Kein großer Bahnhof zum 1050. Geburtstag

Jubiläumsfeier "light": Zum 1050. Geburtstag von Marktkreuz und Hauptmarkt veranstaltet die Stadt am Sonntag, 2. November, einen Vortrag mit Franz Irsigler im Simeonstift mit anschließender Hauptmarkt-Führung. Ein Freiluft-Fest wird es nicht geben.

Trier. Kein anderes Denkmal symbolisiert die Geschichte des nachrömischen Trier besser als das Marktkreuz. 958 errichtet von Erzbischof Heinrich auf dem damals frisch angelegten Hauptmarkt, steht es für Frieden, Hoffnung und Aufbruch. Zu allen Zeiten wussten die Trie rer, was sie am Marktkreuz hatten. So wohnten viele Tausend Menschen am 29. Juni 1945 der Wiedererrichtung des Symbols bei, das Bombenangriffe und Artilleriebeschuss des Zweiten Weltkriegs, eingemottet in einem Felsenbunker, überstanden hatte. Zehntausende feierten 1958 den 1000. Geburtstag von Markt und Kreuz.

50 Jahre später ist es mit dem Geschichtsbewusstsein offenbar nicht mehr so weit her. "Ja, wir machen da was", erklärte Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink im Sommer 2007, als er vom TV auf das bevorstehende "1050-Jährige" angesprochen wurde. "Was" genau, vermochte Holkenbrink damals nicht zu sagen, aber eine eintägige Feier wie 1995 zum 400-jährigen Bestehen des Petrusbrunnens hielt er für "angemessen und realistisch".

Kreuz-Kopie auf römischer Original-Säule



Übrig geblieben von solchen Freiluft-Feier-Erwägungen war zu Jahresbeginn 2008 nichts mehr. Es gab weder Vorbereitungen noch wies der Stadt-Veranstaltungskalender einen Fest-Termin aus.

Was nun tatsächlich kommt, ist klein, aber nicht unfein. Am Sonntag, 2. November, spricht um 11.15 Uhr Uni-Historiker Professor Dr. Franz Irsigler im Trebeta-Saal des Stadtmuseums Simeonstift über "Marktrechte und Stadtfreiheiten". Der Vortragsort ist wie geschaffen: Dort hat das Marktkreuz-Original einen würdigen Standort gefunden, der ihn vor weiterer Verwitterung schützt. Bereits 1964 wurde es auf dem Hauptmarkt durch einen Kunststein-Abguss ersetzt, der wiederum 1988 der von Bildhauer Thomas Föhr (Trier) gefertigten Sandstein-Nachbildung weichen musste, die das Erscheinungsbild des 15. Jahrhunderts wiedergibt. Original hingegen ist die Granitsäule, auf der das Ersatzkreuz thront. Sie stammt wie der Domstein aus dem Felsenmeer im Odenwald und kam im späten 4. Jahrhundert nach Trier. Erzbischof Heinrich (Amtszeit 956 bis 964) "recycelte" also eine römische Säule, um sein Marktkreuz samt Kapitell darauf zu setzen. Anno 882 hatten die Normannen bei ihrem zerstörerischen Überfall die letzten Überbleibsel römischer Strukturen ausradiert. Heinrich verlegte den Markt vom Moselufer nahe der Römerbrücke vor die wehrhafte Domstadt. Damit befreite der weltliche und kirchliche Herrscher Trier vom Generationen währenden Normannen-Schock und gab den Startschuss zur Entwicklung der mittelalterlichen Stadt. 958 schlug quasi die Geburtsstunde des heutigen Trier. Das Trierer Exemplar ist das älteste erhaltene Marktkreuz und der Hauptmarkt einer der schönsten Plätze Deutschlands. Dem Irsigler-Vortrag am 2. November folgt eine Hauptmarkt-Führung mit Professor Dr. Frank G. Hirschmann.

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