Mehr Trierer, weniger Katholiken

Trier · Obwohl in Trier seit Jahren mehr Menschen sterben, als Babys geboren werden, steigt die Einwohnerzahl kontinuierlich. Das liegt daran, dass immer mehr Menschen ihren Wohnsitz in Trier anmelden - wozu wohl auch die vor mehr als sechs Jahren eingeführte Zweitwohnsitzsteuer beiträgt.

Mehr Trierer, weniger Katholiken
Foto: Archiv/Roland Morgen

Trier. Die Moselhauptstadt wächst: 11 068 Menschen haben 2012 in Trier einen neuen Wohnsitz angemeldet. Die offizielle Einwohnerzahl zum Stichtag 31. Dezember 2012 liegt zwar noch nicht vor. "Aber die Vergleichszahlen von Juni 2011 und Juni 2012 zeigen: Die Zahl der Trierer ist von 104 963 auf 105 238 gestiegen", berichtet ein Sprecher des Statistischen Landesamtes. "Das könnte immer noch mit der Zweitwohnsitzsteuer zu tun haben", schätzt der Behördenvertreter.
Zahl der Wohnungen steigt


Um insbesondere Studenten dazu zu bewegen, Trierer Bürger zu werden, hatte die Stadt 2006 eine Abgabe eingeführt für alle, die in Trier nur einen Zweitwohnsitz gemeldet hatten. Nur einen Monat nach Einführung der neuen Steuer stieg die Einwohnerzahl erstmals seit 1997 auf mehr als 100 000.
Die Stadtverwaltung bemüht sich, für den weiteren Bevölkerungszuwachs gewappnet zu sein: In keiner anderen kreisfreien Stadt in Rheinland-Pfalz werden so viele neue Wohnungen gebaut wie in Trier. "Und wir würden noch mehr Baugenehmigungen erteilen, aber wir arbeiten jetzt schon an der Grenze unserer Personalkapaziäten bei der Bearbeitung von Bauanträgen und Bebauungsplänen", sagt Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani. In den nächsten Jahren sollen rund 1500 neue Appartements, Wohnungen und Einfamilienhäuser entstehen. Trotzdem ist die Nachfrage höher als das Angebot - wofür die immer weiter steigenden Mieten ein Indiz sind.
Auch die übrige Infrastruktur wächst nicht ausreichend mit der steigenden Bevölkerungszahl: Die Straßen von und zu den neuen Baugebieten auf den Höhenlagen sind oft verstopft. Das Stadtbusnetz entspricht in Taktung und den hohen Ticketpreisen nicht dem einer Großstadt. Das einzige Hallenbad der Stadt platzt regelmäßig aus allen Nähten, und die Sportvereine kämpfen um Trainingszeiten in den wenigen Sporthallen.
Kreis wächst ebenfalls


Dabei ist landesweit die Einwohnerzahl im vergangenen Jahr gesunken, statt 3 999 293 Rheinland-Pfälzern in 2011 gab es im vergangenen Jahr derer noch 3 997 857. Der leichte Bevölkerungsschwund macht sich allerdings nur in ländlichen Gebieten bemerkbar: "Die rheinland-pfälzischen Oberzentren werden nahezu alle größer", sagt der Sprecher des Statistischen Landesamtes. So können sich zum Beispiel auch Koblenz, Mainz und Kaiserslautern über Zuwächse freuen.
Und auch der Kreis Trier-Saarburg hat als Speckgürtel von Trier zugelegt: Von 142 681 Einwohnern in 2011 auf 143 172 im vergangenen Jahr. Insbesondere das landesweit größte Neubaugebiet, der Ermesgraben in Schweich, hat dazu beigetragen (der TV berichtete).
60 Protestanten mehr


Verluste verbucht dagegen Bistum im als erzkatholisch geltenden Trier: Waren zum Stichtag 31. Dezember 2011 noch 65 245 Trierer Mitglied der katholischen Amtskirche, sank deren Anzahl im Dekanat bis zum Jahresende 2012 auf 64 837.
Die Differenz ist allerdings nicht mit Kirchenaustritten gleichzusetzen. Denn wie viele Katholiken ihre Mitgliedschaft in der Amtskirche innerhalb eines Kalenderjahres gekündigt haben, gibt die Kirche immer erst im darauffolgenden Sommer bekannt. "Bei den Zahlen, die wir bisher nennen können, sind daher auch die verstorbenen Katholiken mitgerechnet", sagt Bistumssprecherin Judith Rupp.
Die Zahl der in Trier wohnenden Protestanten ist dagegen von 2011 auf 2012 leicht gestiegen: von 13 510 auf 13 570.

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