Kulturschock

Auf unseren Oberbürgermeister ist Verlass! Während die Trierer Stadtratsmitglieder - Männlein wie Weiblein - beim Staatsbesuch in unserer US-Partnerstadt Fort Worth ihre nackigen Waden aus kurzen Hosen ragen ließen, war wenigstens unser Stadtchef angemessen in langen Hosen und Hemd gekleidet. Dass Hosen lang sind, ist allein natürlich noch kein Garant.

Die Beinkleider der Trierer Stadtgarde sind es schließlich auch. Bei den knapp 30 Stadtgardisten in vollem Ornat, die in Texas salutierten, dürften die ganzen Troddeln und Rüschen auf den dunkelblauen Jacketts, der weiße Puschelbesatz, die goldenen Kordeln allüberall und die überdimensionalen Pompon-Hüte für Belustigung gesorgt haben. Schließlich sind die Texaner für ihre Bodenständigkeit bekannt und dafür, Tag und Nacht und zu jedem Anlass ganz praktisch und unprätentiös Jeans, Karohemd und Cowboyhut zu tragen.
Und erst die uniformen Perücken der Trierer Stadtgardistinnen mit den langen blonden Klein-Mädchen-Zöpfen! So viel vermeintliches Deutschtum ward wohl noch selten in Texas gesehen.
Aber bei Städtepartnerschaften geht es ja gerade um den kulturellen Austausch und nicht darum, modisch auf einer Wellenlinie zu liegen. Zum Programm der Trierer Delegation in Fort Worth gehörte daher auch ein Besuch der ansässigen Texas Christian University - und deren Namensstifter ist ja bekanntlich auch nicht ganz einer Meinung mit dem unserer Karl-Marx-Uni.
Besser, weil größer, schneidet Trier im direkten Denkmalvergleich ab: Die John-F.-Kennedy-Statue im Stadtzentrum von Fort Worth bringt es nur auf schlappe 2,43 Meter.
Alkoholtrinken ist in Texas übrigens erst ab 21 Jahren erlaubt. Zu einem richtig extremen Kulturschock könnte es daher kommen, wenn die Trierer Stadtgarde die Fort-Worth-Jugend zum Gegenbesuch einlädt. An Karneval. Prost!

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