Mit dem Roller durch die "Hinnichtgaaß"

Möglichst authentische Musik mit Liedern auf Eifeler Platt: Das war das Ziel bei der Gründung der "Trouliechter" vor 25 Jahren. Die Band "Bläck Fööss" war Vorbild - heute genießen die "Trouliechter" selbst Kultstatus.

Kordel. (alf) Es begann auf einer Kommunionfeier im Frühjahr 1983: Paul Michael Maigler und Jupp Kühnemund kamen bei einem Glas Wein ins Gespräch und schwärmten beide von den "Bläck Fööss". Diese waren damals schon der Inbegriff des musikalischen Kölner Karnevals. Maigler und Kühnemund fassten den Entschluss, eine eigene Mundart-Band zu gründen. Werner Lichter schloss sich als Erster an, in den Folgemonaten kamen weitere Musiker aus dem Raum Trier/Kordel hinzu. Und alle vereinte ein Ziel: "Wir wollten mit Spaß eine möglichst authentische Musik mit Liedern auf Eifeler Platt machen", sagt Bandleader Maigler. Erste Auftritte bei den Bunten Abenden des Kordeler Karnevalvereins 1984 quittierte das Publikum mit tosendem Applaus. Bald waren die "Trouliechter" die Kordeler Haus- und Hofband schlechthin, mit Liedern und Sketchen bei Heimat- und Mundartabenden vertreten, und natürlich beim Karneval. Der Song "Mir foahren mat dem Roller duarch den Hinnichtgaaß" wurde einer der größten Erfolge. Höhepunkte der Bandgeschichte waren ein Auftritt in der SWR-Sendung "Glaskasten" und als Vorgruppe bei einem "Höhner"-Konzert in Kordel.

Beim Fernsehen versagte die "Blutwaschanlage"



Die schwärzeste Stunde ihrer Laufbahn erlebten die "Trouliechter" ausgerechnet, als 1986 RTL beim Bunten Abend im Bürgerhaus filmte. Szenen bei einem legendären Trierer Nervenarzt wollte die Band in Operettenform darbieten; eine monströse, selbst gebaute Apparatur, eine "Blutwaschanlage", sollte in passenden Momenten für die Begleitgeräusche sorgen. "Die Maschine ging nicht, und wir haben uns von der Bühne gestohlen", erinnert sich Maigler. Bevor sie gingen, gaben sie noch das "Kacklied" zum Besten und traten damit vollends ins Fettnäpfchen. "Die Kordeler haben uns zerrissen und gesagt, wir hätten das ganze Dorf blamiert", so der Bandleader.

Die in den Stunden der Niedergeschlagenheit gereifte Überlegung, die Band aufzulösen, wurde nach einem glanzvollen Auftritt beim zweiten Bunten Abend wieder fallen gelassen. Typisch "Trouliechter": Die Band machte aus der Not eine Tugend und rettete sich durch Selbstironie aus der misslichen Situation.

Das Geburtstagsfest der "Trouliechter" steigt am kommenden Freitag, 5. September, ab 20 Uhr, im Festzelt am "Alten Bahnhof" in Kordel. Mit dabei ist die Eifel-Mundartsängerin Sylvia Nels. Der Eintritt ist frei.EXTRA Der Name: Früher bastelten Kinder ihre Martinslaternen aus Runkelrüben. Diese Leuchten nannte man in der Eifel "Trouluuchten" oder "Trouliechter ". Die Besetzung heute: Jupp Kühnemund (Gesang, Gitarre), Werner Lichter (Tenorhorn, Percussion), Günter Loch (Keyboard, Akkordeon, Gesang), Werner Orth (E-Bass), Volker Kranz (Schlagzeug), Guido Gangolf (Gesang), Paul Michael Maigler (Harmonika, Geige, Banjo, Mandoline, Gesang). Verstärkung beim Fest: Klaus-Peter Müller (Tuba, Posaune, Gesang), Thorsten Kranz (Trompete), Manuel Hahn (Trompete). Das Repertoire: Etwa 300 selbst arrangierte und auf Eifeler Platt umgetextete Kölsche Lieder, Folklore, Schlager, Rock; rund 80 selbst komponierte Lieder. Bekannteste Titel: Haut ass haut, Kättchie gieh mol zaapen, Den Eefel Kylltal-Blues. Die Tonträger: Mitgestaltung CD "So klingt's in Trier-Land", Musik-Cassette "Wat hunn mir Gleck", CD "Sprang op op iesen Zuch". Die Ziele: Liederprojekt auf Platt mit Kordeler Kindern; Produktion einer neuen CD im Jahr 2009. (alf)

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