Integration heißt auch Durchfragen

Trier · Kürzlich in Deutschland angekommen - und was dann? Der Trie rer Beirat für Migration und Integration hat mit einem Infotag Unterstützung bei der Navigation durch den Dschungel aus unbekannten Gesetzen und Vorschriften angeboten. Die Veranstalter mussten sich dafür allerdings der Herausforderung stellen, eine nahezu babylonische Sprachvielfalt zu entwirren.

 Zur Not geht's auch mit Händen und Füßen: Migranten informieren sich in der Europäischen Rechtsakademie über Sprachkurse oder Arbeitsmöglichkeiten. TV-Foto: Martin Recktenwald

Zur Not geht's auch mit Händen und Füßen: Migranten informieren sich in der Europäischen Rechtsakademie über Sprachkurse oder Arbeitsmöglichkeiten. TV-Foto: Martin Recktenwald

Foto: Martin Recktenwald (ten) ("TV-Upload Recktenwald"

Trier. Deutsch, Englisch, Arabisch, Russisch und Kurdisch erklingen nebeneinander - ohne Dolmetscher ist die Kommunikation beim Infotag für Migranten in der Europäischen Rechtsakademie (ERA) kaum zu meistern. Inmitten der verwirrenden Vielfalt entstehen dennoch zahllose Gespräche zwischen den neu im Land Angekommenen und Vertretern von Arbeitsagentur, Jobcenter, Volkshochschule, Kammern, Caritas & Co. an den Informationsständen des im Foyer aufgebauten "Markts der Möglichkeiten". Es geht um Anerkennung von Zeugnissen, Wohnungsnot und vor allem um Sprachkurse. Deutsch lernen ist der am häufigsten von den Besuchern geäußerte Wunsch.
Der städtische Beirat müht sich, die Verständigungshürde zu verkleinern. Bei den beiden einführenden Impulsvorträgen hat er eine Gruppe von Simultandolmetschern und Kopfhörern der ERA im Einsatz, die den rund 150 Menschen im Saal das Gesprochene in Deutsch, Englisch oder Arabisch nahebringen. Fragen und Ansprechpartner passen aber nicht immer zusammen. "Ich bin Perser. Ich suche konkrete Sprachkurse, wie geht es da weiter?", will beispielweise ein Mann aus dem Publikum von Martin Harz wissen, der für die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) spricht. Während Harz mit umfassenden Informationen über das deutsche Schulwesen und die Schulstandorte in Trier aufwarten kann, muss er in diesem Fall bekennen, dass hier die ADD nicht zuständig ist. Allerdings verweist er auf passende Ansprechpartner der Volkshochschule im Foyer.
Ein typisches Beispiel, wie viele Gespräche ablaufen. Durchfragen und Weitergesendet-Werden sind an der Tagesordnung. Und so hatten sich das die Veranstalter auch gedacht. "Wir sind hier, um Sie bei Ihrer Suche nach Informationen zu unterstützen, die ihre Integration in Trier ermöglichen werden", bringt es Maria de Jesus Duran Kremer, Vorsitzende des Migrationsbeirats, in ihrer Einführungsrede auf den Punkt.
Eigeninitiative ist also gefragt. In den Workshops "Anerkennung von Berufsabschlüssen", "Integration durch Handwerk", "Integration im Stadtteil" und "Politische Ordnung in Deutschland" besteht Gelegenheit zu vertiefenden Fragen.
Die Organisatoren werten den Infotag als Erfolg - kleinere Fehler seien bei einem Pilotprojekt immer einzukalkulieren, findet Duran Kremer.
Extra

Oberbürgermeister Wolfram Leibe zeigte sich vom Infotag überzeugt und regte eine baldige Wiederholung an. Dies sei der richtige Weg im Umgang mit Migranten. "Trier braucht keine Hobbytruppen, um uns vor Menschen, die hierher kommen, zu beschützen", erteilte er anderen in jüngster Zeit geäußerten Lösungswegen - wie einer Bürgerwehr - eine klare Absage. red

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