Im Kabinett des Absurden

Trier · Roland Grundheber hat sich beim Comedy-Abend in der Tufa als Verwandlungskünstler präsentiert, der von allen Seiten die Lachmuskeln attackiert. Schrille Kostüme, aberwitzige Tänze, Sprachwitz, derbe Zoten und gelungene Parodien verbindet der Ehranger im Programm "Tacheless" zu einer runden Mischung.

 Zum Schreien komisch: Ansichten eines Apfelbaums spielt Kabarettist Roland Grundheber bei seinem Auftritt in der Trierer Tuchfabrik vor. TV-Foto: Martin Recktenwald

Zum Schreien komisch: Ansichten eines Apfelbaums spielt Kabarettist Roland Grundheber bei seinem Auftritt in der Trierer Tuchfabrik vor. TV-Foto: Martin Recktenwald

Foto: Martin Recktenwald (ten) ("TV-Upload Recktenwald"

Trier. Im rosa Tutu mit Perücke in passender Farbe tänzelt ein Mann auf die Bühne und strahlt trotz seltsamer Bewegungen enorme Selbstsicherheit und Begeisterung aus. Dieser erste Streich von Roland Grundheber zündet dank der überzeugenden Mimik bei den fast 200 Gästen im Tufa-Saal sofort. Er sei in das Kostüm regelrecht gezwungen worden, versucht er zu erklären. "Neulich hab' ich in der Trierer Fußgängerzon' en Kart' für die Rosa Sitzung gefunden. Und da dacht ich, bevor noch en Kind drüber stolpert ... ", beginnt seine skurrile Geschichte.
Vom Einsatz im Rosa Karneval


Vom Kleidchen-Einkaufsbummel mit Hindernissen führt das Ganze schließlich bis zur live im Offenen Kanal ausgestrahlten Begegnung mit dem homosexuellen Männerballett auf der Fastnachtssitzung. "Bei uns ist einer krank geworden - wir brauchen jemanden für die Hebefigur", so habe ihn die Truppe kurzerhand zum Mitmachen genötigt, berichtet Grundheber.
Absurditäten des Alltags überzeichnet der in Ehrang lebende Clown und Aktionskünstler in herrlich schräger Form. Beim Besuch im Hunde-Restaurant habe er sich des Verdachts nicht erwehren können, man bediene ihn nicht, weil er als einziger Gast ohne Vierbeiner erschienen war. Also wird beim vierten Vorbeilaufen die Bedienung einfach angebellt. "Wuff, wuff, grrrr." "Geht es Ihnen gut?" "Nee, ich hab Durst", spielt er den anschließenden Dialog nach.
Schräges gibt es auch aus dem Fitnessstudio zu berichten oder über die Suchtbewältigung eines bekennenden "Maggi- und Fondorholikers".Vegetarier haben es ebenfalls nicht leicht, aber Grundheber leistet praktische Hilfe. Er opfert sich auf einer Party auf, zu der fast nur Fleischverweigerer erschienen sind, und verputzt das Spanferkel im Alleingang. "Den traurigen Blick des Metzgers konnte ich nicht ertragen", erzählt er. Zum Schreien komisch wird es, als er einen Apfelbaum nachspielt, unter dem strengste Vegetarier ausharren und warten, bis die Pflanze freiwillig ihre Früchte fallen lässt. Mit letzter Kraft robbt er sich zum Apfel, will hineinbeißen - Mist, ein Wurm kriecht heraus, das war wieder nichts.
Neben der Mimik liegt eine Stärke Grundhebers in der Sprache. Zur Mischung aus Hochdeutsch und Trierer Mundart (deshalb heißt das Programm auch "Tacheless") gesellt sich gelegentlich noch Englisch. Nämlich dann, wenn er selbst verfasste "philosophische Gedichte" vorträgt. "Snowflocks on the windows klopfe. I think, loss ich se rein, ginns Tropfe", dichtet er. Tanzeinlagen wie die "nach Selbstbestimmung strebende Marionette" runden das Skurrilitäten-Kabinett à la Grundheber ab.

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