Leere Praxen, offene Stellen: Ärzte warnen vor Mediziner-Mangel

Trier · Weil der Arztberuf für junge Menschen immer unattraktiver werde, fehle es den Medizinern zunehmend an Nachwuchs, warnte die Ärzteschaft der Region auf ihrem Neujahrsempfang in Trier. Bereits jetzt fänden niedergelassene Ärzte kaum noch Nachfolger, und Kliniken könnten Stellen nicht mehr besetzen.

Trier. Die Ärzte in der Region warnen vor einem drohenden, gravierenden Ärztemangel in den kommenden Jahren. Rüdiger Schneider, Vorsitzender der Versorgungseinrichtung der Bezirksärztekammer Trier, sagte beim Neujahrsempfang der Kammer, dass es niedergelassene Ärzte bereits heute schwer hätten, einen Nachfolger für ihre Praxen zu finden. Das sei längst kein Problem mehr der ländlichen Regionen. Selbst in der Stadt Trier hätten vier Arztpraxen zugemacht, weil sich kein Interessent dafür gefunden habe. Die Folge sei eine Überlastung der verbliebenen Ärzte, sagte Schneider vor den rund 100 Gästen, darunter Kommunal-, Landes- und Bundespolitiker, in der Bezirksärztekammer in Trier.
Doch nicht nur bei den niedergelassenen Medizinern mache sich der Ärztemangel bemerkbar. Vor allem die Krankenhäuser suchten händeringend nach medizinischem Nachwuchs. Immer mehr Ärzte wanderten aufgrund der gestiegenen Anforderungen und der zunehmenden Bürokratie in den Kliniken ins Ausland ab, so Schneider. Die frei werdenden Stellen müssten größtenteils mit Ärzten aus dem Ausland besetzt werden, da sich immer mehr junge deutsche Ärzte wegen der Belastung in den Krankenhäusern und der teils familienunfreundlichen Arbeitszeiten gegen den Klinik-Job oder eine Niederlassung entschieden. Hinzu käme, sagte Schneider, dass immer mehr Medizinstudenten ihr Studium frühzeitig abbrechen würden.
Schneider sieht einen dringenden Handlungsbedarf und forderte die Politik auf, endlich zu reagieren. Der Vorsitzende der Kammer, Günther Matheis, sprach sich für eine Änderung der Gebührenordnung der Ärzte aus. Mit der Gebührenordnung wird festgelegt, wie die Behandlung von Privatpatienten vergütet wird. Diese Vergütung hat sich seit 1992 nicht mehr geändert. Innerhalb der Ärzteschaft gibt es Unmut über die Neuaushandlung der Gebührenordnung. Künftig soll die Vergütung gedeckelt werden.
Darüber stritten sich die Delegierten eines außerordentlichen Ärztetages in Berlin, an der auch Matheis teilnahm. Der Trierer Kammervorsitzende läuft sich warm für eine Kandidatur als Vorsitzender der Landesärztekammer. Die Wahl dazu steht im Sommer an.
Beim Neujahrsempfang werden traditionsgemäß die Mitglieder geehrt, die seit 50 Jahren ihren Doktortitel haben. In diesem Jahr waren das Dietmar Appel (Maring-Noviand), Helga Boudriot-Esser (Gerolstein), Roland Brandel (Trier), Rolf Gruber (Trier), Behrouz Nadimi (Stadtkyll), Dankward Raddag (Hermeskeil), Hansjörg-Reichardt (Kenn), Wolfgang Schernikau (Daun) und Günther Schuster (Wittlich). wie

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