Initiative für die Allerheiligenmesse

Trier · Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen will erreichen, dass die Allerheiligenmesse künftig auch wieder am Feiertag selbst öffnen darf. Argumentationshilfe aus kirchlicher Sicht leistet das Generalvikariat.

Trier. Schausteller und Besucher der Allerheiligenmesse in Trier bekommen Unterstützung aus Politik und Kirche. Der TV dokumentiert die überraschende Entwicklung. Das Verbot: Erstmals in der 180-jährigen Geschichte der Trie rer Allerheiligenmesse mussten die Stände und Fahrgeschäfte auf dem Rummelplatz am Viehmarkt am 1. November 2012 von 13 bis 20 Uhr geschlossen bleiben. Grund: Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier bestand darauf, das seit 1970 geltende Landesgesetz über den Schutz der Sonn- und Feiertage durchzusetzen. Demnach sind an sogenannten stillen Feiertagen "alle der Unterhaltung dienenden öffentlichen Veranstaltungen und Darbietungen, die nicht dem Charakter des Feiertages angepasst sind", verboten. Der Protest: Die Schausteller betonten die große wirtschaftliche Bedeutung des traditionell starken Besuchs am Feiertag und boten als Kompromiss an, auf Musik und laute Durchsagen zu verzichten. Die ADD verwies jedoch auf die übrigen, für das Gewerbe ausreichenden Messetage und blieb hart. Das Ordnungsamt der Stadtverwaltung beugte sich der Weisung. Die Ratsfraktion: Die Freie Wählergemeinschaft (FWG) Trier bat Oberbürgermeister Klaus Jensen schriftlich, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, dass die Anweisung rückgängig gemacht wird. Christiane Probst, FWG-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat: "Es wäre für das Image unserer Stadt schädlich, wenn durch überzogene Auslegung eines Gesetzes wieder einmal eine Traditionsveranstaltung zu Grabe getragen würde." Die Kirche: Schon vor der Initiative der FWG suchte Klaus Jensen Rat beim Bischöflichen Generalvikariat. Nach dessen Auskunft gedenkt die katholische Kirche an dem Hochfest aller ihrer Heiligen. Im Gegensatz zum Allerseelentag, der dem Gedächtnis der Verstorbenen gilt, "feiert Allerheiligen das neue Leben, in das die Heiligen gelangt sind und das allen Christen verheißen ist". Das Land: Innenminister Roger Lewentz (SPD) zitiert in einem Antwortschreiben an Jensen Urteile rheinland-pfälzischer Gerichte zum Feiertagsgesetz. Nach Auffassung des Ministeriums und der ADD sind "der einem Volksfest innewohnende Spaß, das Vergnügen und die Ausgelassenheit gerade nicht mit dem ernsten Charakter eines stillen Feiertags vereinbar".Der Oberbürgermeister: Klaus Jensen schlägt vor, "klar herauszuarbeiten, dass es feiertagsrechtliche Unterschiede im Bezug auf Allerheiligen und Karfreitag, Volkstrauertag und Totensonntag gibt". Allerheiligenmessen könnten durchaus dem Charakter des Feiertags angepasst sein. "Darüber hinaus sollte geprüft werden, ob die 42 Jahre alten Vorschriften einer Anpassung an die allgemeine Entwicklung bedürfen." Den Gedanken habe auch ADD-Präsidentin Barzen in einem Schreiben an den OB aufgegriffen.Meinung

 Darf die Allerheiligenmesse am 1. November 2013 durchgehend geöffnet sein oder müssen Stände und Fahrgeschäfte wie 2012 von 13 bis 20 Uhr geschlossen bleiben? Darüber herrscht Uneinigkeit. TV-Foto: Friedemann Vetter

Darf die Allerheiligenmesse am 1. November 2013 durchgehend geöffnet sein oder müssen Stände und Fahrgeschäfte wie 2012 von 13 bis 20 Uhr geschlossen bleiben? Darüber herrscht Uneinigkeit. TV-Foto: Friedemann Vetter

Nachhilfe für LandesbehördenDie jüngste Entwicklung in der Diskussion um die Allerheiligenmesse Trier überrascht gleich in mehrfacher Hinsicht. Oberbürgermeister Klaus Jensen - sonst eher zurückhaltend mit öffentlichen Bekenntnissen zu umstrittenen Themen - geht in die Offensive und bohrt beim Ministerium und bei der ADD nach. Auf Anfrage der FWG positioniert er sich klar als Unterstützer der Messe in ihrer gewohnten Form. Der wahre Hammer aber ist die Rolle der Kirche. Vom Bistum kommt keineswegs ein Bann aller weltlichen Gelüste. Im Gegenteil: Das Generalvikariat stellt klar, dass an Allerheiligen das neue Leben gefeiert wird, in das die Heiligen gelangt sind und das allen Christen verheißen ist. Es ist bezeichnend, dass ausgerechnet die Kirche selbst den Befürwortern der Messe beispringt, indem sie den Landesbehörden und dem Gesetzgeber Nachhilfe zur wahren Bedeutung des Feiertags gibt. Klaus Jensens Devise trifft ins Schwarze: kurzfristig Auslegung überprüfen, langfristig gesetzliche Grundlagen ändern. m.hormes@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort