Kompromisslose Kopfgeldjäger

TARFORST/FILSCH. Verbissener Kampf um jeden Quadratmeter: Die Ortsbeiräte von Tarforst und Filsch liegen im Clinch um die neuen Baugebiete auf der Höhe. Hintergrund des Gezerres: der schnöde Mammon.

Der Streit schwelt schon seit längerer Zeit zwischen den Stadtteilen. Schließlich wurde das Baugebiet BT 13 (Auf der Pferdsweide) Tarforst zugeschlagen. "Eine falsche Entscheidung, denn BT 13 hat schon immer nach Filsch gehört, wie topografische Karten zeigen und die Kommunalaufsicht bestätigte", bemerkt Karl-Josef Gilles, Ortschef der 850-Seelen-Gemeinde Trier-Filsch. Einen Ausgleich für die Maßnahme, die ohne Zustimmung des Filscher Ortsbeirats erfolgte, gab es nicht - der Formfehler verjährte. Nicht verheilt sind die Wunden der Filscher, die eine schleichende Annektierung ihres Ortsbezirks durch die Tarforster befürchten. Nicht zu Unrecht, meint Marcellus Gehlen, Ortsvorsteher von Tarforst. Denn er und der Ortsbeirat beanspruchen weitere Baugebiete für sich, die auf Filscher Bereich liegen - die Hälfte von BU 12, ganz BU 13 und BU 14. "Das haben wir im Ortsbeirat beschlossen, damit es ein einheitliches Tarforster Wohngebiet gibt", erklärt Gehlen lapidar. "Sie beschließen über andere", entgegnet Gilles ärgerlich-belustigt und resümiert enttäuscht, dass er die albernen Animositäten "schon fast zum Lachen" findet. "Bei der Eingemeindung 1969 haben sich Irsch, Filsch, Kernscheid und Tarforst gemeinsam mit einem Rechtsanwalt gewehrt, heute wollen sich alle gegenseitig über den Tisch ziehen", erinnert er an "Nebenkriegsschauplätze".Handfeste finanzielle Gründe

Dass der Konflikt handfeste finanzielle Gründe hat, verschweigen beide Ortsvorsteher nicht. Schließlich fließen zusätzlich zu einem feststehenden Grundbetrag für jeden Bürger "Kopfprämien" in Höhe von 1,72 Euro in das Ortsbudget - allein in BU 12 bis BU 14 werden 1500 bis 2000 Neubürger erwartet. Diese würden so eine warme Geldwelle in das Tarforster Budget (rund 27 000 Euro) oder das Filscher Budget (19 180 Euro) spülen. "Wenn es keinen Kompromiss zwischen uns gibt, dann bleiben die Grenzen, wie sie sind", sagt Gilles kategorisch. "Auf jeden Fall suchen wir eine gerechte Lösung und keinen Streit." Doch Streit naht in einem weiteren Punkt. Die neu zu errichtende Turnhalle auf Tarforster Terrain wird von dem Tarforster Ortsbeirat klar für seinen Bereich begehrt. Die Filscher bekommen sie nur, wenn sie frei ist, sagt Gehlen mit Pokergesicht. Doch auch die Filscher brauchen die Halle, da sie kein Vereinsheim haben. Daher will der Filscher Ortsbeirat mit einem bis zu fünfstelligen Zuschuss zur Mitfinanzierung der dann sogar größer ausgelegten Halle beitragen - verbunden mit der Zusage der Mitbenutzung. Das wiederum schreckte den Tarforster Rat auf, der umgehend skeptische Fragen an Schuldezernent Ulrich Holkenbrink richtete. "Nur drei- oder viermal im Jahr würden wir die Halle nutzen wollen", seufzt Gilles fast beschwörend. Ein Glück, dass über die Hallennutzung weder Filscher noch Tarforster allein entscheiden können - das ist Sache der Schulleitung und des Schulverwaltungsamts. "Und zwar über die Grenzen der Ortsbezirke hinaus", sagt Holkenbrink.

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