IT-Experte entdeckt kulturellen Schatz

Der Trierer Unternehmer Matthias Schneider hat seine Lebensaufgabe gefunden. Er kaufte und restaurierte das Schloss Niederweis in der Eifel. Seine Vision: Die Region soll sich ihrer Identität bewusst werden, die Menschen sollen den Bezug zu ihrer Geschichte wiederentdecken.

Trier. Heimatverbundenheit hat für mich große Bedeutung, vielleicht gerade, weil ich meine Herkunftsregion zum Studium verlassen und ihr dann beruflich bedingt lange fernbleiben musste.

Ich kam erst im Jahr 2000 wieder hierher, mit der Geschäftsidee, Prepaid-Pins zum Aufladen von Handys zu verkaufen. Mit dem Patent für eine entsprechende Software- und Systementwicklung wollte ich eine Firma in Luxemburg gründen, habe mich aber dann doch für meine Geburtsstadt Trier entschieden.

Das Unternehmen wuchs schnell, ich suchte größere Räume für eine neue Firmenzentrale und stieß 2004 auf Schloss Niederweis, das allerdings dem Verfall nahe war. Durchs marode Dach war Wasser eingedrungen, der Putz fiel von den Wänden, Nebengebäude und Garten waren verwahrlost. Ich hatte nur vor, zu mieten, fragte mich aber: Willst du dir das antun?

Durch Gespräche mit dem Kreis-Denkmalpfleger Bitburg-Prüm, Michael Berens, setzte eine Sinnesänderung ein. Das Schloss stand für einen niedrigen Preis zum Verkauf, und ich entschloss mich, es zu erwerben, um die Firma darin unterzubringen. Auch begann ich, mich mit seiner Historie zu befassen. Und das hat mich gepackt.

Mir wurde klar: Die Geschichte des Gebäudes ist die Geschichte unserer Heimat, meiner Heimat. Tiefer und tiefer habe ich mich in die Vergangenheit eingegraben, wollte wissen, wieso das Schloss in Niederweis steht. Ich stieß auf die Doppeladlerzeit, die österreichisch-habsburgische Herrschaft 1714 bis 1795, und die Erkenntnis: Es war nicht immer schlecht in der Eifel, es gab auch goldene Zeiten! Dadurch und da erst ist meine Vision entstanden: Wenn es mir gelingen würde, diesen kulturellen Schatz zu heben, dieses Baudenkmal wieder herzustellen und die Bevölkerung dafür zu interessieren, dann hätte ich ein Lebenswerk vollbracht!

Ich war vorher immer nüchterner Unternehmer, nie emotional, aber das war jetzt anders. Und ich bin von da an für meine Vision in jeder Beziehung ans Limit gegangen. Ich habe viel investiert - öffentliche Zuschüsse gab es nicht -, Mitstreiter und Investoren geworben, dann ein auf den Säulen Gastronomie, Kultur und Erlebnis basierendes Geschäftsmodell entwickelt, um das Ganze zu tragen. Parallel habe ich weiter geschichtlich geforscht und mich an zwei Büchern, einer Chronik über Niederweis und einer über die Doppeladlerzeit, beteiligt. Ausgehend von Franz Eduard Anton Baron von der Heyden, der sich das Schloss als ranghöchster Beamter Luxemburgs 1751 als barockes Landgut erbauen ließ, betreibe ich jetzt Ahnenforschung über die Familien, die hier gelebt haben.

Zu verdienen gibt es mit alledem nichts. Aber was mich motiviert, ist die Fürsprache und das Echo von Kulturbegeisterten, von Politikern und den Besuchern, 30 000 allein im Jahr 2010. Deutsche wie Luxemburger sagen mir, dass sie hier viel über ihre Wurzeln erfahren. Schloss Niederweis ist jetzt ein Monument, das deutlich macht, dass wir in einer Kulturregion leben. Wir brauchen eine Identität, und dafür werde ich mich weiter einsetzen, schließlich sollen auch meine vier Kinder diese Region als lebenswert empfinden. Aufgezeichnet von Anke Emmerling

In der TV-Serie "Mein Traum" erzählen Menschen aus der Region, welche Ideen sie verwirklicht haben.

Zur PersonMatthias Schneider, geboren 1957 in Trier, aufgewachsen in Edingen/Sauer, studierte in Paderborn Elektrotechnik und Informatik. Er ist Unternehmer im Bereich IT-Dienstleistungen (Firmensitze Trier, Niederweis und Luxemburg), Mitbegründer des regionalen IT-Kompetenznetzwerkes MITT und seit 2005 Besitzer von Schloss Niederweis. Nach umfassender detailgenauer Restaurierung der gesamten Anlage bietet er dort heute Führungen, kulturelle Veranstaltungen, (Erlebnis-)Gastronomie sowie Hochzeiten und private Feiern an. Schneider lebt mit seiner Frau und vier Kindern in Irrel. (ae)

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