore und Siege gejubelt. Volker Wagner und Oliver Heinzmann und all die anderen Spieler, die in den Trikots der ersten und zweiten Mannschaft der SSG Kernscheid auflaufen. Sowohl auswärts als auch zu Hause. Wo? Zu Hause? Haha, von wegen. Denn selbst wenn der Spielplan der Kreisliga B Trier/Saar in der ersten Spalte - also dort, wo die Mannschaft steht, die das hat, was Heimrecht genannt wird - die SSG Kernscheid nennt, müssen Trainer Peter Nestler und seine Spieler die Taschen packen, ins Auto steigen und reisen. Zwar nicht weit, aber immerhin. Denn auch noch 20 Jahre nach der Gründung der Fußball-Abteilung der SSG Kernscheid gibt es in dem Trierer Ortsteil keine spielbetriebs-taugliche Sportstätte, sondern nur einen Bolzplatz, worauf Woche für Woche ein paar Jugendliche trainieren. "Wir hätten damals einfach mehr Druck ausüben müssen, jeden Tag einen Sportplatz fordern sollen, haben jedoch versäumt, dahinter zu bleiben. Aber wir dachten halt auch an die schlechte finanzielle Situation der Stadt und waren so vernünftig, nicht ständig zu sagen, dass wir für die zwei Mannschaften in Kernscheid unbedingt einen Sportplatz brauchen", sagt Franz Josef Oberhausen, Fußball-Abteilungsleiter der SSG Kernscheid, rückblickendAnimositäten seit den "Gründerjahren"

Aber so müssen die SSGler jeden zweiten Sonntag auf einen anderen Sportplatz ausweichen - und zwar auf den nach Irsch, auf den Sportplatz des Nachbar-Stadtteils und alten Lokal-Rivalen. Kernscheid gegen Irsch beziehungsweise Irsch gegen Kernscheid, das ist noch immer ein spannendes und emotionsgeladenes Duell, auch wenn die gegenseitigen Animositäten rund um den sportlichen Bereich in den Gründerjahren des Vereins höher waren. Aber das war auch zu einer Zeit, als sich beispielsweise noch die Jugendgruppen der beiden einzelnen Stadtteile sorgen mussten, ob nicht noch die Vertreter der anderen Seite vorbeikommen und vorzeitig den Maibaum abschnippeln oder das Martinsfeuer anfackeln würden. Und so etwas färbte sich auch auf den Sportplatz sowie die Sportplatzbenutzung ab. "Aber das Verhältnis und die Kommunikation untereinander haben sich seitdem enorm verbessert", sagt Oberhausen. Aber dennoch. Da ist die SSG Kernscheid, bereits seit Jahren in der Spitzengruppe der Kreisliga B Trier/Saar vertreten, in diesem Jahr mit großen Aufstiegschancen und einem 3:0-Sieg im Derby - und die muss jedes Heimspiel auf dem Platz des SV Irsch bestreiten, der früher einmal höherklassig spielete. Heute aber ist der SV ebenfalls in der Kreisliga B Trier/Saar und dort in der Tabelle eher im Mittelfeld zu finden. Und auf diesem Platz findet jedes Kernscheider "Heimspiel" statt. Dazu immer am Spielfeldrand das schöne, große neue Irscher Club-Haus und nur ein wenig daneben die kleine Kernscheider Baracke. Das sind kleine sonntägliche Nadelstiche ins erfolgreiche Kernscheider Fußballer-Herz."Hoffnung noch nicht aufgegeben"

Doch diese erleiden Oberhausen & Co. mittlerweile seit 20 Jahren, seit sie nach einem kurzen Gastspiel in Tarforst immer in Irsch antreten. Aber die Aussicht auf Besserung haben sie noch nicht aufgegeben. "Es wäre natürlich schöner, wenn wir unseren eigenen Sportplatz hätten. Und wir haben die Hoffnung darauf noch nicht aufgegeben", erklärt Oberhausen.

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