"Mit Herz und Hand"

Zum Bericht "Lernen fürs Leben – nicht für die Industrie" (TV vom 22. September):

Lernen fürs Leben - nicht für die Industrie. Diese Aussage ist unsinnig, denn industrielle Entwicklung und Produktion sind Teile unseres zivilisatorischen Prozesses und unseres gesellschaftlichen Lebens. Deshalb handelt es sich bei dem Zitat um ein Missverständnis. Ich habe versucht darzustellen, welche zentrale Aufgabe die schulische Erziehung heute hat. In Kürze: In einer Gesellschaft, in der soziale und berufliche Veränderungen eine immer größere Beschleunigung erfahren, in der keine klaren Ordnungen bestehen, sondern alle Werte und Verhaltensmuster offen und gestaltbar sind, müssen Jugendliche die Fähigkeit zu eigener sozialer Gestaltung und Verantwortung entwickeln. Deshalb versuchen Waldorfschulen, eine ausgewogene Entwicklung der Persönlichkeit zu ermöglichen, in der nicht nur aktuelle technische Kenntnisse, sondern auch intellektuelle und künstlerische Fähigkeiten vermittelt werden. Mit "Herz und Hand" auszubilden, wird angestrebt. Starke, individuelle Persönlichkeiten mit vielen Fähigkeiten, die in der Lage sein sollen, sozial verantwortungsvoll ihre eigenen Impulse zu realisieren, ist ein Aspekt unseres Leitbildes. In diesem Sinne hat Schule im Bildungsprozess nicht nur Wissensstoff zu vermitteln. Denn es ist eher unwahrscheinlich, dass dieser für das spätere Leben direkte Relevanz hat. Wichtiger ist es, Erfahrungs- und Lernsituationen zu schaffen. Auch ehemalige Schüler unserer Schule sind heute in der Industrie tätig - als Ingenieure, Mechatroniker, Informatiker und Systemelektroniker. Hans Wunsch, Waldorfschule Trier

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