Schluss für dienstältesten Instrumentenverkäufer Ruhestand nach 49 Jahren Jetzt zieht er andere Saiten auf

Trier/Orenhofen · Mit 49 Berufsjahren ist Peter Jostock vom Trierer Musikhaus Reisser der dienstälteste Instrumentenverkäufer der Region. Am Samstag geht er in Rente.

 Ab Samstagabend Rentner: Peter Jostock, der dienstälteste angestellte Musikfachhändler der Region.

Ab Samstagabend Rentner: Peter Jostock, der dienstälteste angestellte Musikfachhändler der Region.

Foto: TV/Roland Morgen

Daran müssen sich die Kunden des Trierer Musikhauses Reisser erst mal gewöhnen. Der 29. September ist Peter Jostocks letzter Arbeitstag. Der dienstälteste und vermutlich auch bekannteste angestellte Musikfachhändler der Region geht in Rente – und damit eine Ära zu Ende. Der 63-Jährige sieht das nicht dramatisch: „Jedes Berufsleben geht einmal zu Ende. Jetzt bin eben ich an der Reihe.“

Trotzdem irgendwie schwer vorstellbar, dass der „ewige Jostock“ nun nicht mehr ein Ansprechpartner vor allem für Tasteninstrumente und Gitarren da ist – so wie das fast ein halbes Jahrhundert lang der Fall war.

Überhaupt ist Jostock die Kontinuität in Person. Geboren wurde er am 6. Januar 1955 in Orenhofen (Kreis Bitburg-Prüm); dort lebt er heute noch. Auch seinem Arbeitgeber blieb ein Berufsleben lang treu. Ab 1969 Lehrling beim damaligen Musikhaus Schellenberg am Viehmarkt, das ihn drei Jahre später als Einzelhandelskaufmann/Fachverkäufer übernahm. Übernommen wurde auch Schellenberg samt Personal – am 1. April 1974 von der Ulmer Firma Christian Reisser.

Seit 1983 ist Reisser Trier eigenständiger Betrieb mit Peter Jostock als wichtige Stütze. Inhaber Georg Kern (69) hält „sehr große Stücke“ auf ihn und dessen Fähigkeiten. Bereits in den 1980er Jahren fertige Jostock für seine Kunden die damals noch kaum bekannten Midi-Files, Instrumentalversionen von bekannten Titeln, die auf der Bühne über Computerdisketten abgespielt wurden und ein Tasteninstrument wie eine ganze Band klingen ließen.

Jostock selbst ist nicht auf Orgel & Co. abonniert, sondern ein versierter Allrounder; „Aber auf Tasten fühle ich mich besonders fit“. Erstes Instrument? „Das war die Klarinette, die ich schon als Kind bei uns im Musikverein gespielt habe.“ Aber dann kamen die Beatles, die Rolling Stones, Jimi Hendrix und Steve Miller und lenkten Jostocks persönliches Musik-Faible in Richtung Rock und Pop. Klar, dass der talentierte Fideier auch selbst in Bands spielte. „Aber ich war nie die Rampensau, sondern blieb optisch lieber im Hintergrund. Namen von Bands, für die er überwiegend als Tastendrücker, aber auch als Gitarrist und Bassist im Einsatz war, will er gar nicht nennen: „Es waren so viele, die kann man gar nicht alle aufführen. Und das Risiko, jemanden zu vergessen und damit auf den Schlips zu treten, ist mir zu groß.“

„So viele“, das gilt auch für Musik-Promis, die in der Europahalle auftraten und im nahe gelegenen Musikhaus Reisser in der Fleischstraße vorbeischauten. Auch die könne man unmöglich alle nennen. Aber so ganz spontan fallen Jostock doch ein paar Namen von Leuten ei, denen er zu Diensten war. „Donovan, Helge Schneider ...“

Bessere Erinnerungen hat Jostock an die Stammkunden, die „und das finde ich wirklich toll, von weit her zu uns kommen, weil sie uns aus eigener Erfahrung schätzen“. An der Kundenbindung hat der 63-Jährige fleißig mitgearbeitet: Das Reisser-Sortiment an Konzertgitarren ist auf sein Betreiben hin seit 2000 kontinuierlich ausgebaut worden.

Und jetzt keine Wehmut vor dem Abschied? Wieder hält Jostock den Ball flach: „Ich bin ja nicht aus der Welt.“ Georg Kern geht fest davon aus, den Senior unter seinen 14 Mitarbeitern für Aushilfseinsätze gewinnen zu können. Der freut sich jetzt erst mal darüber, ab Oktober nicht mehr jeden Tag mit dem Auto „die Quinter Straße nach Trier runter zu fahren“ wie er es jahrzehntelang jeden Arbeitstag getan hat – abgesehen von einigen Monaten im Jahr 1977, als er die Reisser-Filiale in Herrenberg bei Stuttgart kommissarisch leitete.

Langweilig werde es ihm im Ruhestand garantiert nicht, versichert Jostock (verheiratet, eine Tochter, zwei Enkel). Musik werde weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Und „selbstverständlich“ werde er weiterhin in verschiedenen Formationen oder auch solo zur Publikumsunterhaltung aufspielen; so zu Beispiel in Duo-Besetzung an Silvester in Zeltingen.

Und wie sieht es mit der Neubesetzung seiner Stelle im Musikhaus Reisser aus? „Längst geschehen!“, sagt Georg Kern. Der „Neue“ ist Sven Braun (24), der 2016 nach seiner Ausbildung zum Musikfachhändler übernommen wurde.

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