Höchstparkdauer stört Betriebe und Kunden

Autofahrer müssen in Trier seit 1. Januar geänderte Parkgebühren bezahlen. In Straßen mit Einzelhandel dürfen sie teilweise nur noch maximal 30 Minuten parken, was bei vielen Händlern und Kunden auf Unverständnis stößt.

 Auch in der Karl-Marx-Straße dürfen Autofahrer nur noch maximal 30 Minuten parken. Die Zeit für Einkäufe und Erledigungen könnte dort also knapp werden. TV-Foto: Marcus Hormes

Auch in der Karl-Marx-Straße dürfen Autofahrer nur noch maximal 30 Minuten parken. Die Zeit für Einkäufe und Erledigungen könnte dort also knapp werden. TV-Foto: Marcus Hormes

Trier. Die vom Stadtrat im September beschlossene Parkgebührenordnung ist in Kraft getreten (der TV berichtete, Details siehe Extra).

Ziele: Durch verstärkte Auslastung der Stadtwerke-Parkhäuser sollte der Parkplatz-Suchverkehr vermindert werden, und insgesamt sollte mehr Geld eingenommen werden.

Kosten: In Parkhäusern und Tiefgaragen stiegen die Gebühren leicht, allerdings wurde die Taktung kundenfreundlicher. Auf zentralen Parkplätzen unter freiem Himmel stiegen die Gebühren stärker an und liegen jetzt etwas höher als in den Parkhäusern.

Höchstparkdauer: Die maximal erlaubte Parkdauer unter freiem Himmel wurde drastisch eingeschränkt. Beispiele: In der Bruchhausenstraße, Karl-Marx-Straße und Neustraße durften Autos bisher zwei Stunden lang parken, neuerdings nur noch 30 Minuten. In Teilen der Saarstraße ist nur noch eine Stunde statt bisher vier Stunden erlaubt.

Reaktionen von Autofahrern: Die Einschränkung beurteilen viele Bürger als negativ, wie die Stadtverwaltung auf TV-Anfrage mitteilt. Für Arzt- und Therapiebesuche etwa kämen aus Sicht dieser Kritiker nur noch Parkhäuser infrage, die aber teilweise für ältere oder gehbehinderte Menschen vom Ziel zu weit entfernt seien, erklärt Hans-Günther Lanfer vom Presseamt. Mit der Höhe der Parkgebühr beschäftige sich hingegen nur "ein verschwindend geringer Teil" der Rückmeldungen.

Reaktionen von Gewerbetreibenden: Unternehmer wie Hans Kaufmann, Besitzer eines Fitnessstudios in der Karl-Marx-Straße, beklagen, dass sie nicht in die Entscheidungsfindungen der Stadt einbezogen worden seien. Auch das Einreichen von Unterschriftenlisten sei bisher ohne jede Wirkung geblieben, schreiben Kaufmann und benachbarte Unternehmer in einem Leserbrief an den TV. Darin sprechen sie Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani die nötige Kompetenz ab.

Die "extreme Herabsetzung" der maximal zulässigen Höchstparkzeit auf nur noch 30 Minuten stelle eine "Existenzgefährdung" dar. Kaufmann: "Anscheinend ging man im Rathaus davon aus, dass die Kunden der betroffenen Betriebe nur aus Fußgängern und Radfahrern bestehen oder dass für die angebotenen Dienstleistungen die extreme Kurzparkzeit von 30 Minuten ausreichend sei." Karin Kaltenkirchen, Vorsitzende der City-Initiative Trier, kann diese Reaktion nachvollziehen: "Eine halbe Stunde ist sehr kurz. Da bleibt kaum Zeit für eine anständige Beratung im Geschäft."

Erfahrung der Stadtwerke: Ob das Vorhaben der Stadt, den Suchverkehr einzudämmen, aufgeht, ist noch unklar. "Bislang können wir keine Auswirkungen feststellen", sagt Stadtwerke-Pressesprecher Carsten Grasmück. "Nach unserer Erfahrung bedarf es einer längeren Reaktionszeit, bevor sich das Parkverhalten ändert. Erste Erfahrungswerte erwarten wir frühestens ab Sommer 2011."

Liebe Leserinnen und Leser, was halten Sie von der neuen Parkgebührenordnung der Stadt Trier? Sind Gebührenhöhe und Taktung angemessen? Reicht die Höchstparkdauer aus? Mailen Sie uns Ihre Meinung in Kürze an echo@volksfreund.de. Name und Anschrift bitte nicht vergessen.



UMfrage

Unterschätzte Sprengkraft

Siegmund Bauke (71), Zerf: "30 Minuten parken sind für viele Anlässe viel zu kurz. Kunden brauchen Zeit zum Einkaufen, Handwerker Zeit zum Erledigen von Aufträgen." Klaus Leyendecker (61), Trier: "In der Karl-Marx-Straße sind die Parkhäuser zu weit entfernt. Wie sollen wir als Kunden des Fitness-Centers mit 30 Minuten Parkzeit auskommen?" Marita Berg (52), Trier: "Ja, ich habe von den neuen Parkgebühren gehört. Aber wenn ich ins Parkhaus fahren will, ist das meistens voll." Elisabeth Becker (60), Wittlich: "Hier in Trier ist das Parken jetzt ziemlich teuer. Im Bereich Wittlich gibt es noch viele kostenlose Parkplätze." Christian Herkel (28), Trier: "In finde es ganz gut, dass mehr Fahrer die Parkhäuser nutzen sollen. Hoffentlich bleibt dann mehr Platz für Anwohner." Umfrage und TV-Fotos (4): Marcus Hormes Die neue Einschränkung der Höchstparkdauer in Trier ist zu extrem und geht deshalb an der Realität vorbei. Natürlich muss verhindert werden, dass Dauerparker die wertvollen Plätze gerade bei den Geschäften blockieren. Aber was lässt sich in 30 Minuten denn überhaupt erledigen? Selbst eine Stunde kann oft noch zu knapp sein, wenn jemand zum Arzt, in mehrere Geschäfte oder sich in Ruhe beraten lassen will. Zahlungswillige Kunden werden so vor den Kopf gestoßen, weil sie gar nicht mehr Geld in den Automaten werfen dürfen. Der Hinweis auf die Parkhäuser zieht dann nicht, wenn sie weit entfernt stehen. Im Vorfeld des Ratsbeschlusses hatten sich Politik, Verwaltung und mitwirkende Wirtschaftsvertreter zu sehr auf die Höhe der Gebühren konzentriert und die Sprengkraft der Höchstparkdauer offenbar völlig unterschätzt. Die Zeche zahlen nun Kunden und Händler. Kaum eingeführt, muss die neue Gebührenordnung schon wieder auf den Prüfstand. m.hormes@volksfreund.de

Meinung

Unterschätzte Sprengkraft

Siegmund Bauke (71), Zerf: "30 Minuten parken sind für viele Anlässe viel zu kurz. Kunden brauchen Zeit zum Einkaufen, Handwerker Zeit zum Erledigen von Aufträgen." Klaus Leyendecker (61), Trier: "In der Karl-Marx-Straße sind die Parkhäuser zu weit entfernt. Wie sollen wir als Kunden des Fitness-Centers mit 30 Minuten Parkzeit auskommen?" Marita Berg (52), Trier: "Ja, ich habe von den neuen Parkgebühren gehört. Aber wenn ich ins Parkhaus fahren will, ist das meistens voll." Elisabeth Becker (60), Wittlich: "Hier in Trier ist das Parken jetzt ziemlich teuer. Im Bereich Wittlich gibt es noch viele kostenlose Parkplätze." Christian Herkel (28), Trier: "In finde es ganz gut, dass mehr Fahrer die Parkhäuser nutzen sollen. Hoffentlich bleibt dann mehr Platz für Anwohner." Umfrage und TV-Fotos (4): Marcus Hormes Die neue Einschränkung der Höchstparkdauer in Trier ist zu extrem und geht deshalb an der Realität vorbei. Natürlich muss verhindert werden, dass Dauerparker die wertvollen Plätze gerade bei den Geschäften blockieren. Aber was lässt sich in 30 Minuten denn überhaupt erledigen? Selbst eine Stunde kann oft noch zu knapp sein, wenn jemand zum Arzt, in mehrere Geschäfte oder sich in Ruhe beraten lassen will. Zahlungswillige Kunden werden so vor den Kopf gestoßen, weil sie gar nicht mehr Geld in den Automaten werfen dürfen. Der Hinweis auf die Parkhäuser zieht dann nicht, wenn sie weit entfernt stehen. Im Vorfeld des Ratsbeschlusses hatten sich Politik, Verwaltung und mitwirkende Wirtschaftsvertreter zu sehr auf die Höhe der Gebühren konzentriert und die Sprengkraft der Höchstparkdauer offenbar völlig unterschätzt. Die Zeche zahlen nun Kunden und Händler. Kaum eingeführt, muss die neue Gebührenordnung schon wieder auf den Prüfstand. m.hormes@volksfreund.deExtraParkhäuser und Tiefgaragen der SWT Parken GmbH: City, Hauptmarkt, Viehmarkt, Basilika, Europahalle und Konstantin. Tarife: Anstieg der Parkhausgebühr pro Stunde von 1,30 Euro auf 1,50 Euro. Verkürzung der Taktung von 60 auf 30 Minuten. Parkhaus Ostallee: für Kunden des Alleencenters zwei Stunden frei, ansonsten 1,50 Euro pro Stunde. Parken im Freien (Stadt Trier): Zone eins (innerhalb Alleenring): Anstieg von einem Euro auf 1,60 Euro pro Stunde. Zone zwei (außerhalb Alleenring): Anstieg von 0,50 auf 0,80 Euro. Verlängerung der Gebührenpflicht samstags bis 19 oder 20 Uhr. Verkürzung der maximalen Parkdauer zum Beispiel auf zwei Stunden (größere Parkplätze), in Straßen ohne Einzelhandel meist auf eine Stunde, in Straßen mit Einzelhandel auf 30 Minuten. (cus)

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