Höchste Qualität gerade gut genug

Zum Bericht "Betreuung: Zu wenig Plätze für Zweijährige" (TV vom 28. Mai):

Ab dem 1. August 2010 haben Zweijährige Rechtsanspruch auf einen kostenfreien Kindergartenplatz und die Stadt Trier dafür nicht genügend Plätze ohne eilige Notlösungen. Welches gescheite zweijährige Kind würde auf sein Rechtsanspruch für ein kurzfristig hergerichtetes Provisorium bestehen?

In sechs Wochen sollen Räume erweitert und umgebaut werden, das notwendige Inventar und Spielmaterial und das speziell gut qualifizierte Fachpersonal als verlässliche Bezugspersonen für junge Kinder hergezaubert werden?

In einem werden sich ja alle Verantwortlichen einig sein: Für die Jüngsten muss die höchste Qualität in familienergänzenden Einrichtungen gerade gut genug sein. Welche jungen Eltern würden sich auf Halbheiten einlassen und dafür sogar gegen die Stadt klagen?

Oder wissen sie nicht, dass 25 zwei- bis sechsjährige Kinder in einer geöffneten Kindergartengruppe einen Rechtsanspruch auf etwa 3,2 Erzieherinnenstellen haben? Pro Kind und Woche also etwa fünf Stunden für Betreuung, Erziehung, Bildung, Essen, Schlafenlegen, für Wickeln, Pipipfützen-Aufputzen und Sauberkeitserziehung. Denn außer den bis zu sechs Zweijährigen sind in einer geöffneten Kindergartengruppe oft noch drei bis fünf ältere Kinder in den Windeln.

Wieso meint die Redakteurin, dass das Bildungsangebot in einer Krippe für Zweijährige weniger anspruchsvoll ist als im Kindergarten? Dort ist man besorgt, dass der Wissensdurst der "Großen" zu kurz kommt.

In einer Krippengruppe mit acht bis zehn Kindern von null bis drei Jahren gibt es mehr als doppelt so viel Fachpersonal bei gleicher Anzahl an kleinen "Hosenschissern". Dieser Standard sollte erst einmal für die geöffnete Kindergartengruppe gewährleistet sein, bevor man im Hopplahopp-Verfahren Rechtsansprüche bedient.

Welches zweijährige Kind würde für Fremdbetreuung vor Gericht ziehen, um unter den gegenwärtigen Qualitätsstandards bis zu zehn Stunden am Tag im Kindergarten verbringen zu dürfen? Glücklich das zweijährige Kind, das Eltern mit Zeit und bis zur Vollendung seines dritten Lebensjahres einen guten Krippenplatz hat.

Monika Tiemann, Newel-Butz weiler

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