Kombi-Klinik reißt das Ruder rum: Ökumenisches Verbundkrankenhaus Trier senkt erstmals Defizit – Geschäftsführer hofft auf schwarze Null in 2015

Trier · Anders als vor drei Jahren legt das Mainzer Gesundheitsministerium diesmal kein Veto gegen die Schließung der Geburtshilfestation am Trierer Elisabeth-Krankenhaus ein. Mit der Verlegung der Babystation an das Schwester-Krankenhaus in Ehrang sei die Umstrukturierung der Klinik nun abgeschlossen, verspricht derweil Geschäftsführer Achim Schütz.

Defizite in Millionenhöhe hat das Ökumenische Verbundkrankenhaus Trier in den ersten Jahren nach der Klinik-Fusion 2010 eingefahren (siehe Extra). "2014 konnten wir das Minus erstmals auf unter zwei Millionen senken - und sind jetzt auf dem Weg zur schwarzen Null", sagt ÖVK-Geschäftsführer Achim Schütz.

Der Fortbestand des ÖVK sei damit gesichert. "Die Gesellschafter stehen hinter der Klinik und ihrem Sanierungskonzept." Grund für die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage: Im Juli 2013 wurde die vom neuen Hauptgesellschafter, der Agaplesion GmbH, verordnete Schrumpfkur in die Praxis umgesetzt. Ganze Stationen wurden am Elisabeth-Krankenhaus aufgelöst, die Abteilungen am Standort Marienkrankenhaus Ehrang konzentriert (der TV berichtete).

Zählte das ÖVK anfangs noch rund 800 Mitarbeiter, sind es mittlerweile nur noch 550. Reinigungs- und Küchenkräfte sind in eine Tochtergesellschaft ausgelagert worden. Die Personalkosten der Klinik sanken so seit 2013 um rund ein Viertel.

Die Schließung der Geburtshilfeabteilung (TV vom Freitag) ist laut ÖVK-Chef Schütz nun der letzte Schritt auf dem Weg zur wirtschaftlichen Sanierung der Kombi-Klinik. Das ÖVK verspricht sich von der Zusammenlegung der Babystationen am Standort Ehrang rund 400?000 Euro jährliche Einsparungen. "Als Faustformel gilt, dass eine Geburtshilfestation ab 800 Geburten pro Jahr rentabel ist. Am EKT haben wir allerdings nur rund 500 - das funktioniert einfach nicht auf Dauer", sagt Schütz.

Während das Mainzer Gesundheitsministerium gegen die vom ÖVK bereits vor drei Jahren beabsichtigte Schließung der Babystation am Elisabeth-Krankenhaus sein Veto eingelegt hatte, stimmt die Landesregierung diesmal zu. "Wir können die wirtschaftlichen Beweggründe der Klinik nachvollziehen", erklärt Ministeriumssprecherin Katharina Bennewitz. "Die Grundversorgung bleibt durch die Verlegung der Station an den Standort Ehrang ja auch insgesamt erhalten, zumal die Geburtshilfe in der Trierer City duch das Mutterhaus sehr gut abgedeckt ist."

Es gebe allerdings nicht nur wirtschaftliche Gründe für die Konzentration der Entbindungen in Ehrang. "Es geht auch um Qualitätssicherung: Nur am Marienkrankenhaus haben wir eine vollwertige Intensivstation und einen Schwerpunkt Schmerztherapie", sagt ÖVK-Chef Schütz. Diese Situation hat das ÖVK im Zuge der der Umstrukturierung allerdings selbst geschaffen: Die intensivmedizinische Abteilung am Elisabeth-Krankenhaus wurde vor zwei Jahren geschlossen.

Dort gibt es seitdem nur noch eine so genannte Intermediate-Care-Einheit - eine Art abgespeckte Intensivstation.
Die Geburtshilfestation belegt im Elisabeth-Krankenhaus bisher eine halbe Etage, die ab dem 1. November erstmal leer stehen wird. "Wir hoffen allerdings, dass wir unsere geriatrische Abteilung in den nächsten Jahren ausbauen können. Dafür werden wir die freiwerdenden Räume dann benötigen", sagt ÖVK-Geschäftsführer Achim Schütz.Extra

Das evangelische Elisabeth-Krankenhaus in der Trierer City und das katholische Marienkrankenhaus in Ehrang fusionierten Ende 2010 zum Ökumenischen Verbundkrankenhaus (ÖVK).
2011 fuhr das ÖVK ein Jahresdefizit von 2,6 Millionen Euro ein. In den Folgejahren kletterte der Jahresfehlbetrag weiter. Und zwar laut der beim Bundesanzeiger veröffentlichten Gewinn- und Verlustrechnung 2012 auf 3,3 Millionen Euro und 2013 sogar auf 5,6 Millionen Euro - trotz kräftiger Liquiditätszuschüsse des Hauptgesellschafters, der Agaplesion GmbH.
Kommentar

Auch ein Krankenhaus ist (leider) ein Wirtschaftsbetrieb. Wäre das ÖVK nicht mit fraglos harten Bandagen gegen das alljährlich steigende Jahresdefizit vorgegangen, wäre die Klinik wohl - die im Bundesanzeiger veröffentlichten Bilanzen verraten es - in kürzester Zeit pleite gewesen.
Ob die Rechnung nach der Umstrukturierung und Verschlankung allerdings für die Doppelklinik aufgeht, ist fraglich. Frauen haben die mit 500 Entbindungen pro Jahr kleine Geburtshilfestation besonders wegen der familiären Atmosphäre geschätzt. Das ÖVK hofft nun zwar, dass die Mütter zusammen mit dem Ärzte-, Hebammen- und Schwesternteam des Elisabeth-Krankenhauses nach Ehrang wechseln und dort die Geburtenzahl dann von 800 pro Jahr auf 1300 steigt. Aber ob das so kommen wird, steht noch in den Sternen.
c.wolff@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort