Kröten wandern, Autofahrer bremsen

Trier-Saarburg/Trier · Weit mehr als 33 000 Erdkröten haben laut Naturschutzbund (Nabu) im vergangenen Jahr bei der Wanderung auf Straßen ihr Leben gelassen. In diesen Tagen ist es wieder so weit: Die Amphibien begeben sich auf Wanderschaft - dafür werden sogar Straßen gesperrt.

Trier-Saarburg/Trier. Im Frühjahr mit milden Nachttemperaturen über fünf Grad Celsius und feuchten Witterungsverhältnissen begeben sich Amphibien gerne auf Wanderung. Sie verlassen ihr Winterquartier und kümmern sich um die Nachwuchsproduktion. Dabei legen Kröten bis zu vier Kilometer zurück.
Laut Kreisverwaltung Trier-Saarburg liegen die stärksten Wanderaktivitäten in der Regel zwischen 19 bis 24 Uhr. Dabei benötigt zum Beispiel eine heimische Erdkröte mit einem Männchen auf dem Rücken rund zehn Minuten für das Überqueren einer 7,5 Meter breiten Fahrbahn. Kröten, Frösche und Molche wandern in der Dämmerung zu ihrem Gewässer, in dem sie als Jungtiere schlüpften. Dort paaren sie sich und legen ihre Eier im Wasser ab.
Die Kreisverwaltung hat sich intensiv auf die aktuelle Krötenwandersaison vorbereitet und stellt an den betroffenen Straßen Schilder mit Krötensymbol in Verbindung mit Geschwindigkeitsbegrenzungen auf (siehe Artikel unten). Außerdem werden Schutzzäune an einigen Streckenabschnitten errichtet, um die Amphibien sicher über die Straße zu transportieren. Laut Kreisverwaltungs-Pressesprecherin Martina Bosch sind in erster Linie Erdkröten, Grasfrösche und drei Molcharten von der Wanderung betroffen.
Der Kreis empfiehlt Autofahrern für die kommenden Wochen, nachts vorsichtig und langsam zu fahren - oder die betroffenen Abschnitte gleich ganz zu umfahren, damit die Amphibien nicht unnötig unter die Räder kommen.
Jeweils morgens und abends sammeln ehrenamtliche Helfer die wanderwilligen Tiere in Eimern auf und transportieren sie sicher über die Straße.
Sperrungszeit noch offen


Auch die Stadt Trier ergreift Schutzmaßnahmen. Auf TV-Anfrage teilt Pressesprecher Ralf Frühauf mit, dass die Stadt einen Streckenabschnitt auf dem Markusberg in Höhe des Café Mohrenkopf in Richtung Trierweiler teilweise sperren lässt. Die Straße im Ortsbezirk Trier-West/Pallien wird wie bereits in den vergangenen Jahren zu Beginn der Wanderung von 18 bis 8 Uhr morgens für den Verkehr nicht zugänglich sein. Die Stadt Trier stellt zusätzlich noch Hinweisschilder und beleuchtete Absperrbarken auf, da in der Vergangenheit Autofahrer das Durchfahrtsverbot missachteten.
Laut Frühauf steht aber noch kein konkretes Datum der Sperrung fest, da die gemessene Bodentemperatur auf dem Markusberg zuletzt bei lediglich 3,5 Grad Celsius lag. Michael Hahn, Vorsitzender des Naturschutzbunds Südeifel: "Je nach Witterungsverlauf kann die Frühjahrswanderung unterschiedlich lang dauern und ausgeprägt sein."Extra

Zahlen und Fakten vom NABU Trier: Im vergangenen Jahr rief der Nabu-Bundesfachausschuss dazu auf, überfahrene Erdkröten zu melden. So gab es erstmals einen groben Überblick über das Ausmaß der Straßenopfer in Deutschland. Insgesamt gingen 1403 Meldungen ein, bei denen 33 203 überfahrene Erdkröten ermittelt wurden. Auch in diesem Jahr wird es eine Möglichkeit geben "Erdkröten-Straßenopfer" in einem Online-Meldeformular zu registrieren. Nach Einschätzung von Michael Hahn, Vorsitzender des Nabu Südeifel, sind die aktuellen Opferzahlen aber nur der Gipfel des Eisberges: "Die Dunkelziffer ist deutlich höher." Nach Angaben von Hahn gibt es aber keine genauen Zahlen zu den überfahrenen Amphibien in der Region Trier, weil sie nicht nur während der Frühjahrswanderung, sondern das ganze Jahr über im Straßenverkehr überfahren werden. Die Quote sei erschreckend hoch. Davon hat sich der Nabu-Chef bei einem Besuch auf der B 51 zwischen Konz-Krönen und Ayl überzeugen können: "Von 48 Erdkröten waren rund 80 Prozent tot." Weitere Informationen zum Thema Amphibienschutz gibt es bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg: E-Mail: naturschutz@trier-saarburg.de Erdkröten-Straßenopfer: www.amphibienschutz.de/opfer/strassenopfer.html

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