Hotel mit Historie

Vor über 100 Jahren baute Johann Haag einen Landgasthof in Euren, das heutige Hotel-Restaurant Eurener Hof. Johann Haag wurde am 8. Februar vor 150 Jahren geboren. Sein Enkel Heinz hat aus mündlicher Überlieferung und anderen Quellen die Anfänge und den Verlauf des Betriebs zusammengetragen.

 Heinz Haag ist der Enkel von Johann Haag, der vor 102 Jahren den Eurener Hof baute. TV-Foto: Gabriela Böhm

Heinz Haag ist der Enkel von Johann Haag, der vor 102 Jahren den Eurener Hof baute. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier-Euren. Angefangen hatte alles mit Kartoffeln. Johann und Katharina Haag betrieben in Euren außer Landwirtschaft und Weinhandel eine Kartoffelhandlung. Johann Haag lieferte der mit 15 000 Mann starken kaiserlichen Garde in den nahen Kasernen die geschälten Erdäpfel. Mit dem praktischen Nebeneffekt, dass die Kartoffelschalen in der Schweinemast verwendet wurden. Ein tüchtiger Geschäftsmann

Offenbar war Johann Haag ein tüchtiger Geschäftsmann. "Ich weiß nicht, ob er das Geld hatte oder Grundstücke verkaufen musste" überlegt sein Enkel Heinz Haag (64), der zusammen mit seinem Sohn Simon (33) Eigentümer des Hotel- und Gastronomiebetriebes ist. Johann Haag hatte wohl die exponierte Lage am Ortseingang von Euren im Blick, als er 1906 einen repräsentativen Gasthof baute: Mit Café-Terrasse im ersten Stock, Gartenwirtschaft und angrenzendem Festsaal mit Glasfassade für 300 Gäste. Damit war der Eurener Hof damals eines von sieben Gasthäusern mit Festsälen in Euren - "Das Las Vegas von Trier", schmunzelt Haag. Schließlich zogen Tanzveranstaltungen auch Besucher weit außerhalb von Euren an. Dem meist sonntäglichen Freizeitvergnügen ("Samstags nie, man musste ja sonntags ausgeruht beim Pastor erscheinen") war die neu gebaute Straßenbahn nach Euren äußerst dienlich. Sie hatte ihre Endstation direkt vor dem Eurener Hof. Hierfür hatte Johann Haag gesorgt, der einen Wartestand eigens am Eurener Hof errichtete - und damit einen anderen Gastronomiebetrieb ausbootete.Johann Haag starb 1923, der Betrieb wurde von der Familie weitergeführt. Zwischen den Weltkriegen wurde das Gebäude als Möbelfabrik, Mehllager, Behausung für Westwallarbeiter und in Teilbereichen als Fahrradgeschäft, Raiffeisenkasse oder Metzgerei genutzt. Von Kriegsschäden wurde das Gebäude trotz der Nähe zur Eisenbahn weitgehend verschont. Heute hat das Hotel 85 Gästezimmer, 110 Mitarbeiter und eine "Schönheitswelt" mit Wellnessbereich und Schwimmbad. Er sei schon stolz auf seinen Großvater, sagt Heinz Haag, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Konterfei seines Großvaters auf einem Ölbild hat. Die Einheimischen hätten Johann Haag nur den "Glattrasierten" genannt. Richtig stolz ist Haag darauf, dass seine Familie bereits in der neunten Generation in Euren lebt. Allerdings ist sie anfangs in Kirchenbüchern als "Hach" oder "Haach" aufgeführt. Kein Wunder, dass noch heute die Leute zu "Hach" gehen, wenn sie den Eurener Hof besuchen.

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