Keine Konfektionsware

Trier · Unter dem Titel "Mama findets lustig - Betreute Comedy" hat der Düsseldorfer Klavier-Comedian Jens Heinrich Claassen in der Tufa für ausgelassene Stimmung gesorgt. Dafür brauchte er nur wenige feste Programmpunkte, das meiste entwickelte er aus mit viel Mutterwitz gepflegtem Kontakt mit dem Publikum.

 Jens Heinrich Claassen bringt sein Publikum mit Muttersöhnchen-Charme, schwarzem Humor und Spontanität zum Lachen. TV-Foto: Anke Emmerling

Jens Heinrich Claassen bringt sein Publikum mit Muttersöhnchen-Charme, schwarzem Humor und Spontanität zum Lachen. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Ein bisschen pausbäckig und bekleidet mit Biene-Maja- und später Bambi- T-Shirt wirkt Jens Heinrich Claassen wie Mamas Söhnchen. Genau diesen Typ kultiviert er in seiner "Betreuten Comedy". Ganz allein gehe er durchs Leben nachdem seine Ex-Freundin seinen einzigen Freund geheiratet habe. Nun bezahlten seine Eltern dafür, dass er mal eingeladen werde, erzählt er zum Auftakt. Schon fliegen ihm mitleidige "Oohhs", aber auch die von ihm zwecks "Therapie" eingeforderten Slogans "Gott, ist der süß" (Frauen) und "Ich wär so gern wie der" (Männer) entgegen. Damit sind die Weichen für einen Abend gestellt, der wesentlich von der Interaktion des Künstlers mit dem Publikum lebt. Das Gerüst bilden am Klavier vorgetragene "Mutmach-Lieder" mit schwarzhumorigen Pointen.
Vom Betriebsclown zum Comedian


Eins erzählt, wie Single Jens zum unerträglichen Spiele-Abend mit Pärchen Haschkekse mitbringt und damit bewirkt, dass es bald noch mehr Singles gibt. Immer wieder streut Claassen Anekdoten aus seinem Vorleben als Service-Kaufmann im Luftverkehr ein und untermauert die Ahnung, dass er über die Rolle des "Betriebs(-Ausflugs) -Clowns" zum Bühnendasein gefunden hat. Den vertraut-direkten Umgangston, wie er gegenüber Kollegen und Bekannten üblich ist, pflegt Claassen gegenüber seinen Zuschauern. Er spricht sie persönlich an, benutzt ihre Namen und verarbeitet ihre Zurufe gewitzt zu running Gags. So entsteht ein Ping-Pong-Spiel sich hochschaukelnden Spaßes, bei dem der Humor des Publikums nicht hinter dem des Künstlers zurücksteht. Da singt Claassen von seinem einstigen Wunsch, Arzt zu werden, was er aber in Sprachfehler-Manier zu "Arsch" umgedichtet hat.
Und als er wenig später einen der 80 Zuschauer anspricht und nach dessen Identität fragt, sagt der: "Ich bin der Zahnarsch." Über solch spontanes Hin-und Her entwickelt sich ein lustiger, individueller Abend, zu dessen nicht wiederholbaren Elementen auch ein besonderes Lied gehört: Aus dem Stegreif reimt Claassen etliche vom Publikum angeregte Begriffe wie Papst oder Pferdefleisch zu einer herrlich absurden Liebesballade zusammen.
Dafür und für den Eindruck, nicht von der Stange, sondern individuell und authentisch bespaßt worden zu sein, gibt es am Schluss größte Anerkennung für den Comedian. ae

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