Kampfkandidatur: Jutta Albrecht und Udo Köhler wollen CDU-Kreisvorsitzende und Landtagskandidaten werden

Trier · Das hat es seit Jahrzehnten nicht gegeben: Eine Kampfkandidatur um den Parteivorsitz bei der Trie rer CDU. Auch wer die Christdemokraten in die Landtagswahl 2016 führen soll steht beim Parteitag am Samstag auf dem Programm. Gegenüber stehen sich für beide Posten zwei grundsätzlich verschiedene Kandidaten.

Trier. Mindestens seit den 1960ern hat es bei der Trierer CDU keine Kampfkandidatur mehr um den Vorsitz im Trierer Kreisverband gegeben. "Es ist ein absolutes Novum", bestätigt Jutta Albrecht. Die Vorsitzende der Frauen-Union will am Samstag Parteivorsitzende werden. Ihr Konkurrent: Udo Köhler. Der langjährige Parteivize geht als Favorit ins Rennen. Seit Jahren gilt er in der Partei als derjenige, der mehr Verantwortung übernehmen soll und könnte.
Bei den Kandidatenfragen für die Oberbürgermeisterwahl, die kürzliche Neuwahl des Baudezernenten und auch für den Parteivorsitz kursierte der Name des Architekten seit Jahren immer wieder. Stets kam es bislang anders.
Bei der nächsten Gelegenheit sollte der Karriereschritt gelingen: Dass der politisch erfahrene und besonnene Köhler die Partei als Spitzenkandidat in die Landtagswahl 2016 führen soll, stand hinter den Kulissen so gut wie fest. Zumal der 51-Jährige als Protegé des starken Parteivorsitzenden Bernhard Kaster gilt.
Dann grätschte Jutta Albrecht dazwischen. Bei der jüngsten Kreisvorstandssitzung erklärte die resolute Lehrerin, ebenfalls nicht nur Kreisvorsitzende, sondern auch Spitzenkandidatin für die Landtagswahl werden zu wollen (der TV berichtete). "Dass zwei Kandidaten um solch wichtige Posten konkurrieren, kam zwar seit Jahren nicht vor, ist aber auch nicht ungewöhnlich und gehört zum Wesen der Demokratie", kommentiert CDU-Chef Kaster im Gespräch mit dem TV die Konstellation.Vorentscheid am Samstag


Dabei geht es in Sachen Landtagswahl am Samstag erst mal um eine Art Vorentscheid. Denn beim Parteitag sind auch Mitglieder aus den Stadtteilen Biewer, Ehrang, Pfalzel und Ruwer/Eitelsbach dabei. Diese Stadtteile gehören allerdings zum Wahlkreis Trier/Schweich. Den Landtagskandidaten der Stadt Trier dürfen allerdings nur Mitglieder des Wahlkreises Trier nominieren. Die offizielle Wahl soll daher erst bei einer Wahlkreisversammlung im Mai oder Juni stattfinden.
"Bei der Landtagskandidatur für die Stadt Trier handelt es sich allerdings um eine so wichtige Personalie, dass wir vorher ein Meinungsbild der gesamten Partei einholen wollen", begründet der Noch-CDU-Vorsitzende Kaster das Vorab-Votum. Albrecht sieht das anders: "Einen solchen Vorentscheid zu forcieren macht keinen Sinn. Ich fände es viel sinnvoller, wenn Udo Köhler und ich uns erst allen Trierer Ortsverbänden vorstellen könnten und die Mitglieder danach ihre Wahl treffen könnten."
Für Köhler ist das frühe Votum kein Problem: "Ich hatte in den vergangenen zehn Jahren regelmäßig zu allen CDU-Vereinigungen und Ortsbezirken Kontakt und denke, dass unsere Mitglieder mich gut genug kennen."
Daran, bereits die Vorab-Nominierung am Samstag für sich entscheiden zu können, glaubt Albrecht denn auch nicht. "Aber dass die Junge Union Trier, bei der wir beide uns schon intensiv vorgestellt haben, anschließend keine Wahlempfehlung für den Favoriten Udo Köhler abgegeben hat, zeigt mir, dass ich gute Überzeugungsarbeit geleistet habe und Boden gut machen kann." Nur wenn sie bei der Vorabstimmung am Samstag haushoch unterliegen werde, will Albrecht daher zur offiziellen Wahl im Mai oder Juni wohl nicht mehr antreten.Köhler: Votum bindend


Köhler betrachtet dagegen das Votum der Gesamtpartei als bindend: "Wenn die breite Basis sich am Samstag gegen mich entscheidet, dann werde ich bei der Wahlkreisversammlung nicht mehr antreten", sagt er.
Bei ihrer Kandidatur für den Parteivorsitz will Albrecht auf keinen Fall einen Rückzieher machen: "In Sachen Transparenz, Offenheit und Einbindung der Basis würde sich unter mir als Kreisvorsitzende einiges in der Partei ändern", kündigt Albrecht selbstbewusst an.
Auch Köhler spricht sich für mehr Transparenz und eine breitere Basisdemokratie aus. Die "Familie CDU" müsse zudem wieder mehr zusammenwachsen. Köhler sieht sich allerdings auch in der Nachfolge des scheidenden Kreisvorsitzenden Kasters: "Ganz wichtig ist es für mich, die sachbezogene Politik weiterzuführen, wie sie bisher gelaufen ist."

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