Die angedrohte Schenkung einer überlebensgroßen Marx-Statue durch die Volksrepublik China an die Stadt Trier hat eine lebhafte Diskussion angeregt. Man denkt darüber nach, welche Glaubensrichtungen, Religionen oder Ideologien den Menschen am meisten genutzt oder geschadet haben. Das Problem aber mit allen solchen, die angeben, die eine unschlagbare Wahrheit zu besitzen, ist, dass gewisse Menschen sich darauf berufen und sich gerade durch höhere Mächte ermächtigt fühlen, dem Rest der Menschheit diese Wahrheit mit allen Mitteln aufzuzwingen. Im historischen Vergleich haben natürlich die Kreuzfahrer wenig ausgerichtet, aber die Menschheitsbeglücker des 20. Jahrhunderts verfügten über viel effizientere Organisationen und konnten um so verheerender wirken. Wir sind immer noch nicht am Ende mit dem Zählen der zerstörten Menschenleben. 1989 konnten viele Völker Regime abwerfen, die sie lange Jahre basierend auf dem Marxismus-Leninismus als alleingültige Weltanschauung unter ihrer Macht gehalten hatten. Wir, die wir in Westeuropa gelebt haben, konzentrieren uns manchmal zu sehr auf die Probleme unserer Demokratie, weil wir machtlose Unterwerfung nie erlebt haben. China scheint pragmatisch voranzugehen und die Wirtschaftsmacht und den Lebensstandard der Menschen erhöhen zu wollen, unter der Symbolik von omnipräsenten Marx-Büsten, die Menschen, die aufbegehren wollten, wieder einschüchtern sollen. Junge Chinesen müssen mehr Marxismus büffeln, um mehr Disziplin in den Köpfen herzustellen. Ideen, die uns Menschen eine angeblich einzig wahre Weisheit mit Gewalt aufzwingen wollen, machen uns jetzt wieder in Europa Sorgen. Wenn also die Marx-Statue doch aufgestellt werden sollte, dann bitte als Mahnmal für zukünftige Generationen, an sichtbarer Stelle mitten in der Stadt und versehen mit einer Gesundheitswarnung. Peter Oldfield, Mertesdorf Anregungen? Lob? Kritik? Schreiben Sie uns Ihre Meinung per Mail an leserbriefe@volksfreund.de Bitte geben Sie Ihre Postanschrift und Ihre Telefonnummer (für Rückfragen) an.