Impulse von der Basis für den Bischof: Erste Synode im Bistum Trier nach 57 Jahren gestartet

Trier · 279 Pastoren, Ordensleute und Bürger sind in Trier zusammengekommen, um über notwendige Schritte für eine lebendige Zukunft der Kirche zu beraten. Die Beratungen der Synode laufen über zwei Jahre.

 Synode Trier.

Synode Trier.

Foto: klaus kimmling

"Das Hochamt in St. Martin am ersten Weihnachtsfeiertag wird in diesem Jahr erstmalig nicht mehr gehalten. Die Zahl der Gläubigen, die dieses Hochamt besuchen, ist eher gering (nicht nur in St. Martin). Wir bitten um ihr Verständnis." So steht es im aktuellen Pfarrbrief St. Paulin. Zum Bezirk der Pfarrgemeinschaft gehört auch die ehemalige Kirche St. Maximin, in der am Freitag die erste Synode des Bistums Trier seit 57 Jahren eröffnet worden ist.

Dass nicht immer mehr Gottesdienste ausfallen, weil zu wenige Gläubige den Weg dorthin finden, und nicht immer mehr Kirchen, so wie St. Maximin, als Gotteshaus aufgegeben werden müssen - auch darum wollen sich die 279 Synodalen wohl bemühen.

"Worin unser Auftrag als Kirche heute besteht - darauf eine Antwort zu finden, ist wesentliches Ziel der Diözesansynode", sagte Bischof Stefan Ackermann in seiner Eröffnungsansprache. Worum es dabei genau in den über zwei Jahre laufenden Beratungen gehen wird, ist offen. Auf die Frage, wie die Beschlüsse der Synode aussehen könnten, habe er sich bislang mit einer Antwort schwer getan, sagte Bischof Ackermann. "Nicht, weil ich mich vor dem Konkreten drücken will. Aber ich bin ja derjenige, der beraten werden möchte - und deshalb wahrscheinlich am ungeeignetsten, diese Frage zu beantworten."

Um eine vertraute Arbeitsatmosphäre zu schaffen, ging es am Eröffnungstag der Synode erst einmal ums Kennenlernen. Und dafür hatte die Vorbereitungsgruppe recht moderne Wege gewählt. In einer Art Speed-Dating - Geschwindigkeitstreffen - sollen die Synodalen in dem großen Kirchenraum alle fünf Minuten den Gesprächspartner wechseln. Die vorgegebenen Themen unter anderem: "Welche gesellschaftlichen Entwicklungen sind wichtig für die Kirche?", Welche Hoffnungen, welche Bedürfnisse habe ich?" Videos, Fotos und Musik verdeutlichen aktuelle Themen, etwa zunehmende Individualität und Multikulturalität.

"Unser christliche Gesellschaft hat sich in eine multikulturelle Gesellschaft gewandelt", sagt Stephan Gerber, Synodale und Pfarrer im saarländischen Neunkirchen. "Wir müssen überlegen, wie wir unsere kirchlichen Strukturen an diesen Wandel anpassen. Zum Beispiel bei der Erstkommunion - bislang sind die Kinder jahrgangsweise beziehungsweise im Klassenverband zur Kommunion gegangen - in einer multikulturellen Gesellschaft funktioniert das aber nicht mehr, da müssen wir andere Formen finden, die Eltern und Kinder anzusprechen." Einen guten und praktikablen Weg dafür zu finden, könnte laut Gerber eins der Ziele der Synode sein.

Auch die Saarburgerin Beate Reichertz (59) gehört zur Synode. Das Anliegen der Gehörlosen: Behinderte Menschen sollen stärker in die Kirche integriert werden und es leichter haben, an Gottesdiensten teilzunehmen.

Kommunionkinder und Integration behinderter Menschen - Gerber und Reichertz sprechen die eher kleineren Probleme der katholischen Kirche an. Doch damit auch diejenigen, die von Bischof Ackermann angegangen werden können. Und bei denen er sich von den Impulsen der Synode leiten lassen kann.

EXTRA: DIE SYNODE

 Bischof Ackermann.

Bischof Ackermann.

Foto: klaus kimmling
 Teilnehmer der Synode sammeln sich hier.

Teilnehmer der Synode sammeln sich hier.

Foto: klaus kimmling


"Syn" ist Griechisch für "gemeinsam", "odos" bedeutet Weg. Synode bedeutet daher so viel wie "gemeinsamer Weg".
Bei der Trierer Bistumssynode kommen 279 Synodalen zusammen, 41 Prozent davon Kleriker, 59 Prozent Laien. Bis Ende 2015 sollen sie über gesellschaftliche Entwicklungen und Wege des Bistums und der Kirche in die Zukunft beraten. Die Ergebnisse sollen Bischof Ackermann als Impulse für dessen Entscheidungen dienen. Am gestrigen Freitag hat sich die Synode konstituiert, bei der Vollversammlung am heutigen Samstag geht es weiter - allerdings noch nicht mit Gesprächen über konkrete Themen, sondern mit Organisatorischem. So sollen vier Moderatoren gewählt und überlegt werden, unter welchen Bedingungen die Sachkommissionen zu welchen Themen arbeiten sollen. Danach beginnt die inhaltliche Arbeit. Im Februar und März soll es zwei Studientage geben. Für Mai 2014 ist die nächste Vollversammlung geplant.

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