Kurioser Einblick in komische Klapsmühle
Trier · Zwangsneurose, Sozialphobie: Das sind Erkrankungen der Bewohner in der offenen Wohngruppe der Psychiatrie Feyen. Bei der Premiere der Komödie "Neurosige Zeiten" hat der Theaterverein vor 120 Gästen gespielt. Das Resultat: ein verrückt-komischer Abend.
Trier. Eine Besucherin betritt zusammen mit zwei Bekannten den Saal. Sie liest die ersten Zeilen des Programmheftes und kommentiert auf Platt: "Einen Besuch in der Klapsmühle haben wir jeden Tag zu Hause. Die Wirklichkeit holt uns ein." Ihre Begleiterinnen lachen.
Der Theaterverein Feyen hat seinen Gästen zum 95. Geburtstag einen besonderen Leckerbissen geboten.
Bei der Premiere der Komödie "Neurosige Zeiten" von Winnie Abel hatte das Ensemble die Lacher und Sympathien des Publikums auf seiner Seite. Rund 120 Besucher kamen ins Pfarrzentrum St. Valerius nach Feyen - ausverkauftes Haus.
"Der Reiz des Theaterspielens besteht darin, in andere Rollen zu schlüpfen. Wir müssen uns in die Figur hineindenken", sagt Stefan Herschler. Ihm und dem ganzen elfköpfigen Schauspielteam ist dies vortrefflich gelungen.
In der offenen Wohngruppe der Psychiatrie Feyen rekelt sich Agnes Adolon (Anja Peters) auf dem Sofa. Die Sexsüchtige legt ein Bein provozierend auf Hans' Schoß. Dieser entgegnet üblich korrekt: "Hör auf damit! Du zerstörst meine Bügelfalte!"
Stefan Herschler spielt den zwangsneurotischen Mitbewohner sehr überzeugend. Mit akkuratem Kleidungsstil und Hornbrille sorgt er für Ordnung. Abends zieht er alle Stecker, schließt die Türen ab und dreht bei Besuch die Sicherungen heraus. Für Stimmung sorgt Marianne (Barbara Zeltinger). Sie stalkt den Volksmusikstar Hardi Hammer (Gerd Fischer) mit Nussmakronen und singt wildhüpfend seine Lieder. Anders als den menschenscheuen Willi (Francois Kwiatkowski) kann dies Desirée (Julia Lichtenberger) nicht erschüttern. Aus einer depressiven Phase erwacht, widmet sich die Künstlerin ihrem Bild. Überwacht wird das Treiben von Psychiaterin Dr. Dr. Ilse Schanz (Hilla Schwickerath).
Zwischendurch versucht die überdrehte, "durchgeschepperte Waldorflerin" Rahel (Michelle Peters) mit den Bewohnern Kastanienmännchen zu bauen. Und Tupper-Tante Herta (Marita Mergen) kommt und zeigt die Effizienz ihrer Dosen: "Probieren sie meine Häppchen. Die habe ich vor fünf Monaten gemacht, aber dank dieser luftdichten Materialien schmecken sie immer noch wie frisch."
Dann erhöht sich das Tempo: Agnes' Mutter Cécile Adolon meldet ihren Besuch an - das Problem: Sie erwartet eine Villa und keine Psychiatrie. Schnell werden die Mitbewohner zu Angestellten umfunktioniert. Andrée Marita Becker-Paulus spielt die hochnäsige, hochkultivierte Adolon überzeugend. Vor allem ihre empörten Blicke und übertrieben feine Art reizen die Lachmuskulatur.
Die Laienspieltruppe hat mit einer kurzweiligen und witzigen Inszenierung begeistert. Bei der Premiere war kein Texthänger auszumachen. Nur ein Staubsauger fing verfrüht an zu saugen, als der Stecker noch nicht in der Steckdose war. Eine Besucherin kommentierte amüsiert: "Selbst die Staubsauger fangen in der Klapse an zu spinnen."Extra
Der Theaterverein Feyen führt das Stück "Neurosige Zeiten" noch am Samstag, 1. Oktober, um 20 Uhr und am Sonntag, 2. Oktober, um 18 Uhr im Pfarrzentrum St. Valerius, Clara-Viebig-Straße 17, auf. Restkarten sind per E-Mail (tvtrier-feyen@ gmx.de) zu reservieren. Zudem können sie bei Frisörin Mathilde Pleyer, Pellinger Straße 44, erworben werden. behExtra
Im Rahmen einer Feierstunde hat Hans Schilling, erster Vorsitzender des Landesverbandes Amateurtheater, die aktiven Spieler geehrt. Für den Bundesverband: Anja Peters (25 Jahre, silberne Ehrennadel); Rainer Adams, Bärbel Ballmann (40 Jahre, goldene Ehrennadel) Für den Landesverband: Norbert Becker, Jutta Decker, Francois Kwiatkowski, Julia Lichtenberger (10 Jahre); Gerhard Fischer, Thomas Forster, Markus Peters (20 Jahre); Stefan Herschler (30 Jahre); Mathilde Pleyer (50 Jahre) Für den Theaterverein: Sabine Eckermann-Plein, Irmgard Kugel, Rainer Lehnart, Diane Palzer, Anja Peters, Christel Schreiber, Gertrude Schuler, Sigurd Schulz-Gerhardt (25 Jahre); Rainer Adams, Horst und Theresa Baasch, Bärbel Ballmann, Sophie Esper, Heinrich Herschler, Brigitte und Michael Jacoby, Erich und Gerlinde Köppinger, Michael Maxheim, Oskar Schmitt (40 Jahre); Gertrud Adams, Manfred Beer, Christel Glieden, Erwin Greim, Hildegard Kruse, Irmgard May, Mathilde Pleyer, Alfred Riske, Peter Schiller (50 Jahre); Inge Dewald, Hans Diederich (60 Jahre) Neue Ehrenmitglieder: Gisela Konder (60 Jahre); Eva Bermes (70 Jahre) beh