Immer für einen Treffer gut

PFALZEL. Er nennt sich selbst einen "Sportverrückten". Zeit seines Lebens war Jörg Elsen dem Sport verbunden: erst aktiv, dann als Vereinsvorsitzender des Pfalzeler Sportvereins. Wichtig ist ihm die Vermittlung von Werten: Fairness und Achtung.

 54 Jahre alt und kein bisschen langsam: Wenn Sportvereinschef Jörg Elsen, an sich Handball-Fan, zutritt, fliegt selbst ein Fußball quer über das Spielfeld. Foto: Miguel Castro

54 Jahre alt und kein bisschen langsam: Wenn Sportvereinschef Jörg Elsen, an sich Handball-Fan, zutritt, fliegt selbst ein Fußball quer über das Spielfeld. Foto: Miguel Castro

Das schlechte Gewissen drängt sich auf angesichts der eigenen Bequemlichkeit, wenn man Jörg Elsen gegenübersteht. Drahtig wirkt der 54-jährige, und wahrscheinlich läuft er wohl den meisten aus dem Stand auf und davon. Aber das ist auch kein Wunder: Jörg Elsen, verheiratet und Vater von drei Kindern, bezeichnet sich selbst als "sportverrückt". Leidenschaft mit Hand und Fuß

Stolz präsentiert der Pfalzeler, seit Jahrzehnten beruflich in der Trierer Stadtverwaltung tätig, ein Wandbild aus seinem Büro: eine Collage von Bildern, Texten und dem Spielberechtigungsschein aus seiner Aktivenzeit. Samstags hütete er das Tor der lokalen Fußballer. Seine Leidenschaft gehörte aber dem Handball. Erst im 47. Lebensjahr hätten ihn Beschwerden in der Schulter gezwungen, seinen Lieblingssport nicht mehr auszuüben. "Handballer-Krankheit", sagt Elsen. Erinnerungen an seine Laufbahn, die ihn sogar bis in die Oberliga Rheinland führte, hat Elsen viele. Etwa 1972, in einem Landesliga-Endspiel: "Wir gewannen mit nur zwei Toren Unterschied gegen die Mannschaft von Polizei Wengerohr - und es regnete wie aus Kübeln." Gespielt habe man damals nicht wie heute in einer Halle, sondern auf dem freien Feld. In Hermeskeil seien sie sogar im Schnee angetreten. Elsen ist gebürtiger Pfalzeler. Auf dem Weg Richtung Sportplatz erklärt er quasi nebenbei die Geschichte des Dorfes. Seine Familie lebe schon in dritter Generation im Trierer Stadtteil. "Ich bin mit Leib und Seele Pfalzeler. Das Schöne ist, dass sie auf der Straße immer einen Bekannten treffen." Sein Engagement im 700 Mitglieder starken Sportverein TSC 1897 Pfalzel wird daran wohl seinen Anteil haben: Elsen ist seit sechzehn Jahren Vereinsvorsitzender. "Ich mache das so lange, wie es mir Spaß macht", sagt er. Er betrachtet sein Engagement als eine Art Dankeschön: "Ich möchte zurückgeben, was andere mir in der Jugend ermöglicht haben. Sportler sollten nicht sagen, sie würden für den Verein spielen - sondern für sich selbst. Der Verein ermöglicht das nur." Wichtig sei ihm die Vermittlung von Werten des Sports: Fairness, eine Niederlage akzeptieren, den sportlichen Gegner achten. Elsen selbst hat in seiner Aktivenzeit als Jugendtrainer gearbeitet. "Zurückgeben", das macht er übrigens schon seit seinem 21. Lebensjahr. Damals war dem Verein der Protokollführer, Arm im Gips und Elsens Bruder, ausgefallen. Also sprang Jörg ein. Fünf Jahre später war der Handballfreund bereits Geschäftsführer. Seitdem hat sich der Verein auch dem früher kaum populären Breitensport geöffnet. Gymnastik- und Tanzkurse oder Angebote wie Kinder- und Seniorenturnen werden rege genutzt. Elsen selbst kann das "sporteln" nicht lassen, wöchentlich fünf Stunden spielt er Volleyball oder Basketball. Aber: "Wir kennen unseren Körper", sagt er. Da müsse man nicht mehr bis an die Grenzen gehen."Alter Herr" mit strammem Spann

"Altherren" nennt Elsen sich und seine gleichaltrigen Mitspieler. Man sollte sich von solchen Begriffen nicht täuschen lassen. Auf dem Sportplatz, beim Training der Jugendkicker, nimmt der Vereinsvorsitzende Anlauf. Trifft den Fußball mit voller Kraft, der von der Außenlinie über das Mittelfeld hinweg in den gegnerischen Strafraum fliegt. In hohem Bogen. Da ist es wieder, das schlechte Gewissen.

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