Kultur Leuchtpunkt biologischer Vielfalt

Nittel · Die Initiative „Lebendige Moselweinberge“ zeichnet den Nitteler Kalkfelsen aus. Der Festakt ist Teil einer großen Veranstaltungsreihe in der Region.

 Nicht nur für den Weinbau ein wichtiger Faktor: Die speziellen klimatischen Bedingungen am Nitteler Kalkfelsen bieten Lebensraum für verschiedene  Pflanzen- und Tierarten.

Nicht nur für den Weinbau ein wichtiger Faktor: Die speziellen klimatischen Bedingungen am Nitteler Kalkfelsen bieten Lebensraum für verschiedene Pflanzen- und Tierarten.

Foto: Ansgar Schmitz

Der Nitteler Fels sieht nicht nur imposant aus. Er bietet auch Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten und ist als Weinanbaugebiet ein Aushängeschild für die Nitteler Winzer.

Unterhalb einer mächtigen Felswand befinden sich die besten Lagen in der Weinbaugemeinde Nittel. Geschützt vor kalten Nordwinden und mit optimaler Ausrichtung zur Sonne finden die Reben an dieser exponierten Stelle ausgezeichnete Bedingungen für qualitativ hochwertige Weine. Doch der Nitteler Fels ist nicht nur für den Weinbau gut. Zahlreiche Pflanzen, darunter seltene Orchideen, aber auch ortstypische Weinbergpfirsiche, Walnussbäume und viele Kräuter schätzen das spezielle Mikroklima. In den Trockenmauern wohnen Eidechsen, und über allem kreist der Rotmilan in der Luft auf der Suche nach Mäusen und anderen Kleintieren.

Diese von Menschen geschaffene Kulturlandschaft zu erhalten und ihre Einzigartigkeit deutlicher herauszustellen, ist das Ziel der Initiative „Lebendige Moselweinberge“ des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR). Von der Initiative profitieren sollen die Weinbaubetriebe und die Tourismusbranche. Denn Besucher, die eine intakte Kulturlandschaft mit hohem „Erlebnispotenzial“ (DLR) vorfinden, und wissen, welche Arbeitsleistung nötig ist, um die als intakt empfundene Landschaft zu kultivieren und zu erhalten, sind auch eher bereit, höhere Preise zu zahlen und damit die „Wertschöpfung“ bei den Weinbau- und Tourismusbetrieben zu erhöhen.

Ein wesentliches Element in der Werbung für die „Lebendigen Moselweinberge“ sind die von dem DLR geschulten „Natur-ErlebnisBegleiter Mosel“. In Nittel ist Johannes Orzechowski einer dieser „Influencer“, wie es im Internetjargon heißen würde. Der promovierte Physiker hat, nachdem er schon einige Jahre als Kultur- und Weinbotschafter Besuchern die Besonderheiten des Weinbaus nähergebracht hat, 2016 die Weiterbildung zum Natur-ErlebnisBegleiter erfolgreich absolviert und lernte dabei die DLR-Initiative „Lebendige Moselweinberge“ kennen.

Die Kriterien für eine Auszeichnung als Leuchtpunkt der Artenvielfalt im Rahmen der Lebendige Moselweinberge – Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten, das Vorkommen seltener Pflanzen- und Tierarten und die hohe Bedeutung der Weinkulturlandschaft – seien beim Nitteler Fels in nahezu perfekter Kombination erfüllt. So dachten Orzechowski und seine Kollegen Hans-Peter Welter und Alfred Willenbücher, beide aus Wincheringen. Sie schlugen das Naturschutzgebiet mit seinen Kalksteinformationen vor – und zu ihrer großen Freude entschied das DLR, dass der Nitteler Fels in diesem Jahr die Auszeichnung als Leuchtpunkt gemeinsam mit dem Moselbogen in Piesport und dem Würzlay in Lehmen erhalten wird.

Für Johannes Orzechowski ist die Würdigung des Nitteler Felsens als ein besonderes interessantes Fleckchen Erde ein doppelter Gewinn. Denn im Zuge seiner Tätigkeit als Kultur- und Weinbotschafter und als Naturerlebnisbegleiter hat er nun ein zertifiziertes „Objekt“, an dem er die Charakteristika von Flora und Fauna an der Obermosel präsentieren kann. Doch damit nicht genug: Der Hobby-Gärtner hat sich das Ziel gesetzt, verfallene und verwilderte Weinberge mit Trockenmauern zu restaurieren und als Zier- und Gemüsegarten wieder nutzbar zu machen. „Damit habe ich ein Demonstrationsobjekt, an dem man sehr gut anschaulich machen kann, welche harte Arbeit nötig war und weiterhin ist, um diese einzigartige Kulturlandschaft zu schaffen“, sagt Orzechowski.

Die Gäste, denen Orzechowski und seine Kolleginnen und Kollegen die Schönheiten der Region näherbringen wollen, werden intensive Eindrücke nach Hause mitnehmen können.

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