Migranten diskutieren mit Polizisten

Trier · Bei der Auftaktveranstaltung am Dienstagabend hat die Polizei im Rahmen ihres Projekts "Zehn plus zehn" Polizisten und Migranten ins Trierer Rathaus eingeladen. Nach insgesamt drei Etappen soll aus den gegenseitigen Berichten ein allgemein gültiger Kultur-Knigge entstehen, der die Arbeitsweise der Polizei, aber auch die kulturelle Vielfalt der Migranten aufzeigt.

Trier. Provokant werden Polizisten und Migranten einander im Großen Saal des Rathauses gegenübergesetzt. Angestauter Frust über die letzte Polizeikontrolle oder andere Ärgernisse sollen bei "Zehn plus zehn" angesprochen werden. Bei der Auftaktveranstaltung diese Woche führten zehn Trierer mit Migrationshintergrund mit zehn Polizisten Gespräche. Der Beirat für Migration hat das Projekt entwickelt, um das gegenseitige Verstehen zu fördern.
"Es wäre schön, wenn beispielsweise bei der Ausbildung bereits auf unterschiedliche Herkunft eingegangen würde", sagte Larissa Naegler, die für die Migranten vortrug. Auf Pinnwänden wurden alle Eindrücke, speziell aber die negativen, gesammelt: Von Migranten zum Beispiel, die während des Polizeieinsatzes die deutsche Sprache vergessen, und von Polizisten, die mit Vorurteilen belastet Kontrollen durchführen. Mit Charme und bedachten Worten wird erzählt - aber ein Blatt vor den Mund nimmt niemand bei den Geschichten. "Es ist richtig. Die Probleme sollen beim Namen genannt werden", sagt Moderator Hubertus Kesselheim.
"Probleme mit der Polizei hatte ich bisher keine", sagt Larissa Nae gler, die mit bolivianischem Aussehen und deutschem Denken zwischen beiden Gruppen steht. Sie wurde aus Bolivien adoptiert und wuchs bei einer deutschen Familie auf, wie die junge Psychologin nach der Veranstaltung erzählt. "Ich kann beide Seiten deshalb sehr gut nachvollziehen."
Polizist Andreas Féchir ist es wichtig, "dass hinter die Fassade auf den Menschen geblickt wird und nicht auf Vorurteile." Bei den beiden weiteren Auflagen von "Zehn plus zehn" am 20. und 27. Februar geht es um Offenheit von Migranten im Hinblick auf Polizeikontrollen und um ein Verständnis für die fremde Kultur. Am Ende der Veranstaltungsreihe soll ein Kultur-Knigge stehen, der beiden Seiten den richtigen Umgang miteinander erläutert. cig
Migranten, die beim Projekt "Zehn plus zehn" mitmachen möchten, können sich an die Vorsitzende des Migrationsbeirats, Maria Duran Kremer, wenden: Telefon 0175/4028568.
Extra

Bürger mit Migrationshintergund sind eine Gruppe, die innerhalb der Polizei unterrepräsentiert ist. Seit Jahren versucht die Polizei Trier, Männer und Frauen aus Migrantenfamilien zu ermutigen, sich für den Polizeidienst zu bewerben. Jeder Bürger eines EU-Staats kann sich in Deutschland als Polizist bewerben. Wer aus einem Land außerhalb der EU stammt, braucht eine Niederlassungserlaubnis. Weitere Infos zu den Einstellungsvoraussetzungen findet man im Internet unter www.polizei.rlp.de/einstellung bc

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