Kleine Geschichte einer großen Sprache

Trier · Latein - eine tote Sprache? Mitnichten, und schon gar nicht in Trier, sagt der Münchner Altphilologe Wilfried Stroh. Beim Fest der Stiftung des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums gab er seinen Zuhörern einen Einblick in die Geschichte der lateinischen Sprache.

 Worte sind sein Metier: Wilfried Stroh, Altphilologe und Buchautor („Latein ist tot, es lebe Latein!“). TV-Foto: Kim-Björn Becker

Worte sind sein Metier: Wilfried Stroh, Altphilologe und Buchautor („Latein ist tot, es lebe Latein!“). TV-Foto: Kim-Björn Becker

Trier. Wilfried Stroh, emeritierter Professor für Klassische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, hat sich in seinen 30 Jahren als Lateinforscher so intensiv mit der antiken Rhetorik beschäftigt, dass ihm kaum ein Kunstgriff der Redekunst verborgen geblieben ist. Darüber geschrieben hat er bereits umfassend, dass er sie auch praktisch beherrscht, nun bewiesen.
Die Stiftung des Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums (siehe Extra) hat den Münchner zu ihrem Stiftungsfest ins Kurfürstliche Palais eingeladen. In seinem Festvortrag "Weltsprache Latein - Lateinstadt Trier" sprach der Philologe über sein Lieblingsthema, die Sprachgeschichte. Systematisch arbeitet er sich durch etwa zwei Dutzend Quellen, die über die Verbreitung der lateinischen Sprache in Trier Aufschluss geben. Neben der politisch-kulturellen Blüte Triers im 4. Jahrhundert nimmt Stroh insbesondere die Rolle der Jesuiten im 16. Jahrhundert in den Blick. Diese waren es auch, die vor genau 450 Jahren das "Dreifaltigkeitskolleg" gründeten, also den Vorläufer des heutigen Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums. Etwa 75 Zuhörer waren beim diesjährigen Stiftungsfest anwesend. Es war das sechste seiner Art.
Konrad Kolz, Vorsitzender der Stiftung, blickte auf deren siebenjährige Geschichte zurück. "Die Feiern zum 450-jährigen Bestehen des Gymnasiums waren eine besondere Aufgabe für die Stiftung", sagte er. Mit dem Stiftungsfest endeten die Feierlichkeiten (der TV berichtete) nun offiziell. Schulleiter Harald Heim lobte die Arbeit der Stiftung. Er sagte, ihr Engagement erlaube es, auch ungewöhnliche Projekte an seiner Schule umzusetzen. Ulrich Roth, der stellvertretende Stiftungsvorsitzende, betonte, die Festvorträge, stets Höhepunkt der Stiftungsfeste, seien auch als Geschenk an die Angehörigen der Schule gedacht. In den Vorträgen der vorangegangenen Veranstaltungen ging es etwa um die Philosophie von Karl Marx, die Rolle humanistischer Bildung und die Bedeutung des Christentums für Europa. kbb
Die Stiftung des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums wurde 2004 gegründet. Ihr Stammkapital von 100 000 Euro stammt aus dem Verkauf des schuleigenen Weinguts. Etwa 3000 Euro aus Kapitalerträgen und Spenden stehen der Stiftung jedes Jahr zur Verfügung. Damit soll die "besondere humanistische Tradition" des Gymnasiums gefördert werden. Um dies zu erreichen, veranstaltet die Stiftung regelmäßig Rhetorik-Seminare für Schüler, unterstützt Schulprojekte finanziell und würdigt besonders erfolgreiche Schüler mit einem Abiturpreis. kbb

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