Mit dem Zollstock durch Trier

TRIER. Für einen barrierefreien Kultur- und Regionalführer ist der Club Aktiv derzeit dabei, Sehenswürdigkeiten rund um Trier zu vermessen. Die Arbeit übernehmen Ein-Euro-Jobber.

"Ein Meter und vierzig Zentimeter", ruft Esther Dostert ihrem Kollegen zu. Hermann Luxemburger notiert das Maß auf einem Fragebogen. "Jetzt die Höhe des Waschbeckens", sagt er. Jedes einzelne Teil der Einrichtung der Behindertentoilette im Spielzeugmuseums nehmen Esther Dostert, Hermann Luxemburger und ihre Kollegen unter die Lupe. Kooperation mit Luxemburg

Nicht ohne Grund: Im kommenden Frühjahr möchte der Club Aktiv e. V. den barrierefreien Kultur- und Regionalführer "Porta libertas" herausgeben (der TV berichtete). Menschen mit Handicap können sich damit über die Vorzüge und Tücken jeder Sehenswürdigkeit in und rund um Trier informieren. Schließlich sind die Bedürfnisse behinderter Menschen unterschiedlich: Während ein blinder Mensch problemlos eine Treppe hinauf gehen kann, stellen die Stufen für den Rollstuhlfahrer ein unüberwindbares Hindernis da. "Unser Ziel ist es, dass Behinderte Menschen mit Hilfe unseres Kulturführers eigenverantwortlich ihre Tour durch die Stadt planen können", erklärt Silke Schares vom Club Aktiv. Da das Projekt in Kooperation mit der Kulturhauptstadt Luxemburg 2007 erscheint, müssen etliche Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungsorte, Gaststätten und Unterkünfte in der Region zwischen Luxemburg und Trier vermessen werden. Rund 6000 Objekte stehen auf dem Plan. Ein enormer Arbeitsaufwand, für den der Club Aktiv auf Helfer angewiesen ist. In Zusammenarbeit mit der Arge hat der Verein so genannte "Ein-Euro-Jobs" geschaffen. Arbeitslosengeld-II-Empfänger können so wieder tätig werden. Für 15 neue Mitarbeiter hat der Club Aktiv auf diese Weise Stellen geschaffen. "Die Mitarbeiter wurden geschult und für die Bedürfnisse behinderter Menschen sensibilisiert", sagt Silke Schares. Als Vermesser tätig zu werden, hätte sich Hermann Luxemburger vor ein paar Monaten nicht träumen lassen. Der arbeitslose Kraftfahrer ist seit Beginn des Projektes dabei und verdient so ein paar Euros zu seinem Arbeitslosengeld dazu. Die Arbeit in der Gruppe mit vier anderen Kollegen macht ihm sichtlich Spaß. Pro Tag stehen fünf Stunden Vermessungsarbeiten an. "Ich hoffe, dass es mir hilft, einen Job zu bekommen", sagt Hermann Luxemburger. Silke Schares ist mit der Arbeit der neuen Mitarbeiter sehr zufrieden. Projekt läuft bis 2008

Das Projekt des barrierefreien Kulturführers läuft noch bis 2008. Neben der gedruckten Form wird es eine Veröffentlichung in einer barrierefreien Internetdatenbank geben, in der sich auch blinde Menschen informieren können. Akustische Beschreibungen ersetzen dabei die schriftlichen Informationen. Bis es soweit ist, müssen Hermann Luxemburger und seine Kollegen noch so manches Mal den Zollstock zücken.

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