Mit Lieblingsbuch und Kuscheltier

TRIER. Lesen bis zum Abwinken durften die Kinder bei der zweiten Trierer LeseRattenNacht im Haus Fetzenreich. Doch nicht nur das: Auch Spielen, Malen, Basteln und Tanzen gehörten zum Angebot. Das Wichtigste für die Kleinen aber war: ganz spät schlafen gehen, denn Leserattennächte sind lang.

An konzentriertes Lesen oder nur im Lieblingsbuch schmökern ist nicht zu denken am frühen Samstagabend. "Das kommt noch", weiß Diana Ruhmöller noch von der Premiere im vergangenen Jahr. 70 Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren aus Trier und Umgebung haben das Haus Fetzenreich auf allen Etagen fest im Griff - von Müdigkeit keine Spur. Christoph Schneider, den alle "Mister Fetz" nennen, ruft auf zur ersten Kissenschlacht des Abends. "Au ja!", schallt es durch die Räume. Kurz darauf fliegen in der Krypta im Kellergeschoss Kissen und Federn. Nach einer Viertelstunde Herumtollen versammeln sich die Kinder zu Workshops. Da werden Namensschilder beschrieben und Lesezeichen hergestellt, dort wird ein Lied getextet - aus aktuellem Bezug zum Grand-Prix-Finale in Instanbul. "Wir können rocken, rappen und singen und dabei auch ganz gut klingen. Wir sind in der LeseRattenNacht." Schon ist der Refrain fertig. Auch im abgedunkelten Saal im Obergeschoss, der später als Gemeinschafts-Schlafsaal dienen wird, erklingt Musik, und Spots auf eine Disco-Kugel zeichnen wandernde bunte Punkte an Wände und Decke. Szenenwechsel: In der dunklen Krypta heißt das Thema "Gruselgeschichten". Es geht reihum beim Vorlesen. Die Taschenlampe wird weitergereicht, und es ist mucksmäuschenstill. Mittlerweile wird überall in kleinen Grüppchen gelesen, oder Kinder haben es sich vereinzelt auf einem Rucksack gemütlich gemacht. Meist haben die Kinder ihre Lieblingsbücher dabei. Jonathan Seider (7 Jahre) aus Mertesdorf hat sich für die "Superstarke Bärengeschichte" entschieden, Bruder Sebastian (10) zieht bei seiner Lektüre Wikinger-Geschichten vor. Der Junge ist bestürzt, sein Bild von den Normannen wackelt: "Die Wikinger haben gar keine Hörner auf den Helmen getragen", hat er aus dem Buch erfahren. Alexandra Matz (10) holt einen ganz dicken Schmöker hervor: Harry Potter 5. "Ich lese das Buch noch mal, da kenne ich schon alles, was kommt", verrät die Leseratte aus dem luxemburgischen Bettembourg. 13 Mädchen und Jungen aus dem Nachbarland, wo es dieses Angebot schon viele Jahre gibt, nehmen teil. Ein paar Meter weiter blättert Olivia Sommer (4) aus Schweich in ihrem Tierbuch. Neben ihr liegt ihr Kuscheltier. Einschlafen ohne das kleine Pferd nicht denkbar. Um 22 Uhr bricht die ganze Gruppe mit Fackeln auf zu einer Wanderung ums Viertel. "Mister Fetz" hat sich mit einer weiteren Gruselgeschichte präpariert, die er am Dom zum Besten gibt. In der Welschnonnenkirche wird ein Lied gesungen. Die LeseRattenNacht ist für viele eine willkommene Abwechslung. "Was hättet ihr heute Abend denn zu Hause gemacht?", fragen wir in die Runde: "Fernsehen geguckt und dann ins Bett gegangen", sagen viele. Zurück im Haus Fetzenreich gibt es zu mitternächtlicher Stunde Götterspeise, serviert von zu Gespenstern verkleideten Betreuern. Die ganz Kleinen sind "platt" und kriechen in ihre Schlafsäcke. Für andere fängt die LeseRattenNacht jetzt erst richtig an. Es ist dunkel im Schlafsaal. Nur Taschenlampen spenden Licht, um noch etliche Seiten im mitgebrachten Buch zu verschlingen.

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