Militär und Rüstung sind nicht nachhaltig

Nachhaltig leben - für immer mehr Menschen ist das wichtig. Wie kann die Menschheit die vorhandenen Ressourcen auf der Erde verantwortungsbewusst nutzen? Diese Frage wird nicht nur in der großen Politik gestellt, sondern auch im Lokalen: In Trier zum Beispiel die Arbeitsgemeinschaft Frieden. An dieser Stelle erklärt ein Referent in loser Folge, wie sich Nachhaltigkeit in der Region konkret leben lässt. Heute: Markus Pflüger.

 Markus Pflüger.Foto: privat

Markus Pflüger.Foto: privat

Jede Minute stirbt ein Mensch an den Folgen einer Gewehrkugel, einer Handgranate oder einer Landmine. Die vielen Waffen exportierenden deutschen Unternehmen sind auch in unserer Region zu finden, beispielsweise die Firma DIEHL im saarländischen Nonnweiler. Deutsche Exporte von Kriegswaffen und Rüstungsgütern haben sich in den letzten Jahren verdoppelt - auch in Diktaturen und autoritären Regime.
Zuletzt wurde bekannt, dass deutsche Waffen auf beiden Seiten in Syrien im Einsatz sind. Der Einsatz der Waffen trifft immer mehr Zivilisten, sogenannte Kollateralschäden nehmen zu. Kriege sind nicht nur für die Soldaten traumatisierend bis tödlich.
Selbst wenn die Waffen und Rüstungsgüter nicht eingesetzt werden, binden sie finanzielle Mittel, die nicht mehr für Umweltschutz, Bildung und Armutsbekämpfung zur Verfügung stehen.
Die Wehrtechnische Dienststelle in Trier prüft einige der eingesetzten und exportierten Waffensysteme, in Trier werden beispielsweise Panzer durch Tests optimiert. Das geschieht auch gemeinsam mit Rüstungsfirmen, sodass private Rüstungskonzerne von Mitteln des Verteidigungsministeriums profitieren.
Am 16. Januar stürzte ein 30 Millionen teurer Tornado vom Fliegerhorst Büchel in der Eifel ab. Der Absturz führt uns vor Augen, welche Gefahren von den Fliegerhorsten in unserer Region Büchel, Spangdahlem und Ramstein ausgehen. Denn menschliches und technisches Versagen sind nie auszuschließen. Zum Glück kamen im Januar keine Menschen direkt zu Schaden, aber jeder Absturz ist beispielsweisedurch Treibstoffaustritt für die Umwelt schädlich. In Büchel lagern zudem Atomwaffen - ein enormes Risiko und ein schreckliches Zerstörungspotential. Deswegen setzen sich zahlreiche Friedensgruppen dafür ein, dass die Atomwaffen in Büchel verschrottet statt modernisiert werden.
Wer nach dem Warum fragt, findet neben den verteidigungspolitischen Richtlinien, die Wirtschaftsinteressen benennen, auch die handfesten Interessen einiger Großbanken, die im Atombombengeschäft kräftig mitmischen. Hier kann jeder von uns etwas ändern und eine Bank wählen, die nur ökologische und soziale Projekt fördert. Hinweise gibt es unter www.bankwechsel-jetzt.de. Das Militär verbraucht nicht nur immense Mengen an Steuergeldern, sondern auch endliche Ressourcen wie Treibstoff. Der Start eines Kampfjets in Spangdahlem entspricht der Durchfahrt von 500 Bussen durch ihr Dorf, rechnet die Bürgerinitiative der Erweiterungsgegner Airbase Spangdahlem vor.
Nachhaltigkeit und Militär sind also nicht vereinbar. Darum engagieren wir uns als AG Frieden gegen die Militarisierung der Gesellschaft, beispielsweise durch Bundeswehrwerbung, und gegen die Rekrutierung von Kindersoldaten, die es laut Kinderrechtsorganisationen auch bei der Bundeswehr gibt.
Wir wollen, dass zivile Konfliktbearbeitung und Friedensfachkräfte endlich angemessen gefördert werden, ebenso wie Abrüstung und Konversion. Wir setzen uns in der Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel für ein Ende der Rüstungsexporte ein: www.aufschrei-waffenhandel.de.
Dazu gehört die Aufnahme eines grundsätzlichen Verbotes von Rüstungsexporten im Grundgesetz und eine generelle Veröffentlichungspflicht aller geplanten und tatsächlich durchgeführten Exporte von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern.
Bei der aktuellen Genehmigungspraxis fehlt immer noch die von Amnesty international geforderte rechtlich verbindliche Menschenrechtsklausel.
Der Druck aus der Zivilgesellschaft heraus ist wichtig. Im Weltladen der AG Frieden gibt es nicht nur fair gehandelte Produkte, sondern auch Informationen zu Bankenwechsel, zum Ostermarsch in Büchel am 21.April und Unterschriftenlisten der Kampagne gegen Rüstungsexporte.Extra

Markus Pflüger hat in Saarbrücken, Metz und Québec Geografie und Soziologie studiert und ist seit 2000 Referent für Friedensarbeit der Arbeitsgemeinschaft Frieden in Trier, welche im Friedens- & Umweltzentrum den Weltladen betreibt und ihr Büro hat. Neben Erinnerungsarbeit setzt er sich mit seiner Arbeit für ein humanes Asylrecht, gegen Rassismus und Neofaschismus sowie für weltweite soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte statt neoliberaler Globalisierung und Ausbeutung ein.

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