Mitten im Leben trotz Handicap

Trier · Sascha Lang hat mit drei Jahren sein Augenlicht verloren. Dennoch nimmt er aktiv am Leben teil: Bei den Paralympics in London moderierte er eine Radiosendung. Außerdem engagiert er sich im Trierer Behindertenbeirat. Derzeit macht die Woche des Sehens auf das Schicksal sehbehinderter Menschen aufmerksam.

 An der Sparkasse in Trier-Heiligkreuz haben auch blinde und sehbehinderte Menschen durch eine Sprachsteuerung die Möglichkeit, ohne fremde Hilfe Geld abzuheben. TV-Foto: Marius Bales

An der Sparkasse in Trier-Heiligkreuz haben auch blinde und sehbehinderte Menschen durch eine Sprachsteuerung die Möglichkeit, ohne fremde Hilfe Geld abzuheben. TV-Foto: Marius Bales

Trier. Kunstausstellungen betrachten, die Fußballer von Eintracht Trier im Moselstadion spielen sehen oder einen Kinofilm anschauen: Für Hunderte sehbehinderte Menschen in der Region Trier ist das nicht möglich. Auf die Probleme und Herausforderungen blinder Menschen macht vom 8. bis 15. Oktober bundesweit die Woche des Sehens aufmerksam - auch mit Aktionen in Trier (siehe Extra).
Einer, der trotz seines Handicaps vollständig ins gesellschaftliche Leben integriert ist, ist der Trierer Sascha Lang. Mit drei Jahren erblindete er.
Heute hat der 34-Jährige eine Frau und zwei Kinder und arbeitet seit zwölf Jahren bei der luxemburgischen Post. Nebenbei gründete er im Februar 2010 sein eigenes Internetradio - das Slang Radio (der TV berichtete). Sein Team ist mittlerweile von drei auf 15 ehrenamtliche Mitarbeiter gewachsen.
Ein Höhepunkt in diesem Sommer waren Live-Sendungen von den Paralympics in London, durch Spenden finanziert. Bei täglichen Sendungen aus dem deutschen Haus interviewte Lang viele Sportler, gab einen Eindruck von der Stimmung. Die Sendungen wurden im Internet auch in Gebärdensprache übersetzt. Die Kapitänin des deutschen Rollstuhlbasketball-Nationalteams, Marina Mohnen aus Bitburg, begleitete Lang das gesamte Turnier über. "Für mich war das ein unbeschreibliches Erlebnis - vor allem die Abschlussfeier im Londoner Stadion mit 80 000 Menschen", schwärmt Lang. "Das war ein krönender Abschluss nach 13 Tagen Arbeit, 15 Stunden am Tag, wenig Schlaf und viel Spaß."
Um so aktiv zu sein wie Sascha Lang, braucht es ein entsprechendes Umfeld. Die Stadt Trier, findet Lang, hat viele Fortschritte dabei gemacht, die Umgebung für Sehbehinderte anzupassen. Zum Beispiel wurden akustische Warnsignale in die Ampeln integriert, Bushaltestellen barrierefreier gestaltet und am Hauptbahnhof ein sprechender Aufzug eingebaut. Seit Anfang 2012 gibt es in Trier einen Behindertenbeirat, Lang zählt zu den 17 Mitgliedern.
Auch gibt es spezielle Geldautomaten für Blinde und Sehbehinderte. Sie haben eine Tastatur mit Blindenschrift und einen Kopfhöreranschluss, um über eine Sprachsteuerung Geld abzuheben. Bis Mitte 2013 sollen alle rund 100 Sparkassen-Automaten im Kreis Trier-Saarburg diese Funktion anbieten.
Noch problematisch sei das Busfahren, sagt Manfred Hornetz, Vorsitzender des Vereins der Blinden und Sehbehinderten im Regierungsbezirk Trier. Die Haltestellen würden im Bus nicht laut angesagt. Zudem fehlten in der Trierer Innenstadt ertastbare Leitwege, durch die sich Blinde mit Stock ohne Hilfe orientieren könnten. Mit dem Erreichten ist Hornetz dennoch zufrieden: "Die Stadt hat unsere Anliegen immer sehr ernst genommen und uns unterstützt."Extra

 Sascha Lang. Foto: privat

Sascha Lang. Foto: privat

Für die elfte Woche des Sehens hat die Trierer Regionalgruppe des Vereins Pro Retina Deutschland ein zweitägiges Programm zusammengestellt. Der Verein kooperiert mit Christoffel-Blindenmission e. V. (CBM), dem Trierer Brüderkrankenhaus und HörBiz, der Selbsthilfe für Hörbehinderte und Taube in Trier. Samstag, 13. Oktober, ab 10 Uhr im Brüderkrankenhaus, Saal Albertus Magnus: 10 Uhr Begrüßung; 10.30 Uhr Altersbedingte Makuladegeneration, Referent: Dr. Johannes Luttke; 11.15 Uhr Augencamps im Südwesten von Uganda, Peter Borchert, Ruharo-Augenklinik (Uganda); 12.30 Uhr Usher-Syndrom, Dr. Nicole Koppenhöfer; 13.15 Mehr Lebensqualität durch gutes Hören, Laura Hamm; 14 Uhr Retinitis Pigmentosa, Dr. Franzen (Trier); 15 Uhr Tischball für Blinde und Sehbehinderte, Thomas Jäger; 15.15 Uhr "Ich höre schlecht und keiner nimmt Rücksicht", Vanessa Agné, HörBiz; 16 Uhr Forschung Implantat, Dr. Wrobel, Retina-Implant AG Tübingen; 17.15 Uhr Gebärdenschnupperkurs für alle, Kerstin Wolff, HörBiz Trier Montag, 15. Oktober,Trierer Viehmarkt: ab 12 Uhr Infostände zu Erkrankungen der Sinnesorgane, Erlebnismobil, Hör- und Sehtest, Präsentation Blindenführhundschule. red

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