Krieg im Klassenzimmer

Trier · Eine Klasse mit 22 Schülern im Alter von 17 bis 20 Jahren hört einem Lehrer aufmerksam zu, gebannt und mucksmäuschenstill. Man könnte eine Stecknadel fallen hören. Besonders guter Unterricht? Nein, ein Ein-Personen-Theaterstück, gespielt von Klaus-Michael Nix.

 Täter, Opfer, tragische Figur? Lehrer Klamm (Klaus-Michael Nix) ist von allem etwas und regt zu Diskussionen an. TV-Foto: Karin Pütz

Täter, Opfer, tragische Figur? Lehrer Klamm (Klaus-Michael Nix) ist von allem etwas und regt zu Diskussionen an. TV-Foto: Karin Pütz

Foto: Karin Pütz (kap) ("TV-Upload P?tz"

Trier. Mareike Schumacher unterrichtet am Wirtschaftsgymnasium im Gebäude der Berufsbildenden Schule (BBS) Deutsch, Sozialkunde und Darstellendes Spiel. Für ihren Grundkurs der Jahrgangsstufe zwölf hat sie sich für heute etwas Besonderes überlegt. Ein Theaterstück, das im Klassenzimmer aufgeführt wird.
"Klamms Krieg" von Kai Hensel, eines der meistgespielten Stücke der Gegenwart, soll es sein. Von der Handlung wissen die 17- bis 20-Jährigen nichts. Ahnungslos plaudern und scherzen sie in ihrem Klassenraum, als die Tür sich öffnet und ein ihnen unbekannter Lehrer eintritt. Der legt sofort los und beschimpft die Anwesenden. Sie hätten ihm die Schuld am Suizid eines Mitschülers gegeben, weil er diesem eine zu geringe Punktzahl für die Abiturnote gab. Erregt zitiert er aus dem Brief der Schüler an ihn: "Herr Klamm, hiermit erklären wir Ihnen den Krieg!"
Rund eine Stunde dauert das Stück, in dem der Lehrer, überzeugend gespielt von Theaterschauspieler Klaus-Michael Nix, im Wechsel aggressiv, anbiedernd, hinterhältig, lächerlich und verzweifelt versucht, an seine Schüler heranzukommen. Danach gibt es von den jungen Leuten durchweg positives Feedback: Ein Schüler sagt: "Es war kein normales Ansehen eines Theaterstücks - wir waren mittendrin", und eine junge Frau gibt zu: "Ich hätte es mir nie so toll vorgestellt, aber das war absolut empfehlenswert." Dann fragt Klaus-Michael Nix, der zuletzt vor 15 Jahren dieses Stück an Schulen spielte, in die Runde: "Im Stück heißt es ja: Schule ist Zwang! Ist Schule Zwang?" "Nein!", ruft eine Schülerin, und eine andere ergänzt: "Es kommt auf die Schule an." Im Anschluss bietet Nix mit Theaterpädagogin Krisztina Horvath eine Diskussion an, und die jungen Menschen fassen schnell Vertrauen. Zahlreiche Wortmeldungen über die Ängste und Sorgen der angehenden Abiturienten werden angesprochen. In zwölf Jahren Schullaufbahn, die sie hinter sich haben, kreuzten offensichtlich leider auch Lehrer des Schlages "Klamm" ihren Weg. Darüber sprechen zu können, tut gut. Das Stück kann von Schulklassen gebucht werden (siehe Extra).
Extra

Buchungsmodalitäten: Für die Aufführung - auch im Rahmen von Lehrerfortbildungen - ist nur ein normales Klassenzimmer mit Pult und Tafel sowie ein zu öffnendes Fenster nötig. Das Stück dauert etwa 60 Minuten, im Anschluss Diskussion mit den Anwesenden. Der Preis liegt bei fünf Euro pro Person, mindestens jedoch 75 Euro pro Vorstellung. Terminvereinbarungen über Theaterpädagogin Krisztina Horvath: E-Mail: horvath@teatrier.de

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