Lokalmatadore unter den Viezäpfeln

Der eine ist nach dem Kelch für Viez benannt, die anderen beiden nach der ältesten Stadt im Weinraum Mosel. Alle drei Apfelsorten geben dem Most ein Aroma, das den hiesigen Viez vom Äppelwoi unterscheidet.

Dem Porzenapfel hört man seine Bestimmung an: Seinen Namen erhielt er nach dem traditionellen Trinkgefäß für Moselviez, Porz. Dass er auch heute noch eine aktuelle Mostapfelsorte im Moselraum ist, verdankt der Porzenapfel dem ehemaligen Obstbauberater der Region Trier. Zu einer Zeit, als der Viez verpönt war, sammelte Eberhard Klitta die für die Apfelweinherstellung so wichtigen Regionalsorten. Dabei stieß er auf den seit 1920 bekannten Zufallssämling aus dem Kreis Trier. In einem groß angelegten Sortenversuch in der Forschungsanstalt für Obstbau Geisenheim schnitt der Porzenapfel mit den höchsten Zuckergehalten bei gleichzeitig hohem Säuregehalt hervorragend ab. Damit hält er genau die Eigenschaften, die Moselviez gegenüber süßem Äppelwoi auszeichnet. Ähnliche Eigenschaften weist der Rote Trierer Weinapfel (Foto) auf. Ein Biss in das saftig-feste Fleisch wird manchen davon überzeugen, dass der saure, leicht herbe Geschmack im Most besser aufgehoben ist als im Frischverzehr. Mit zunehmender Ausreifung steigt jedoch der Zuckergehalt. Früher pflanzte man die auch als Roter Trierischer Mostapfel bekannten Bäume in ganz West- und Süddeutschland, in Luxemburg, Frankreich, der Schweiz und Österreich oft an Straßen. In der Züchtung war er ein gefragter Apfel, der sich bis nach Polen verbreitete. Ein Kind der Region ist der Weiße Trierer Weinapfel geblieben. Ein guter Trierer Viez sollte wenigstens zehn bis 20 Prozent der traditionellen Mostapfelsorte enthalten, sagen Kenner. Das "gewisse Etwas" verleihen die kleinen, an Wildäpfel erinnernden hellen Früchte dem Viez durch ihren hohen Gerbstoffgehalt. Das prägt den regionaltypischen Geschmack und verbessert die Haltbarkeit. Es gab eine Zeit, da galt die eiserne Regel, dass das Viezfass erst zum Nikolaustag am 6. Dezember angestochen werden durfte.

Kathrin Hofmeister

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